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Medi24-Forum: Wege aus der Krise der ambulanten Notfallversorgung

30.03.2007 – 11:35 

Bern (ots) -

Hausärzte können nicht ersetzt werden - aber durch Medizinische
Call-Centers entlastet
Seit dem Massenprotest der Hausärzte vom 1. April
letzten Jahres auf dem Berner Bundesplatz gilt dieses Datum als "Tag
der Hausarztmedizin". Just auf den 1. April 2007 führt der Bund nun
aber ein neues Tarifsystem ein, das den Grundversorgern die
Notfallpauschale um 20 Prozent kürzt. Die Hausärzte fühlen sich über
den Tisch gezogen und befürchten zum Teil schon das Ende ihres
Berufsstandes. An einer Tagung in Bern wurde versucht, Auswege aus
der Krise der medizinischen Notfallversorgung zu finden.
Wenn der Arzt in der Nacht zu einem Notfall ausrückt, soll er
künftig statt rund 150 nur noch 120 Franken als Notfallpauschale
erhalten. Dies ist aber nur ein Punkt, der den Grundversorgern zu
schaffen macht: Sie bemängeln beispielsweise auch, dass sich viele
Kantone nicht an den Infrastrukturkosten beteiligen, die den
Hausärzten aus dem Notfalldienst erwachsen, oder sie weisen darauf
hin, dass jeder Notfall-Dienstleistende pro Jahr auf unbezahlten
Rechnungen in der Höhe von durchschnittlich 5000 Franken sitzen
bleibt.
Zeichen fehlender Wertschätzung
Für die Grundversorger sind solche Erscheinungen Zeichen fehlender
Wertschätzung. Es ist denn auch nicht verwunderlich, dass der Beruf
des Hausarztes nicht mehr attraktiv scheint. Bereits heute ist über
die Hälfte der rund 6500 Grundversorger in der Schweiz älter als 52
Jahre; der Nachwuchs fehlt und gerade in ländlichen Gebieten ist es
oft schier unmöglich, einen Nachfolger zu finden. Die Suche nach
Lösungen dieser Probleme kann nicht mehr auf die lange Bank geschoben
werden.
Am 4. Medi24-Forum für Gesundheitsmanagement, das dieser Tage (am
29. März) in Bern stattgefunden hat, ging es darum, mögliche
Alternativen aufzuzeigen. Rund 100 Personen, vorwiegend aus dem
Bereich des Gesundheitswesens, nahmen teil an dieser Veranstaltung,
die unter dem Titel stand: "Die ambulante Notfallversorgung in der
Krise - werden die Karten neu verteilt?" Zur Diskussionen standen in
erster Linie Modelle mit Medizinischen Call-Centers, die die Dienste
der Hausärzte nicht ersetzen, aber entlasten können.
Statt 1300 nur noch 220 Stunden Notfalldienst
Bereits einen Schritt weiter als die Schweiz ist Holland, wo vor
einigen Jahren damit begonnen wurde, den ambulanten Notfalldienst zu
reorganisieren. Die Hausärzte betreiben dort ambulante
Notfallzentren, welche mit Medizinische Call-Centers eng
zusammenarbeiten. Hier werden die Anrufe entgegengenommen und
geschultes Personal rät dann - je nach Schwere der Gesundheitsstörung
- zur Selbstbehandlung, oder es wird eine Arztkonsultation bzw. ein
Hausbesuch durch den Notfallarzt organisiert.
Diese Methode habe nicht nur mitgeholfen, Kosten einzusparen,
sondern sie habe auch stark dazu beigetragen, die Hausärztinnen und
Hausärzte zu entlasten, so Harrie van Rooij, Hausarzt und
Qualitätsbeauftragter eines Notfallzentrums in Tilburg (NL), der auch
mitverantwortlich ist für die Reorganisation und die Qualität des
ambulanten ärztlichen Notfalldienstes in den Niederlanden. Hatten die
Hausärzte vor Beginn der Reorganisation noch je 1300 Stunden jährlich
Notfalldienst leisten müssen, stehen sie neuerdings nur noch 220
Stunden im Einsatz, Nach anfänglicher Skepsis seitens der
Grundversorger möchte deshalb laut Angaben van Rooijs kaum mehr ein
Hausarzt zu den früheren Bedingungen zurückkehren. Dass gleichzeitig
aber grosse Anstrengungen gemacht werden müssen, um eine hohe
Qualität dieser Dienstleistung sicherzustellen, erläuterte Hay Derkx,
langjähriger Hausarzt und heute Leiter eines Medizinischen
Call-Centers in den Niederlanden.
Preisgekröntes Modell in Bern - Pilotprojekte in ländlichen
Regionen
Über ähnliche Versuche einer Zusammenarbeit zwischen dem führenden
schweizerischen Call-Center und Grundversorgern berichtete Andreas
Meer, Medizinischer Leiter und Mitglied der Medi24-Geschäftsleitung.
So kam es 2005 zu einer ständig intensivierten Zusammenarbeit
zwischen dem Medizinischen Call-Center Medi24 und Medphone, der
Nachfolgeorganisation der Berner Ärztenotrufzentrale. Für dieses
Projekt wurde den beiden Partnern Ende 2006 sogar der
Anna-Seiler-Gesundheitspreis zugesprochen. Zwei weitere Pilotprojekte
wurden erst vor kurzem in die Wege geleitet, so ein Versuch in den
Regionen Frauenfeld und Arbon-Romanshorn TG sowie ein Projekt in der
Tourismusregion Saas Fee VS, wo die Bevölkerung zu Beginn der
Feriensaison jeweils schlagartig von 1600 auf 10'000 Personen wachsen
kann, was die Möglichkeiten des einzigen Hausarzt-Ehepaares deutlich
übersteigt. Wie auch alle anderen Referenten wies Meer allerdings
darauf hin, dass die telefonischen Triagestellen den persönlichen
Hausarzt weder ersetzen wollen noch können.
Täglich 2000 Anrufe bei Medi24
Das Unternehmen Medi24 / Medvantis AG ist das erste Medizinische
Call-Center der Schweiz. Seit Anfang 2000 bietet es seine
Dienstleistungen dreisprachig und rund um die Uhr an. Im Jahr 2006
gingen rund 200'000 Anrufe ein; in den ersten Wochen des laufenden
Jahres haben täglich sogar bis zu 2000 Personen bei Medi24 angerufen.
Über ihre Krankenkassen sind mehr als 1,8 Millionen Versicherte
berechtigt, die Dienstleistungen des Call-Centers kostenlos in
Anspruch zu nehmen. Gegenwärtig beschäftigt Medi24 über 60
Mitarbeitende, davon 40 medizinische Fachpersonen sowie 7 Ärztinnen
und Ärzte.
Ein Bild der Veranstaltung erhalten Sie über die e-mail Adresse
info@geristaudenmann.ch

Kontakt:

Medi24
Dr. med. Andreas Meer
Medizinischer Leiter, Mitglied der Geschäftsleitung
Tel.: +41/31/340'05'02
Fax: +41/31/340'05'55
E-Mail: a.meer@medi24.ch
Internet: http://www.medi24.ch