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Allianz-Studie zu Alterskosten: Der Preis des langen Lebens

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29.03.2011 – 10:54  Allianz Suisse    [newsroom]

Zürich (ots) -

- Allianz-Prognose: Zukünftig knapp 30 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung für Renten-, Gesundheits- und Pflegekosten

- 2050 in der Schweiz: Jeder Dritte über 60 Jahre

- Alterung betrifft Industrie- und Schwellenländer gleichermaßen

- Nachhaltige Sozialsysteme und Wirtschaftswachstum erforderlich

Hohe Lebenserwartungen und alternde Gesellschaften sind in vielen Ländern bereits Realität oder werden es bald sein. Die EU-Staaten sind von dieser Entwicklung sogar noch stärker betroffen als die Schweiz, deren Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung durch den Zuzug von hauptsächlich jüngeren Menschen langsamer steigt. Das zeigt der aktuelle Demographic Pulse der Allianz, der in der aktuellen Ausgabe die altersabhängigen Ausgaben für Rente, Pflege und Gesundheit untersucht.

So steigt der Anteil der über 60-Jährigen in der Schweiz von heute 23,3 Prozent auf 31,8 Prozent im Jahr 2050. Zum Vergleich: In Deutschland wird dieser Anteil von heute 26 Prozent auf rund 40 Prozent ansteigen. Hinter dieser positiven Entwicklung verbergen sich gewaltige gesellschaftliche, medizinische und soziale Fortschritte. Doch die Langlebigkeit hat auch ihren Preis. Im Jahre 2060 werden voraussichtlich die altersabhängigen staatlichen Ausgaben für Rente, Pflege und Gesundheit in der EU knapp 30 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in der Eurozone ausmachen, so die Prognose der Allianz. "Die weltweite Alterung ist ein struktureller Trend mit potenziell dramatischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen, sowohl für die Staatshaushalte und damit auch für jeden einzelnen. Die Schweiz wird von dieser Entwicklung nicht verschont bleiben, auch wenn sie nicht ganz so dramatisch ausfällt wie in vielen anderen Ländern", sagt Rudolf Alves, Leiter Leben der Allianz Suisse.

Anstieg der altersabhängigen Kosten weltweites Phänomen

Die neue globale Herausforderung der demografischen Entwicklung ist im Unterschied zur Finanzkrise vorhersehbar, ihre Auswirkungen sind langfristig und entfalten sich langsam, weswegen sie schnell in Vergessenheit geraten oder es gar nicht erst in die öffentliche Debatte schaffen. Aber die Alterung macht nicht an Länder- oder Ressortgrenzen halt. Rente, Gesundheit und Pflege sind die offenkundigsten und am direktesten betroffenen Felder. Insgesamt werden die altersabhängigen Kosten in Europa bis 2035 um 3,2 Prozentpunkte ansteigen, in den folgenden 25 Jahren um weitere 2 Prozentpunkte. Die Entwicklung in der Schweiz dürfte in die gleiche Richtung weisen. Während den USA eine vergleichsweise günstige demografische Entwicklung bevorsteht und die staatliche Rente als Basisversorgung konzipiert ist bzw. eine große private Eigenvorsorge notwendig ist, treibt das Gesundheitswesen die staatlichen Sozialausgaben in die Höhe.

USA andere Herausforderungen als Asien

So beschreibt der Allianz Demographic Pulse, dass die Gesundheitsausgaben in den USA seit 1970 um 5 Prozent pro Jahr gestiegen sind und sollte die Steigerung in der derzeitigen Form anhalten, würden sie sich auf 18 Prozent des BIP im Jahre 2050 belaufen. Auf der anderen Seite der Erdkugel haben die aufstrebenden asiatischen Wirtschaftsmächte wie Südkorea, Taiwan, Singapur und China momentan noch eine relativ junge Bevölkerung. Dies wird sich insbesondere in China in den nächsten Jahren dramatisch ändern. Die Geburtenrate in China sank im Vergleich zu 1960 von 5,5 auf 1,8 Kinder pro Frau, während die Lebenserwartung um erstaunliche 28 Jahre anstieg. Sowohl das Renten- wie auch das Gesundheitssystem befindet sich in der Auf- beziehungsweise Umbauphase. So gibt es in China zwei Rentensysteme mit dem zum Beispiel nur knapp über die Hälfte der städtischen und 12 Prozent der ländlichen Beschäftigten abgedeckt werden. Bereits heute ist absehbar, dass diese Reformen zu den größten sozial, wirtschafts- und fiskalpolitischen Herausforderungen gehören, die China bevorstehen.

Rentner länger im Ruhestand

Die neue Untersuchung beschäftigt sich auch im Detail mit der Lebenserwartung der Menschen. Die zunehmende Lebenserwartung hat in Verbindung mit dem sinkendem Renteneintrittsalter bis zum Ende der 1990er Jahre zu einer enormen Zunahme der Zeit geführt, die der Einzelne in Rente verbringt. In den Industrieländern geniessen Männer heute im Durchschnitt etwa 20 Jahre ihren Ruhestand. Am längsten profitieren die Pensionäre in Frankreich mit einer durchschnittlichen Zeit von 24 Jahren, während Rentner in der Schweiz statistisch 16,8 Jahre Rentenverweildauer haben. Deutsche Ruheständler liegen mit einer Ruhestandsphase von 19,8 Jahren im Mittelfeld.

Weichenstellung muss heute geschehen

Eines wird durch die neue Untersuchung deutlich: Die Alterung der Gesellschaften wird die Staatsfinanzen in hohem Maße überall auf der Welt belasten. Die Kernfrage ist, wie können die Ausgaben kontrollierbar gemacht werden. Die Einrichtung von nachhaltigen und finanzierbaren Systemen im Bereich der Rente, Pflege und Gesundheit sind unerlässlich. Dafür ist auch ein Blick über die lokalen Ländergrenzen hilfreich. Zum Beispiel nach Schweden, das - laut dem "Allianz Pension Sustainability Index", einem Indikator, der die Nachhaltigkeit der globalen Altersvorsorgesysteme misst - neben Australien das nachhaltigste Rentensystem besitzt. Schweden ist ein Paradebeispiel für die Diversifizierung des Renteneinkommens auf verschiedene Säulen. Eine Kapitaldeckung in der Altersvorsorge und ein ausgebauter Wohlfahrtsstaat sind in Schweden kein Widerspruch, sondern ergänzen sich gegenseitig. Aber auch die Schweiz schneidet im Sustanibility Index im Vergleich gut ab, weil sie durch eine sehr starke berufliche Altersvorsorge in der 2. Säule eine hohe Diversifikation des Alterseinkommens erreicht hat. Zudem weist die Schweiz eine im internationalen Vergleich niedrige Staatverschuldung auf. "Nachhaltige Sozialsysteme und Wirtschaftswachstum sind die zwei hauptsächlichen Werkzeuge, um die Auswirkungen der Alterung auf die staatlichen Finanzen zu kontrollieren. Wenn die Weichen rechtzeitig und richtig gestellt werden, kann der Staat seine gestaltende Rolle bewahren und die Aufmerksamkeit von den Herausforderungen auf die Chancen alternder Gesellschaften verlagern. Nachhaltige Systeme und private Vorsorge sind die Grundvoraussetzungen für einen finanziell abgesicherten Ruhestand für jetzige und zukünftige Generationen", fasst Alves die Ergebnisse zusammen.

Kontakt:

Bernd de Wall
Kommunikation Allianz Suisse
Tel.: +41/58/358'84'14
E-Mail: bernd.dewall@allianz-suisse.ch