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Globalisierung der Alkoholwirtschaft: Entwicklungsländer zahlen oft die Zeche

17.06.2003 – 08:30 

Lausanne (ots) -

Bis zu 10 Prozent der Krankheitskosten in
Entwicklungsländern resultieren aus Alkoholmissbrauch und
Alkoholabhängigkeit. Die Einführung neuer alkoholischer Getränke auf
globalisierten Märkten führt in vielen ärmeren Weltregionen zu
veränderten Trinkmustern, die nach Meinung der Autoren eines
WHO-Berichtes das Risiko von Alkoholproblemen erhöhen. Nach Ansicht
der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
können nur klare alkoholpolitische Massnahmen diese
Globalisierungsrisiken vermindern.
In Zeiten, in denen viel über die Globalisierung der Wirtschaft
geredet wird, lassen sich deren Effekte auf die sich entwickelnden
Länder gut an der Rolle alkoholischer Getränke in diesen
Gesellschaften demonstrieren. Eine internationale Autorengruppe hat
in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsbehörde in Genf dazu einen
Bericht veröffentlicht, der umfassend Nutzen und Kosten einer
entwickelten Alkoholwirtschaft in den Ländern der Dritten Welt
darstellt. Unter dem Gesichtspunkt öffentlicher Gesundheit bedeutet
die Überlagerung traditioneller Alkoholherstellung und -verteilung
durch eine industrielle Produktion und massenhafte Vermarktung
alkoholischer Getränke im westlichen Stil vor allem veränderte
Trinkpraktiken der Bevölkerung. Steigt etwa, was oft geschieht, der
Konsum westlicher Statusgetränke (industriell gebrautes Bier etc.),
muss auch mit mehr alkoholbezogenen Probleme gerechnet werden.
Besonders in Weltregionen, deren traditionelle Trinkkulturen mit
häufiger Trunkenheit verbunden sind, erhöht der leichtere Zugang zu
industriellen Alkoholika die Gefahr vermehrter Unfälle und
alkoholbedingter Gewalt.
Keine positiven Effekte des Alkoholkonsums
Die in modernen Gesellschaften festgestellten Schutzeffekte
moderater Alkoholmengen für Herz-Kreislaufkrankheiten kommen in
Entwicklungsländern mit ihrer niedrigeren Lebenserwartung der
Bevölkerung nicht zum Tragen. Auch der gesundheitliche Gewinn an
Hygiene durch industriell hergestellte Getränke gegenüber der
Heimproduktion sollte laut WHO-Bericht nicht überbewertet werden. Die
wirtschaftlichen Vorteile, etwa in Form von Arbeitsplätzen oder
Steuereinnahmen, die sich viele arme Länder von einer industriellen
Alkoholwirtschaft versprechen, fallen ebenfalls gering aus und werden
durch die negativen Effekte des Konsumanstiegs und der damit
einhergehenden Alkoholprobleme mehr als aufgehoben. Für die
Autorengruppe kann das Globalisierungsrisiko modernisierten
Alkoholkonsums in den Entwicklungsländern nur durch eine klare
Alkoholkontrollpolitik eingegrenzt werden.
Quelle: Finnish Foundation for Alcohol Studies in collaboration
with the World Health Organisation: Alcohol in developing Societies.
A Public Health Approach. Helsinki 2002

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