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«Ernst & Young European Fraud Survey»: Erhöhtes Betrugsrisiko in der Schweiz wegen zunehmender Rezession

19.05.2009 – 11:03 

Zürich (ots) -

Die heute veröffentlichte Studie «Ernst & Young
European Fraud Survey» zeigt, dass sich im Zuge der sich 
verschärfenden Rezession in Europa besorgniserregende Tendenzen 
entwickelt haben bezüglich dessen, wie Unternehmensmitarbeiter 
angemessenes Geschäftsverhalten definieren.
Die Antworten der über 2'200 Umfrageteilnehmer, die in grossen 
Unternehmen in 22 Ländern Europas beschäftigt sind, variieren je nach
Rechtsgebiet. Bei einigen Themen stimmen sie jedoch miteinander 
überein. Die Hälfte der europäischen und 40% der Schweizer Befragten 
stuften eine oder mehrere Arten unethischen Geschäftsverhaltens als 
akzeptabel ein - ein Ergebnis, das Anlass zur Sorge gibt. So 
empfinden beispielsweise 25% der europäischen und 20% der Schweizer 
Teilnehmer Bestechungsgelder, um den Zuschlag für ein Geschäft zu 
erhalten, als gerechtfertigt.
Eine beachtliche Minderheit (8%) der europäischen Befragten hielt 
es sogar für vertretbar, die finanzielle Performance ihres 
Unternehmens zu verfälschen, um im derzeitigen turbulenten 
Wirtschaftsumfeld überleben zu können. Bei den Schweizer Befragten 
waren lediglich 2% dieser Meinung.
Dr. Michael Faske, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services 
bei Ernst & Young Schweiz, hält fest: «Obwohl die Schweizer Befragten
zum Thema Betrug teilweise andere Ansichten haben, zeigen die 
Ergebnisse dieser Studie, dass unter den Mitarbeitenden von 
Unternehmen innerhalb Europas eine enttäuschende und erschreckende 
Toleranz gegenüber unethischem Verhalten herrscht. Die Zahlung von 
Bestechungsgeldern, um den Zuschlag für ein Geschäft zu erhalten, und
die willkürliche Manipulation der finanziellen Performance zur 
Vertuschung schlechter Ergebnisse wurden von einer beunruhigend hohen
Anzahl der Befragten befürwortet.»
Ein zunehmend gravierendes Problem
Bei einem Konjunkturabschwung wird einerseits vermehrt Betrug 
aufgedeckt, da dieser nicht mehr hinter dem Wirtschaftswachstum 
verborgen bleibt. Andererseits sieht sich das Management zunehmend 
gezwungen, die Gewinne und Erträge aufrechtzuerhalten, wodurch die 
Bereitschaft steigt, Betrug zu begehen.
Dr. Michael Faske erläutert: «Im derzeitigen Umfeld stehen die 
Manager unter unglaublich starkem Druck, um ihre jeweiligen Geschäfte
zu stabilisieren und ihre finanziellen Ziele zu erreichen -sowohl auf
personeller als auch auf Unternehmensebene.»
Eine sich häufig ändernde Organisationsstruktur und unklare 
Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Berichterstattung schaffen 
bereits in wirtschaftlich guten Zeiten Gelegenheiten für 
betrügerisches Verhalten. In Zeiten einer Rezession, in denen solche 
Probleme vermehrt auftreten, erhöht sich das Betrugspotenzial noch 
zusätzlich.
Dr. Michael Faske erklärt hierzu: «Wenn Schweizer Unternehmen 
Mitarbeitende entlassen oder wenn im Unternehmen ein 
Eigentümerwechsel stattfindet, können bei den Finanzkontrollen Lücken
entstehen.» 30% der Schweizer Befragten (gegenüber 45% der 
europäischen Umfrageteilnehmer) sind der Ansicht, dass Fusionen und 
Übernahmen den Betrug fördern. Den meisten Schweizer Befragten 
zufolge (88%) sind Betrugsfälle im Zusammenhang mit Fusionen 
hauptsächlich auf Entlassungen zurückzuführen. 37% der 
Umfrageteilnehmer in der Schweiz glauben, dass im Fall von 
Mitarbeiterentlassungen geltende Richtlinien und Vorschriften häufig 
nicht beachtet werden. Mehr als die Hälfte (60%) der europäischen 
Befragten sind der Meinung, dass abweichende Verhaltensstandards 
zwischen zwei fusionierenden Unternehmen im Hinblick auf die 
Betrugsbekämpfung problematisch sind.
Ausblick für Europa durchweg pessimistisch
Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer (53% der Schweizer und 55% 
der europäischen Befragten) rechnen für die nächsten Jahre mit 
zunehmendem Unternehmensbetrug. Grund dafür sind Veränderungen, denen
die Unternehmen aufgrund des Wirtschaftsabschwungs ausgesetzt sind: 
geringerer Fokus auf Betrugsbekämpfung sowie der Druck, die Zukunft 
des Unternehmens zu schützen und die Boni sowie die Vergütung zu 
erhöhen. In der Schweiz rechneten lediglich 5% der Befragten mit 
einer Abnahme des Unternehmensbetrugs. Dr. Michael Faske erläutert: 
«Die geografische Lage oder die jeweilige wirtschaftliche Solidität 
haben kaum Einfluss auf die Erwartungen zunehmender Betrugsfälle 
innerhalb Europas. Die Rezession ist global. Deshalb ist auch das 
Thema Betrug ein globales Problem.»
Das Management als Teil des Problems
In Bezug auf die Rolle des Managements sind sich die Schweizer 
Befragten weitgehend mit den europäischen Umfrageteilnehmern einig: 
Anstatt als Vorbild zu fungieren, stellen sämtliche Führungsebenen 
einen Teil des Problems, wenn nicht sogar die Hauptrisikoquelle von 
Betrug dar. So ist 38% der Umfrageteilnehmern zufolge das obere 
Management und 36% der Befragten zufolge das mittlere Management die 
Organisationsstufe, auf der das Betrugsrisiko am grössten ist. Rund 
71% der Schweizer Befragten hatten Gründe, die Seriosität des 
Managements ihres Unternehmens in Frage zu stellen. Auf europäischer 
Seite waren es durchschnittlich 69%. Zudem sind 88% der Befragten der
Ansicht, das Management könnte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten 
dazu neigen, an allen Ecken und Kanten zu sparen. Lediglich 22% der 
Schweizer Befragten (und 24% der europäischen Befragten) waren 
überzeugt, das Management ihres Unternehmens demonstriere ein hohes 
Mass an persönlicher Integrität.
Aufgrund des fehlenden Vertrauens in das Management weist die 
Studie darauf hin, dass sich die Mitarbeitenden von den 
Aufsichtsorganen und anderen Regulierungsbehörden einen verstärkten 
Schutz erhoffen. Die Studie betont, dass die Schweizer 
Umfrageteilnehmer im Vergleich zum Durchschnitt der europäischen 
Befragten der Präsenz und den Kontrollmassnahmen der Regierung und 
Aufsichtsbehörden zur aktiven Bekämpfung und Reduktion des 
Betrugsrisikos eine viel grössere Bedeutung zuschreiben.
Gemäss Dr. Michael Faske zeigten sie sich mit Recht darüber 
besorgt, dass «das obere Management der Umfrageteilnehmer im 
Vergleich zu rangtieferen Mitarbeitenden eher dazu tendiert, 
Bestechung und Betrug beim Rechnungsabschluss zu tolerieren. Durch 
unsere Zusammenarbeit mit den Aufsichtsorganen stellte sich heraus, 
dass sich diese der Vernachlässigung der Corporate Governance völlig 
bewusst sind und sich darauf vorbereiten, künftig weitaus 
aggressivere Zwangsmassnahmen ergreifen zu müssen.» Darüber hinaus 
waren sich 66% der Schweizer Befragten einig, dass die 
Unternehmensspitze für Fehler im Zusammenhang mit Betrug, die unter 
ihrer Aufsicht erfolgen, selbst haften sollte.
Ein Warnsignal?
Wie Dr. Michael Faske abschliessend feststellt, hat der 
mittlerweile in Unternehmen so häufig vorkommende Betrug auch eine 
positive Seite: «Das Gute ist, dass die momentane Krise vielleicht 
die Gelegenheit bietet, schneller und effizienter einen Wandel 
voranzutreiben als während einer Wohlstandsphase. Nun ist es für das 
Management an der Zeit, unverzüglich und entschieden zu handeln, um 
die Bedeutung der ethischen Geschäftsführung in den Vordergrund zu 
stellen».
Informationen zur Studie
Im Februar 2009 wurden Telefon- bzw. Online-Interviews mit 
insgesamt 2'246 Mitarbeitenden in 22 Ländern Europas durchgeführt. An
der Umfrage nahmen Beschäftigte von börsennotierten und/oder 
multinationalen Unternehmen mit mehr als 1'000 Mitarbeitenden teil. 
Davon arbeiteten 48% für Unternehmen mit über 5'000 Mitarbeitenden 
und 92% für Unternehmen mit über 500 Beschäftigten.
Kurzporträt von Ernst & Young
Ernst & Young ist ein weltweit führendes Unternehmen in den 
Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Transaktionen und Beratung. 
Unsere 135'000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt verbinden unsere 
gemeinsamen Werte sowie ein konsequentes Bekenntnis zur Qualität. In 
der Schweiz ist Ernst & Young ein führendes Wirtschaftsprüfungs- und 
Beratungsunternehmen und bietet Dienstleistungen in den Bereichen 
Steuern und Recht sowie Transaktionen und Rechnungslegung an. Unsere 
1'900 Mitarbeitenden in der Schweiz haben im Geschäftsjahr 2007/08 
einen Umsatz von CHF 563 Mio. erwirtschaftet. Wir differenzieren uns,
indem wir unseren Mitarbeitenden, Kunden und Anspruchsgruppen helfen,
ihr Potenzial auszuschöpfen. Weitere Informationen finden Sie auf 
unserer Website www.ey.com/ch .
Ernst & Young bezieht sich auf die globale Organisation der 
Mitgliedsfirmen von Ernst & Young Global Limited, von denen jede eine
eigene Rechtseinheit bildet. Ernst & Young Global Limited, UK, 
erbringt keine Dienstleistungen für Kunden.

Kontakt:

Simone Jeanne Isermann
Ernst & Young
Mediensprecherin
Tel.: +41/58/286'35'97
E-Mail: simone.isermann@ch.ey.com