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Zum Jahreswechsel: Rück- und Ausblick der Caritas aus sozialer Sicht: Sozialabbau unter dem Vorwand der Rentensicherung

29.12.2004 – 10:00 

Luzern (ots) -

Im Jahr 2004 hat sich die soziale Ungleichheit in
der Schweiz weiter vertieft. Immer mehr Menschen werden vom
Arbeitsmarkt ausgeschlossen und sind auf staatliche Unterstützung
angewiesen. Die Debatte um die Sicherung der AHV lenke vom Ausmass
der gegenwärtigen sozialen Probleme ab, schreibt die Caritas im
"Sozialalmanach 2005", dem Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der
Schweiz.
1,2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer sind auf
Arbeitslosengeld, eine Invalidenrente oder Sozialhilfe angewiesen.
Insbesondere auf die Sozialhilfe ist der Druck gewachsen. Die
Sozialämter der Gemeinden spürten im Jahr 2004 deutlich die Folgen
eines versteckten Sozialabbaus. Einerseits wurden bei der
Arbeitslosenversicherung die Bezugstage von 520 auf 400 gekürzt,
andererseits erhöhte die 4. IV-Revision die Barrieren für eine
Invalidenrente. "Mit der Einführung von Anreizsystemen wird der
Anspruch auf Existenzsicherung bei der Sozialhilfe zurzeit
relativiert. Das ist problematisch", sagt Carlo Knöpfel, Leiter des
Bereichs Grundlagen der Caritas Schweiz und Autor des "Berichts über
die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Schweiz " im
soeben erschienenen "Sozialalmanach 2005".
Die Caritas schätzt die Lage der AHV weit weniger dramatisch ein,
als die Politik glaubhaft machen will. "Für die Behauptung, die
Altersvorsorge sei in Zukunft nicht mehr finanzierbar, gibt es keine
überzeugenden Belege", zitiert der "Sozialalmanach" eine Studie der
Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. In dieser Studie, die
internationale Vergleiche vornimmt, zeigt sich der schweizerische
Sozialstaat unter intergenerationellem Blickwinkel als relativ
nachhaltig ausgestaltet. "Könnte es sein, dass die Betonung angeblich
grosser Probleme zwischen den Generationen von heute und morgen davon
ablenken soll, welche tatsächlichen sozialen Ungleichheiten sich
innerhalb der heute lebenden Generationen auftun?", fragt Carlo
Knöpfel.
"Erstes Ziel unserer Sozialpolitik muss sein, dass die Menschen
ihre Existenz durch Arbeit sichern können", lautet die Forderung der
Caritas. Die Schweiz könne es sich nicht leisten, so viele Menschen
vom Arbeitsmarkt auszuschliessen. Dies ist gerade auch in Hinsicht
auf die Sicherung der AHV, die über Lohnanteile finanziert wird,
bedenklich. Um diese strukturellen Probleme in den Griff zu bekommen,
muss auch die Wirtschaft ihre Hausaufgaben machen. Sparhysterie und
der Ruf nach mehr Wettbewerb dürfen nicht die einzigen Antworten
sein. "Die Wirtschaft kann nicht ständig nur erleichterte
Rahmenbedingungen fordern, sondern muss vermehrt in die Verantwortung
gezogen werden. Sie soll die Wachstumsschwäche bekämpfen und die
junge Generation in den Arbeitsmarkt integrieren. Nur so können wir
in der Schweiz den viel gelobten Standortvorteil der sozialen
Stabilität bewahren", unterstreicht Carlo Knöpfel.
Sozialalmanach 2005
Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz. Schwerpunkt:
Einsamkeit. Caritas-Verlag, Luzern 2004, 224 Seiten, 34 Franken, ISBN
3-85592-087-7 Bezug bei: Caritas Schweiz, Tel 041/419'22'22, E-Mail
info@caritas.ch, www.caritas.ch/shop.

Kontakt:

Carlo Knöpfel
Leiter des Bereichs Grundlagen der Caritas Schweiz
Mobile: +41/79/651'42'52

Stefan Gribi
Caritas Schweiz
Tel. +41/41/419'22'22
E-Mail: info@caritas.ch
Internet: www.caritas.ch