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«Beyond Borders: Global Biotechnology Report 2013»: Biotech-Branche muss den Nutzen von Produkten in der Entwicklungsphase erkennbar machen

23.04.2013 – 08:30 

Zürich (ots) -

Der jährliche Bericht über die Biotechnologiebranche von Ernst & Young zeigt eine gute Entwicklung bei den Grossen der Branche, anspruchsvolle Bedingungen für den Rest des Sektors und die dringende Notwendigkeit, den Nutzen von Produkten in der Entwicklungsphase erkennbar zu machen.

Die globale Biotechnologieindustrie hat sich im Jahr 2012 weiter erholt. Die börsenkotierten Unternehmen des Sektors verzeichneten im dritten Jahr in Folge Umsatz- und Gewinnsteigerungen, wobei die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in vielen Unternehmen allerdings weiterhin unter Kostendruck standen. Neue Umfrageergebnisse im 27. jährlichen Bericht über die Biotech-Branche von Ernst & Young mit dem Titel «Beyond borders: matters of evidence» deuten jedoch darauf hin, dass es den meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen des Sektors schwer fällt, den Nutzen ihrer noch in der Entwicklung befindlichen Produkte zu demonstrieren. Dadurch wird es für diese Unternehmen in der Zukunft schwieriger sein, Kapital aufzunehmen, positive Transaktionsbewertungen zu erhalten und nach der Zulassung ihrer Arzneimittel eine vollständige Kostenerstattung zu erzielen.

«Aufgrund der zunehmenden Fokussierung der heutigen Gesundheitssysteme auf Behandlungsergebnisse und beweiskräftige klinische Daten können Biotechnologieunternehmen es sich nicht leisten, eine F&E-Strategie zu verfolgen, bei der es nur darum geht, ob ein Arzneimittel wirksam ist oder nicht. Sie müssen auch abschätzen können, ob die Kostenträger das Produkt akzeptieren und die Kosten dafür erstatten werden», erklärt Jürg Zürcher, Biotechnology Leader für Europa, Nahost, Indien und Afrika bei Ernst & Young Schweiz. «Wenn man sich erst mit der Frage nach dem Nutzen beschäftigt, wenn die Produkteinführung bevorsteht, liegt das Risiko allein beim Unternehmen. Bündnispartner aus dem Pharmasektor - die für die meisten Biotech-Unternehmen immer noch die naheliegendste Ausstiegsoption darstellen - betrachten solche Daten nämlich inzwischen als entscheidende Faktoren für ihre Produkt- und Unternehmensbewertungen.»

Die wichtigsten finanziellen Aussagen des Berichts:

   - Umsätze steigen: Die Unternehmen in den etablierten 
     Biotech-Zentren (USA, Europa, Kanada und Australien) erzielten 
     im Jahr 2012 Umsätze in Höhe von 89,8 Milliarden US-Dollar, was 
     einem Anstieg um 8 Prozent im Vergleich zu 2011 entspricht.
   - F&E-Wachstum verlangsamt sich: Die F&E-Ausgaben der 
     börsennotierten Unternehmen stiegen um 5 Prozent und blieben 
     damit deutlich unter der Wachstumsrate des Vorjahres von 9 
     Prozent zurück. Während die Ausgaben bei den Marktführern 
     weiterhin hoch waren, senkten die kleinen und mittleren 
     Unternehmen in der vorkommerziellen Phase ihre F&E-Ausgaben 
     erheblich.
   - Nettoergebnis erreicht Rekordhöhe: In Verbindung mit soliden 
     Umsatzsteigerungen haben die Kürzungen bei der F&E zu einem 
     Nettoergebnis in der Rekordhöhe von 5,2 Milliarden US-Dollar 
     geführt, was gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 1,4 
     Milliarden US-Dollar bedeutet.
   - Die «neue Normalität» des Finanzierungsumfelds setzt sich fort: 
     Die Biotech-Firmen in Nordamerika und Europa nahmen 2012 Kapital
     in Höhe von 28,2 Milliarden US-Dollar auf - ein Rückgang 
     gegenüber dem 2011 aufgenommenen Betrag von 33,3 Milliarden 
     US-Dollar. Bedingt war diese Entwicklung durch die geringere 
     Fremdkapitalfinanzierung, die sich fast um ein Drittel 
     reduzierte. Der IPO-Markt entwickelte sich weiter verhalten und 
     erbrachte lediglich Einnahmen in Höhe von 805 Millionen 
     US-Dollar, verglichen mit 857 Millionen US-Dollar im Jahr 2011. 
     Das «Innovationskapital» - definiert als das gesamte 
     aufgenommene Kapital von Unternehmen mit einem Umsatz von unter 
     500 Millionen US Dollar - blieb zwischen 2011 und 2012 mit einem
     geringfügigen Anstieg von 15,2 Milliarden US-Dollar auf 15,3 
     Milliarden US-Dollar praktisch unverändert.
   - Venture Capital zeigt sich belastbar: Die 
     Venture-Capital-Finanzierung in Nordamerika und Europa ging 2012
     um 5 Prozent auf 5,4 Milliarden US-Dollar zurück. Angesichts der
     Schwierigkeiten, die viele Venture-Capital-Unternehmen in den 
     letzten Jahren bei der Kapitalbeschaffung hatten, war ein 
     deutlich stärkerer Rückgang erwartet worden.
   - M&A-Aktivitäten im Aufschwung: Der Gesamtwert der Fusionen und 
     Übernahmen mit Beteiligung europäischer oder US-amerikanischer 
     Biotech-Unternehmen belief sich auf 27,4 Milliarden US-Dollar. 
     Im Vergleich zu 2011 ist das ein Anstieg um 9 Prozent (rechnet 
     man die beiden Megafusionen im Wert von über 10 Milliarden 
     US-Dollar im Jahr 2011 nicht mit) und der höchste Gesamtwert 
     ohne Megatransaktionen seit 2008.

Klinische Evidenz zählt - doch bei der Umsetzung hapert es noch Um zu untersuchen, wie sich die Unternehmen auf die globale Entwicklung hin zu einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung einstellen, hat Ernst & Young Führungskräfte von 62 US-amerikanischen und europäischen Biotech-Unternehmen mit Umsätzen unter 500 Millionen US-Dollar befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen sehr viel häufiger Initiativen zur Effizienzsteigerung durchführen als Massnahmen, die zum Nachweis des Produktnutzens geeignet sind.

Einige wesentliche Erkenntnisse:

   - Weitgehende Einigkeit über strategische Bedeutung: 94 Prozent 
     oder mehr der Befragten halten es für «wichtig» oder «sehr 
     wichtig», dass Biotechnologieunternehmen strategische 
     Schwerpunkte auf Fragen der Effizienz und der klinischen Evidenz
     legen.
   - Mangelnde Umsetzung im Bereich der klinischen Evidenz: Dennoch 
     hielten es die meisten Befragten, die Evidenzmassahmen als 
     «wichtig» oder «sehr wichtig» ansehen, für unwahrscheinlich, 
     dass ihr Unternehmen evidenzorientierte Initiativen auf den Weg 
     bringen wird. Nur 11 Prozent der befragten Unternehmen haben 
     spezielle Kompetenzen in Bezug auf Kostenträger/Kostenerstattung
     in ihren Managementteams entwickelt, nur 13 Prozent haben ihre 
     klinischen Entwicklungsteams mit solchen Kompetenzen 
     ausgestattet und nur verschwindend geringe 4 Prozent ihre 
     Vorstände. Bei den Effizienzinitiativen war hingegen kein 
     derartiger «Implementation Gap» festzustellen.
   - Neue Ansätze entwickeln: Um erfolgreich zu sein, müssen die 
     Unternehmen ihre F&E-Ansätze überdenken. Hierfür müssen sie die 
     neuen Standards der Gesundheitsversorgung im Auge behalten. Ein 
     Modell, das Ernst & Young als «Weg der Wertschöpfung» 
     bezeichnet, kann helfen, die grössten unerfüllten Bedürfnisse 
     oder Lücken zu identifizieren, die für die Kostenträger eine 
     besonders wichtige Rolle spielen werden. Die Unternehmen müssen 
     ihre Angebote dann so ausrichten, dass diese «Wertabflüsse» 
     vermieden werden, und klinische Studien entwickeln, mit denen 
     sie die Kostenträger vom Nutzen ihrer Produkte überzeugen können
     (z.B. durch direkte Vergleichsstudien oder adaptive Studien).

«Es ist an der Zeit, dass die Biotech-Firmen die Mythen hinter sich lassen, die sie möglicherweise in ihrer Entwicklung einschränken», stellt Jürg Zürcher fest. «Evidenzbasierte Faktoren gewinnen schneller an Bedeutung, als viele erwartet hätten. Zudem sind alle Unternehmen ungeachtet ihrer Grösse, ihres Reifegrads oder ihrer medizinischen Schwerpunkte davon betroffen. Viele evidenzorientierte Initiativen - frühere Einbeziehung der Stakeholder in Bezug auf Produktnutzen und Kostenerstattung, Neugestaltung von Studien oder gemeinsame Datennutzung in der Vorwettbewerbsphase - kosten nicht viel und könnten sogar dazu führen, dass zusätzliche Studien eingespart werden können. Die Frage ist nicht, ob man sich solche Massnahmen leisten kann, sondern ob man es sich leisten kann, auf sie zu verzichten.»

Die wichtigsten Ergebnisse nach Regionen: Europa

   - Die Umsätze der europäischen Biotech-Unternehmen stiegen 2012 um
     8 Prozent auf 20,4 Milliarden US-Dollar.
   - Die F&E-Ausgaben gingen im Jahr 2012 um 1 Prozent zurück - ein 
     Hinweis darauf, dass viele europäische Unternehmen sich immer 
     noch im Kostensenkungsmodus befinden.
   - Die europäische Biotechnologiebranche lag 2012 zum ersten Mal in
     ihrer Geschichte insgesamt betrachtet im rentablen Bereich. 
     Dieses Ergebnis ist jedoch eher als symbolischer Meilenstein 
     anzusehen, da es zum Teil durch umfassende Kostensenkungen 
     erreicht wurde.
   - Das aufgenommene Kapital nahm um 44 Prozent auf 4,2 Milliarden 
     US-Dollar zu, den höchsten Betrag seit Beginn der globalen 
     Finanzkrise. Dieser Anstieg ergab sich jedoch ausschliesslich 
     aus der verstärkten Fremdfinanzierung, die um 392 Prozent 
     zunahm, während alle anderen Kategorien rückläufig waren.
   - Der Gesamtwert der M&As ging um 28 Prozent auf 2,9 Milliarden 
     US-Dollar zurück und die Anzahl der Transaktionen mit bekannt 
     gegebenen Konditionen sank auf 13 - das niedrigste Niveau 
     mindestens seit 2005.

USA

   - Die Umsätze der börsenkotierten Biotech-Unternehmen beliefen 
     sich auf 63,7 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem 
     Anstieg von 8 Prozent, aber gleichzeitig einem Rückgang 
     gegenüber der Wachstumsrate von 12 Prozent im Jahr 2011.
   - Die F&E-Ausgaben stiegen 2012 um 7 Prozent, womit die 
     Wachstumsrate von 9 Prozent aus dem Jahr 2011 nur knapp verfehlt
     wurde.
   - Das Nettoergebnis stieg um 34 Prozent von 3,3 Milliarden 
     US-Dollar im Jahr 2011 auf 4,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 
     2012.
   - M&As mit Beteiligung von Biotech-Unternehmen mit Sitz in den USA
     nahmen 2012 um 5 Prozent zu und erreichten einen Wert von 23,8 
     Milliarden US-Dollar (ohne Berücksichtigung der beiden 
     Megatransaktionen im Jahr 2011).
   - Die Gesamtfinanzierung erreichte in den USA 2012 einen Umfang 
     von 23,3 Milliarden US-Dollar. Das ist der zweithöchste 
     Gesamtbetrag des letzten Jahrzehnts, der nur vom Wert des Jahres
     2011 übertroffen wird, als die Branche Kapital in Höhe von 29,7 
     Milliarden US-Dollar aufnahm. Ohne Fremdfinanzierung stieg das 
     aufgenommene Kapital gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent.

Der «Beyond Borders: Global Biotechnology Report 2013» lässt sich auf unserer Website herunterladen unter www.ey.com/ch.

Kontakt:

Nadine Geissbühler
Ernst & Young
Media Relations
Tel.: +41 (0) 58 286 43 20
nadine.geissbuehler@ch.ey.com