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Mediengipfel in Lech startete hochkarätig
Lech/Zürs (ots) -
Mit prominent besetzten Diskursen über Europa ging gestern die vierte Auflage der Veranstaltungsreihe "Mediengipfel am Arlberg - Auslandskorrespondenten diskutieren in Lech" in Szene. Noch bis Samstag tauschen sich in der frisch verschneiten Gemeinde Lech Zürs führende internationale Medienvertreter zum Thema "Europäischer Traum - Europäisches Trauma" aus. Erwartet werden in Lech u.a. noch der ungarische Staatssekretär Gergely Pröhle sowie Österreichs Außenminister Michael Spindelegger.
Rund 60 Auslandskorrespondenten und Meinungsführer versammelten sich gestern Abend im *****Superior Hotel Aurelio in Lech zum Auftakt des diesjährigen Mediengipfels. Ist die europäische Währungsunion in Gefahr oder findet die EU künftig eine politische Stimme? Wie entwickelt sich der europäische Geist angesichts anhaltender wirtschaftlicher Erschütterungen? Diesen Themen widmete sich der mit Spannung erwartete Dialog zwischen dem deutschen Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger und Andreas Braun, dem intellektuellen Kopf der Swarovski Kristallwelten. Enzensberger, der von Braun launig als selbstständiger Anarchist vorgestellt wurde, bekannte eingangs, dass er Brüssel betrachtend zur Skepsis neige. Zweifellos habe die EU viel Positives gebracht, doch die permanenten Mechanismen der Vergrößerung, sowie die Tatsache, dass im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Volkswirtschaften zusammengespannt wurden, habe zu immer größeren Problemen geführt. Enzensberger riet dazu nicht alternativlos über die Zukunft Europas nachzudenken. Das Motto "Augen zu und durch" bzw. nicht in Szenarien zu denken, käme einer Beleidigung der menschlichen Vernunft gleich. An der Überdehnung seien historisch betrachtet etliche Weltmächte zerbrochen, das Schrumpfen auf ein gesundes Maß müsse auch im europäischen Kontext ein Denkmodell sein. Enzensberger und Braun plädierten für ein Europa der Abschattungen, die dem real existierenden Europa der unterschiedlichen Regionen und Geschwindigkeiten entspräche. Enzensberger warnte mit Blick auf die Geschichte Europas vor den Gefahren einer eindimensionalen Harmonisierung des Kontinents. "Auch das Phänomen der 'Blase' ist nichts Neues", zeigte Enzensberger mit Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa auf. Staatsbankrotte sind in der Geschichte immer wieder vorgekommen. Allerdings sei die Dimension der wirtschaftlichen Schieflage einzelner Volkswirtschaften in gesellschaftspolitischem Kontext höchst problematisch. Dadurch entstehe eine neue Spezies, eine Masse junger Menschen, die quasi "überflüssig" ohne Jobperspektive seien.
Vor diesen sozialen Sprengsätzen warnte auch eine prominent besetze Diskussion im Anschluss an den Dialog Enzensberger/Braun. Unter der Leitung von Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin der österreichischen Tageszeitung "Der Standard", diskutierten führende Medienmacher Europas - u.a. Markus Spillmann (CR NZZ - Neue Zürcher Zeitung), Bernard Maissen (CR der Schweizer Depechen Agentur), Ambros Kindel (Ressortchef Außenpolitik der APA - Austria Presse Agentur), der ehemalige ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser, sowie Hendrik Schott vom südafrikanischen Medienkonzern Naspers. Spillmann betonte, dass man sich im europäischen Kontext den drohenden Staatsbankrott einzelner Länder nicht leisten könne. Viel zu viele Individuen seien in Folge vom sozialen Abstieg betroffen, es sei gefährlich, wenn Menschen in die Arbeitslosigkeit quasi hineingeboren würden. Einig zeigte sich die Runde in ihrem Bekenntnis zum europäischen Gedanken und warnte in diesem Zusammenhang auch vor allzu viel Pessimismus. Europa sei keineswegs am Ende, betonte etwa Kindel, die EU sei aber zweifellos in einer selbstverschuldeten Krise. Das europäische Projekt sei - mit dem Abstand eines südafrikanischen Korrespondenten betrachtet - ein sehr positives Projekt, so Schott. Und Oberhauser bekräftigte: "70 Jahre kein Krieg in Europa - allein diese Tatsache rechtfertigt alles!" Einig zeigte sich die hochkarätige Medienrunde auch in der Einschätzung der europäischen Repräsentanten: Die EU habe kaum charismatische Persönlichkeiten, in Folge wären auch Themen aus Brüssel an die Medienkonsumenten kaum vermittelbar. Obwohl rund 70% der Gesetze in Brüssel "vorgekocht" würden, sei die EU-Berichterstattung nicht sexy!
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