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Revisionsbranche auch in Zukunft gefordert

28.10.2011 – 17:29 

Zürich (ots) -

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und weitere hochkarätige Referentinnen und Referenten liessen die alle zwei Jahre stattfindenden Kammertagung der Schweizer Treuhand- und Revisionsbranche zu einem vollen Erfolg werden. Im Mittelpunkt der Tagung standen die hochaktuellen Themen "Wirtschaftsprüfung - eine Commodity?" sowie "Steuerpolitik - das Universal-Druckmittel gegen die Schweiz". Die Generalversammlung der Treuhand-Kammer hat ihre künftige Governance-Struktur festgelegt und ihre neue Führungsspitze gewählt.

"Wirtschaftsprüfung - eine Commodity!"

Unter dem Titel "Wirtschaftsprüfung - eine Commodity?" wurden Nutzen und Zukunft der Abschlussprüfung intensiv diskutiert. Dr. Peter F. Weibel, Mitglied des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group, wies darauf hin, dass Audit Committees ohne Unterstützung durch die Abschlussprüfer zuweilen auf verlorenem Posten stehen würden. Die Revision helfe Schwächen in einer Organisation frühzeitig zu erkennen und zu adressieren. Monika Ribar, CEO Panalpina, bestätigte dies und unterstrich, dass die Revision Transparenz schaffe. Kritisiert wurden von Unternehmerseite die ständigen Änderungen in den anzuwendenden Standards, was die Vergleichbarkeit über die Jahre verunmögliche. Monika Ribar: "Die Änderungen von Regulierungen und Rechnungslegungsstandards werden zu einem Standardtraktandum im Audit Committee. Gleichzeitig wird es zunehmend schwieriger, die Unternehmen auf Basis der externen Zahlen zu führen."

Von Unternehmerseite wurde der Nutzen der Revisionsaufsicht in Frage gestellt und Peter Weibel forderte die Behörden auf, das richtige Regulierungsmass zu finden. Verschiedentlich wurde darauf hingewiesen, dass die Revisionsstelle als Gesprächs- und Sparringpartner gesehen werde und ein Vertrauensverhältnis gegeben sein muss. Die Unabhängigkeit des Prüfers sei dafür eine Voraussetzung. Eine zwingende Rotation der Prüfungsgesellschaft laufe diesen Forderungen jedoch zuwider. Ohnehin gelte, so Peter Weibel: "Wenn man mit der Revisionsstelle nicht zufrieden ist, braucht es einen Prüferwechsel."

Konsens bestand in der Runde, dass die Branche wieder vermehrt den Menschen in den Mittelpunkt stellen muss. Die Komplexität der Materie erfordere nicht nur Fachkompetenz, die ohnehin vorausgesetzt wird. Prof. Hanspeter Walter, Präsident der Revisionsaufsichtsbehörde: "Wir vermissen teilweise die kritische Grundhaltung der Prüfer gegenüber ihren Kunden." Peter Weibel: "Ich erwarte vom Revisor Zivilcourage und dass er das Management herausfordert. Die Revisionsunternehmen müssen bei der Auswahl von Mitarbeitern und Partnern einer hohen Sozialkompetenz und kommunikativen Fähigkeiten noch vermehrt Beachtung schenken, und noch mehr Zeit in die Förderung der Sozialkompetenz investieren. Das hilft auch, die Erwartungslücke zu verringern." Monika Ribar ergänzte: "Menschen machen den Unterschied." Unternehmer Ruedi Noser fügte an: "Schlecht geführte Unternehmen haben oft schlechte Prüfer". Otto Wyss: "Das professional judgement muss wieder in den Vordergrund treten und Inhalte müssen vor Formalitäten kommen. Damit können wir auch den Kundenbedürfnissen noch besser gerecht werden."

Steuerpolitik als Universal-Druckmittel gegen die Schweiz?

Frau Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf machte deutlich, dass die Schweiz über ein nach wie vor attraktives und im internationalen Kontext sehr konkurrenzfähiges Steuersystem verfüge. Ernst zu nehmen sei jedoch der Druck des Auslands auf das Schweizer Steuersystem. Dominik Bürgy, neuer Präsident der Treuhand-Kammer, ergänzte, dieser ziele primär darauf ab, Steuersubstrat aus der Schweiz abzuziehen und gefährde damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz. Dr. Markus Neuhaus, CEO PWC Schweiz, forderte: "Die Vergangenheit muss endlich vom Tisch!"

Im Zusammenhang mit der Vereinfachung des Steuersystems hielt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf fest, dass eine Generation den Mut haben müsse, einen sehr grossen Schritt zu machen, der aber insgesamt haushaltneutral zu gestalten sei. Die Problematik bestehe auch darin, dass Veränderungen immer zu einer Verschiebung der Steuerlast führen und es Verlierer und Gewinner gebe.

Anpassung der Governance der Treuhand-Kammer

Die am Freitagnachmittag tagende Generalversammlung bestimmte über die Neuausrichtung der Treuhand-Kammer und deren Positionierung für die anstehenden Herausforderungen. Zum neuen Präsidenten der Treuhand-Kammer wurde Dominik Bürgy, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Steuer- und Rechtsberatung Ernst & Young AG, gewählt. Die vorgesehene Governance-Struktur der Treuhand-Kammer sieht insbesondere eine verstärkte Einbindung der Sektionen in die Führung der Kammer sowie die Bildung einer neuen Geschäftsleitung vor. Dieser gehören unter der Leitung des neuen Direktors Dr. Marius Klauser zudem Günter Büchler und Dr. Thorsten Kleibold an. Dr. Marius Klauser folgt auf Albert Guntli, der als Direktor der Treuhand-Kammer während der letzten 25 Jahre die Geschicke des Berufsverbands gelenkt und die Treuhand-Kammer zu einem schlagkräftigen Fach- und Interessenverband geformt hat. Der derzeitige Ständeratspräsident Dr. iur. Hansheiri Inderkum wird auf Januar 2012 die Leitung des Bereichs Public Affairs der Treuhand- Kammer von Kurt Schüle übernehmen. Das neu gebildete Ressort Information und Kommunikation wird ab Mitte November von Gisela KBundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf undgung der uckte November Frau Gabritärkte Einbindung der Sektionen in die Führung der Kammübler geleitet.

Die Treuhand-Kammer in Kürze

Die Treuhand-Kammer, Schweizerische Kammer der Wirtschaftsprüfer und Steuerexperten, ist der Spitzenverband der Treuhandbranche mit den Fachbereichen Wirtschaftsprüfung, Wirtschafts- und Steuerberatung. Sie zählt rund 950 Unternehmen mit ca. 14'000 Mitarbeitenden sowie rund 5'600 natürliche Personen zu ihren Mitgliedern. Der geschätzte jährliche Umsatz der angeschlossenen Mitgliedunternehmen beläuft sich auf 3 Mia. Franken. Die Treuhand-Kammer setzt sich für ihre Mitglieder ein und unterstützt sie durch eine fundierte Facharbeit und ein attraktives Weiterbildungsangebot. Dem Berufsnachwuchs offeriert die Treuhand-Kammer die Ausbildungen zum dipl. Wirtschaftsprüfer und dipl. Steuerexperten. Im Dialog mit Politik, Behörden und Regulatoren strebt die Treuhand-Kammer attraktive Rahmenbedingungen für ihre Mitglieder sowie für die gesamte Wirtschaft an.

Kontakt:

Dominik Bürgy, Präsident der Treuhand-Kammer
E-Mail: dominik.buergy@ch.ey.com
Tel.: +41/58/289'44'35

Dr. Marius Klauser, Direktor der Treuhand-Kammer
E-Mail: marius.klauser@treuhand-kammer.ch
Mobile: +41/79/604'20'69