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Ernst & Young Pensionskassenstudie 2010: Vorsorgeeinrichtungen unzufrieden mit der Politik

09.09.2010 – 10:15 

Zürich (ots) -

In der von Ernst & Young durchgeführten
Pensionskassenstudie 2010 senden die Vorsorgeeinrichtungen eine klare
Botschaft nach Bern: Sie beurteilen den Einfluss der Politik auf ihr 
Tagesgeschäft mehrheitlich als negativ. Dass Handlungsbedarf besteht,
ist den Kassen jedoch klar. Sie zeigen beispielsweise Offenheit 
gegenüber einem massgeschneiderten Solvenz- oder Stresstest.
Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young 
hat im Sommer 2010 erstmals eine breit angelegte Pensionskassenstudie
durchgeführt und dazu 48 Vorsorgeinrichtungen in der Schweiz mit 
unterschiedlichem Profil befragt. Im Zentrum standen Fragen nach der 
aktuellen Lage der Institutionen und nach ihrer Strategie zur 
Bewältigung von Herausforderungen wie tiefe Renditen, erhöhte 
Lebenserwartung oder Reservedefizite.
Einfluss der Politik wird zunehmen
Die Umfrageresultate zeigen klar, dass der Einfluss der Politik in
der stark regulierten Branche nicht geschätzt wird. 50 Prozent der 
befragten Vorsorgeeinrichtungen beurteilen den Einfluss aus Bern auf 
ihr Tagesgeschäft als "eher negativ", 8 Prozent gar als "sehr 
negativ". 35 Prozent sprechen von einem "neutralen Einfluss" und nur 
6 Prozent der Pensionskassen bezeichnen ihn als "eher positiv". Eine 
Besserung wird nicht erwartet: 67 Prozent der Institutionen erwarten,
dass der politische Einfluss in den kommenden Jahren zunimmt.
Die Branche würde es vorziehen, wenn zentrale Parameter ihres 
Geschäfts - wie der BVG-Mindestzinssatz - nicht vom Bundesrat, 
sondern vom paritätischen Führungsorgan der einzelnen 
Vorsorgeeinrichtung bestimmt würden. Anderseits haben die 
Pensionskassen wenig gegen Kontrollmechanismen und Vorgaben 
einzuwenden, die sie als sinnvoll erachten. Über 60 Prozent der 
befragten Institutionen befürworten die heute gängige Kenngrösse des 
Deckungsgrades, obwohl sie zu Vergleichszwecken nicht vollständig 
genügt. Erstaunliche 40 Prozent der Vorsorgeeinrichtungen könnten 
sich gar mit einem Solvenz- oder Stresstest anfreunden, sofern dieser
auf die speziellen Rahmenbedingungen der Branche Rücksicht nimmt.
Sorge über den Rückgang der Vermögenserträge
Grosse Sorge bereitet den Pensionskassen, dass ihre 
Vermögenserträge deutlich und nachhaltig hinter dem zurück bleiben, 
was die Vorsorgepläne (insbesondere das Obligatorium) erfordern. 85 
Prozent der Institutionen gehen davon aus, dass sie in den nächsten 
zehn Jahren gezwungen sein werden, ihre Vorsorgeleistungen zu 
reduzieren beziehungsweise ihre Finanzierungsbeiträge zu erhöhen. Die
Kassen sehen in dieser Entwicklung zudem eine Gefahr für die 
überobligatorische berufliche Vorsorge, weil diese zur Deckung der 
Finanzierungslücken aus der obligatorischen Vorsorge herangezogen 
wird.
Rentner sollen Sanierungsbeitrag leisten
Ein moderater Einbezug der Rentner zur Sanierung von 
Vorsorgeeinrichtungen ist kein Tabu mehr. Ein Wechsel von voll- hin 
zu teilgarantierten Renten ist die meistgenannte 
Beteiligungsmöglichkeit. Die befragten Institutionen schreiben ihren 
Rentnern dabei eine erstaunlich hohe Bereitschaft zu, an der 
Sanierung mitzuwirken. Am wenigsten erwarten dies die 
öffentlich-rechtlichen Einrichtungen.
Bei den Arbeitgebern erkennen die Pensionskassen ein steigendes 
Unbehagen mit den bestehenden Vorsorgemodellen. Kritisiert würden 
insbesondere unkalkulierbare Risiken, beispielsweise die unplanbare 
Mitwirkungspflicht an Sanierungsmassnahmen. Über 70 Prozent der 
befragten Kassen rechnen deshalb damit, dass die Arbeitgeber sich 
vermehrt an Vorsorgemodellen mit weniger oder ohne 
Sanierungsverpflichtung orientieren werden.
Lösungsorientierte Grundeinstellung
Die finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen lässt sich nach wie
vor als unbefriedigend und ungenügend einstufen - insbesondere auch 
vor dem Hintergrund der volatilen und fehlenden Vermögenserträge. Auf
Seiten der Kassen kann ein  hohes Problembewusstsein und eine 
lösungsorientierte Grundhaltung erkannt werden: "Es ist positiv, dass
viele Kassen einen für die berufliche Vorsorge angepassten 
Solvenztest befürworten", sagt Marcel Stalder, Sector Leader 
Insurance bei Ernst & Young.
Den Vorsorgeeinrichtungen ist zu raten, auf individueller Ebene 
Massnahmen zur Sicherstellung von Unabhängigkeit, guter Governance 
und Loyalität ihrer Versicherten zu treffen. Diese Herausforderungen 
erfordern ein hohes Mass an Professionalität in der Vorgehensweise. 
Dieses Ziel lässt sich erreichen, indem die bereits stark 
ausgelasteten Führungsgremien der Kassen die ihnen zur Verfügung 
stehenden externen Ressourcen (Experten, Anlageberater, Controller, 
Revisionsstelle etc.) koordinierter und fokussierter einsetzen als 
bisher.
Handlungsbedarf ist nicht nur auf Seiten der Kassen, sondern auch 
bei der Politik zu sehen. Das Parlament zementiert kaum einlösbare 
Rentengarantien und legt für das Obligatorium zu hohe Parameter fest.
Dies untergräbt bei umhüllenden Einrichtungen das Überobligatorium 
und strapaziert zunehmend den Solidaritätswillen der aktiven 
Generation. Patrik Schaller, Leiter Vorsorge bei Ernst & Young, sagt:
"Diese Ausgangslage zwingt alle Beteiligten zur Suche nach neuen 
Lösungen und zu nachhaltigen Reformen."
Informationen zur Studie
Die vorliegende Studie basiert auf einer Befragung von 48 
Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz (11 Sammel- oder 
Gemeinschaftseinrichtungen, 22 autonome Vorsorgeeinrichtungen und 15 
öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtungen). Die Mehrheit der 
befragten Institutionen sind grosse Vorsorgeeinrichtungen 
(Bilanzsumme grösser als CHF 1 Mrd.). Die Befragung wurde im August 
2010 im Auftrag von Ernst & Young durch das unabhängige 
Marktforschungsinstitut Valid Research (Bielefeld) durchgeführt. Die 
Studie steht auf der Website unter www.ey.com/ch zum Download zur 
Verfügung.
Kurzporträt von Ernst & Young
Ernst & Young ist ein weltweit führendes Unternehmen in den 
Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuern, Transaktionen und Beratung. 
Unsere 144'000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt verbinden unsere 
gemeinsamen Werte sowie ein konsequentes Bekenntnis zur Qualität. In 
der Schweiz ist Ernst & Young ein führendes Wirtschaftsprüfungs- und 
Beratungsunternehmen und bietet Dienstleistungen in den Bereichen 
Steuern und Recht sowie Transaktionen und Rechnungslegung an. Unsere 
1'900 Mitarbeitenden in der Schweiz haben im Geschäftsjahr 2008/09 
einen Umsatz von CHF 546 Mio. erwirtschaftet. Wir differenzieren uns,
indem wir unseren Mitarbeitenden, Kunden und Anspruchsgruppen helfen,
ihr Potenzial auszuschöpfen. Weitere Informationen finden Sie auf 
unserer Website www.ey.com/ch .
Ernst & Young bezieht sich auf die globale Organisation der 
Mitgliedsfirmen von Ernst & Young Global Limited, von denen jede eine
eigene Rechtseinheit bildet. Ernst & Young Global Limited, UK, 
erbringt keine Dienstleistungen für Kunden.

Kontakt:

Simone Isermann
Ernst & Young
Mediensprecherin
Tel.: +41/58/286'35'97
E-Mail: simone.isermann@ch.ey.com