Verein Zürcher Museen
Charlotte Perriand macht das Museum für Gestaltung Zürich zum Museum des Monats August Von Peter Schneider
Zürich (ots) -
Charlotte Perriand (1903-1999) war Weggefährtin von Le Corbusier und eine der bedeutendsten Möbelentwerferinnen und Innenarchitektinnen der Moderne. In einer grosszügig angelegten Ausstellung werden das faszinierende Werk und die starke Persönlichkeit der wenig bekannten Design-Pionierin vorgestellt. Für diese Pionierleistung wurde das das Museum für Gestaltung Zürich vom Verein Zürcher Museen (VZM) zum Museum des Monats August gewählt.
Ein prächtiger Sandstein in der Form eines zunehmenden Mondes stellt sich als erstes ins Blickfeld - und hinter dem Fundstück vom Strand sind gleich schon Tische, Stühle und Gestelle von Charlotte Perriand auszumachen. So wird in der Ausstellung der für Perriand so wichtige Zusammenhang zwischen vorgefundener, organischer Form und artifizieller, bis ins letzte Detail durchdachter Gestaltung auf selbstverständliche Weise augenfällig.
Die Designerin hat in den Dreissigerjahren immer wieder am Ärmelkanal Ausschau nach Knochen und Steinen gehalten. Deren vollkommene Formen beleuchtete sie in Fotografien aus verschiedensten Perspektiven. Aber nicht nur in der Natur, sondern auch auf Schrottplätzen wurde sie fündig bei ihrer Suche nach magischen Objekten, die sie zu funktionaler Gestaltung inspirierten.
Von 1927 bis 1937 war Charlotte Perriand im Atelier von Le Corbusier und dessen Cousin Pierre Jeanneret für Wohnungseinrichtungen zuständig. Dabei hat sie massgeblich die beliebten Sessel und Liegen aus Stahlrohr mitentwickelt. Auch später liebte sie es, Möbel nicht als blosse Artefakte, sondern in Zusammenhang mit der entstehenden Architektur zu gestalten. So etwa, als sie in Hochsavoyen die schlichten Intérieurs für das riesige Ski-Resort Les Arcs erarbeitete.
Die Möbel von Charlotte Perriand sind als zeitlose Klassiker bis heute erhältlich. Die Leistung der Ausstellung ist es, erstmals in dieser Breite die von Perriand zusammengetragene Bilderwelt auszubreiten, aus welcher ihr Design schöpfte. Nebst den Fotografien von Knochen, Steinen, Blechen und Eisenteilen sind dies Bilder von spektakulären Gebirgslandschaften, von antiker griechischer und neuzeitlicher, namenloser Architektur sowie eigenwillige Porträts sitzender Menschen. Ein Mann in grobem Tuch sitzt auf schmalem Bootsrand; ein Arbeiter stützt den Rücken an einer kleinen Mauer ab, eine korsische Bäuerin schmiegt sich ins Tuch einer Liege: Die Körperhaltungen der Porträtierten scheinen die Künstlerin direkt zu Entwürfen von Bänken und Stühlen inspiriert zu haben.
Charlotte Perriand hat das Medium Fotografie aber auch als engagierte Politaktivistin eingesetzt. Mit wandhohen Collagen und starken Bildgegensätzen machte sie auf die Misere in Paris aufmerksam: Ein breiter Teil der Bevölkerung hauste in Elendsvierteln und hatte nicht an den Errungenschaften des Maschinenzeitalters teil. Perriand beliess es nicht bei der Klage: Sie entwarf auch Möbel fürs kleine Budget. Die Ausstellung gewährt schliesslich Einblick in die Lebenswelt der Designerin: Sie tankt Energie beim Klettern und erholt sich am Strand. Man lernt Charlotte Perriand als selbstbewusste, naturverbundene, strahlende Frau kennen. Eine starke Person steht hinter dem klaren Werk.Die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstr. 60, Zürich, dauert bis 24. Oktober.
Dienstag bis Sonntag 10 - 17 Uhr, Mittwoch 10 - 20 Uhr. Montags geschlossen.
Ausstellungsprogramm: www.museum-gestaltung.ch
Kontakt:
Bernadette Mock
Leitung Kommunikation
Schule für Gestaltung Zürich
E-Mail: bernadette.mock@zhdk.ch
Tel.: +41/43/446'67'04
oder
Yves Schumacher
Geschäftsführer Verein Zürcher Museen
E-Mail: info@museen-zuerich.ch
Tel.: +41/44/991'14'14