"Mergers and Acquisitions Quarterly Switzerland" von Ernst & Young - Schweizer M&A-Aktivitäten auf hohem Niveau im 4. Quartal und Gesamtjahr 2011
Zürich (ots) -
Im 4. Quartal 2011 zeigte sich der Schweizer M&A-Markt weiterhin lebhaft. Gegenüber dem Vorquartal war das veröffentlichte Transaktionsvolumen bei einer leicht gesunkenen Zahl an Transaktionen deutlich gestiegen, sodass das Quartal die positive Entwicklung des Schweizer M&A-Marktes im Gesamtjahr 2011 noch verstärkte.
ZÜRICH, 16. JANUAR 2012 - Der Schweizer M&A-Markt wies gemessen sowohl an der Anzahl der Transaktionen als auch am veröffentlichten Transaktionsvolumen, das gegenüber dem Vorquartal um mehr als 150% gewachsen war, ein starkes 4. Quartal 2011 auf. Dazu Jürg Stucker, Leiter Mergers & Acquisitions von Ernst & Young Schweiz: "Mit 216 neu angekündigten M&A-Transaktionen war die Anzahl der Transaktionen im 4. Quartal beinahe so hoch wie in den drei vorherigen Quartalen. Gegenüber 2010 hat sich die Gesamtzahl der M&A-Transaktionen in der Schweiz fast verdoppelt: 2011 fanden rund 900 Transaktionen mit einem durchschnittlichen Volumen von USD 98 Mio. statt."
Der Anteil des mittleren Segments (USD 50 Mio. - USD 250 Mio.) stieg von 23% im 3. Quartal auf 33% im 4. Quartal, während bei den kleinen Transaktionen mit einem Volumen von unter USD 50 Mio. ein Rückgang von 57% auf 45% zu verzeichnen war. Grosse Transaktionen mit einem angekündigten Volumen von über USD 250 Mio. machten 22% aller Transaktionen aus. Damit war der Anteil der grossen Transaktionen etwas höher als im Vorquartal. Diese Entwicklungen führten zu einem signifikanten Anstieg des durchschnittlichen veröffentlichten Transaktionsumfangs im 4. Quartal.
Die grösste Transaktion im 4. Quartal und zugleich die zweitgrösste Transaktion im Gesamtjahr 2011 war mit einem Volumen von rund USD 11,0 Mrd. der angekündigte Verkauf des Pharmaunternehmens Pharmasset Inc. an die Gilead Sciences Inc. durch den Roche Venture Fund und andere Anteilseigner. Weitere umfangreiche Transaktionen im 4. Quartal umfassten den Erwerb einer 46%-igen Beteiligung an der Bank Sarasin & Cie AG durch die Safra-Gruppe, bei dem der Verkäufer, die Rabobank, einen Kaufpreis von USD 1,1 Mrd. erzielte, und den Verkauf des Mobilfunkanbieters Orange Switzerland für USD 2,1 Mrd. an Apax Partners. Bezüglich des Bankensektors sagt Nick Blaydes, Leiter Financial Services Mergers & Acquisitions von Ernst & Young Schweiz: "Die Akquisition durch die Safra Gruppe mit ihren brasilianischen Wurzeln sowie der Eintritt der Sberbank, einer führenden russischen Bank, in den Schweizer Markt mittels einer Akquisition im 4. Quartal 2011 illustrieren, dass nicht nur Schweizer Banken Ausschau halten, ihre Präsenz in Wachstumsmärkten zu erhöhen, sondern dass eine Schweizer Präsenz für Banken aus wirtschaftlich aufstrebenden Ländern als vorteilhaft angesehen wird, sowohl für ihre Kunden als auch für ihre internationale Bedeutung.
In den letzten drei Monaten des Jahres 2011 hatte der Sektor Medien, Technologie und Telekommunikation mit 21% aller Transaktionen den grössten Anteil am gesamten Transaktionsaufkommen auf dem Schweizer M&A-Markt. An zweiter und dritter Stelle folgten die Chemie-, Bau- und Werkstoffindustrie mit 15% und die Branchen Industriegüter und Dienstleistungen mit 14%. Die Hälfte der Schweizer M&A-Aktivitäten im 4. Quartal 2011 entfiel somit auf diese drei Sektoren.
Ausblick auf die M&A-Aktivitäten im Jahr 2012 Im Dezember 2011 korrigierte das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) seine BIP-Wachstumsprognose für 2012 auf 0,5%. Diese Prognose liegt fast 50% unter der letzten Prognose von 0,9%, die das SECO im September 2011 abgegeben hatte. Die Berichtigung ist überwiegend der nachlassenden Konjunktur in Europa geschuldet. Das SECO ist jedoch überzeugt, dass die aktuellen Wirtschaftsindikatoren nicht auf einen anhaltenden Konjunktureinbruch hindeuten und die Wirtschaft in der zweiten Hälfte des Jahres 2012 wieder anziehen wird.
Die Wechselkursintervention der Schweizer Nationalbank (SNB) - und deren kürzliche Bestätigung der Untergrenze gegenüber dem Euro im Dezember 2011 - hat einigen der Schweizer Exportunternehmen zunehmend Erleichterung gebracht. Der Schweizer Franken ist jedoch weiterhin stark. Die Wirtschaftsprognose der SNB für 2012 entspricht mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 0,5% der Vorhersage des SECO. Beide Institutionen rechnen für 2012 nicht mit einer europaweiten Finanz- und Schuldenkrise, möchten dieses Risiko aber auch nicht völlig ausschliessen.
Dazu Jürg Stucker: "Die begrenzten Wachstumsaussichten und die allgemeinen makroökonomischen Unsicherheiten können möglicherweise die M&A-Aktivität in der Schweiz im gesamten Jahr 2012 bremsen. Offene politische Fragen in Europa dürften für weitere Unsicherheit im Markt und damit eine hohe Volatilität sorgen. Dies könnte dazu führen, dass sich potenzielle Käufer und Verkäufer, die sich über den richtigen Zeitpunkt am Markt unsicher sind, mit Transaktionen zurückhalten werden." In der Ausgabe von "Mergers and Acquisitions Quarterly Switzerland" von Ernst & Young für das 3. Quartal wurde bereits darauf hingewiesen, dass volatile Marktbedingungen M&A-Aktivitäten der Unternehmen nicht unbedingt ausschliessen. Jürg Stucker: "Es lässt sich also sagen, dass die M&A-Bereitschaft zum Teil von der politischen Situation und Europas Fähigkeit, die angesprochenen Probleme und Unsicherheiten zu beseitigen und so das wirtschaftliche Wachstum zu stärken, abhängt."
Im Hinblick auf grosse Transaktionen könnten das turbulente Marktumfeld und der Rekapitalisierungsbedarf von Finanzinstituten zu einem Rückgang der Kreditvergabe führen, was die Fremdkapitalfinanzierung umfangreicher Geschäfte für Finanzinvestoren erschwert. Investoren mit verfügbarer Liquidität und gesunden Bilanzen, wie es auf viele schweizerische Unternehmen zutrifft, wären dann allerdings in einer guten Position, um Marktchancen zu ergreifen und Transaktionen durchzuführen. Die M&A-Aktivitäten in der Schweiz dürften 2012 demnach weniger unter restriktiven Kreditbedingungen leiden. Daneben könnte die Stärke des Schweizer Franken grenzüberschreitende Transaktionen schweizerischer Unternehmen weiterhin begünstigen.
Private-Equity-Statistik: Deutschland, Schweiz und Österreich Im vierten Quartal 2011 nahmen die Private-Equity (PE)-Aktivitäten in der GSA-Region (Deutschland, Schweiz und Österreich) drastisch ab: Das veröffentlichte Transaktionsvolumen fiel um 70%, während die Zahl der Transaktionen gegenüber dem Vorquartal um mehr als 30% zurückging. Zwar nahmen die PE-Aktivitäten in der GSA-Region im Gesamtjahr 2011 mit 71 Transaktionen um etwa 10% im Vergleich zum Vorjahr zu, allerdings verringerte sich das veröffentlichte Transaktionsvolumen um circa 17% auf EUR 6,5 Mrd.
Der Anteil der Leveraged Buy-outs (LBOs) von unter EUR 50 Mio. lag bei 66% des gesamten Transaktionsvolumens. Damit bildeten LBOs unter EUR 50 Mio. den Grossteil der PE-Aktivitäten in der GSA-Region. Mittelgrosse und grosse LBO-Transaktionen hatten einen Anteil von 25% bzw. 9%. Die Verteilung des Transaktionsvolumens im Jahr 2011 entspricht annähernd der Verteilung im Vorjahr.
2011 wurden am PE-Markt in der Schweiz 11 Transaktionen mit einem Transaktionsvolumen von insgesamt rund EUR 0,8 Mrd. verzeichnet. 2010 waren es dagegen 6 Transaktionen mit einem Volumen von insgesamt EUR 2,8 Mrd.
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