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economiesuisse - 2012: Tiefes Wachstum in einem Jahr der Transformation

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05.12.2011 – 10:05  economiesuisse    [newsroom]

Zürich (ots) -

Mit dem starken Franken, der europäischen Verschuldungskrise und der schwächelnden Weltkonjunktur wirken gleich drei Faktoren bremsend auf die Schweizer Wirtschaft ein. economiesuisse erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schweiz 2012 nur noch um 0,5 Prozent zulegen wird, während die Arbeitslosenquote auf 3,6 Prozent ansteigen dürfte. Unter Druck stehen insbesondere die Exportbranchen, aber auch deren Zulieferer und der Tourismus. Die Bewältigung der EU-Schuldenkrise stellt auch für die Schweiz eine Herausforderung dar.

2011 war für die Schweizer Wirtschaft ein Jahr der Herausforderungen - und diese werden 2012 noch grösser. Der Druck, insbesondere durch den weiterhin hohen Franken-Wechselkurs, führt in vielen Branchen zu einem beschleunigten Transformationsprozess. Die damit verbundenen Massnahmen, beispielsweise der stärkere Vorleistungsbezug aus dem Ausland, die Verlagerung von Arbeitsplätzen oder Einstellungsstopps, haben unmittelbare Auswirkungen auf die wirtschaftliche Dynamik in der Schweiz. Betroffen sind nicht nur die Exportunternehmen, sondern auch inländische Zulieferer, der Detailhandel und in besonderem Mass der Tourismussektor.

Mit der sich abschwächenden Weltkonjunktur und der massiven Verschuldungskrise in zahlreichen EU-Staaten kommen weitere negative Faktoren hinzu, die die Schweiz 2012 an den Rand einer Rezession drängen werden. economiesuisse geht davon aus, dass die Eurozone 2012 wirtschaftlich mehr oder weniger stagniert und auch auf politischer Ebene die Probleme nicht rasch gelöst werden können. Die Auswirkungen all dieser negativen Effekte auf die Schweiz sind seit dem vergangenen Sommer deutlich spürbar. Zwar dürfte das Schweizer BIP 2011 insgesamt noch um etwa zwei Prozent zulegen - doch dieses Wachstum entstand vor allem im ersten Halbjahr.

Rückläufige Exporte, starke Bauwirtschaft Die Liste der Branchen, die 2012 mit negativen Wachstumsraten rechnen, ist lang. Mit einem Rückgang der Wertschöpfung haben vor allem die klassischen Exportbranchen wie die Metall-, Maschinen-, Textil-, Nahrungs- und Papierindustrie zu kämpfen. Und die Sparanstrengungen vieler Industriestaaten machen sich auch in der chemisch-pharmazeutischen Industrie bemerkbar. Hart wird das kommende Jahr aber vor allem für den Tourismus, erklärt economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch: «Die rasante Aufwertung des Frankens in diesem Sommer hat auch international Resonanz gefunden und der Schweiz leider das Image eines Hochpreislandes zurückgebracht.» Die touristische Wertschöpfung im Inland werde 2012 eindeutig rückläufig sein. Positiver sind hingegen die Aussichten in den Bereichen Versicherungswesen, Beratung, Verkehr und IT.

economiesuisse prognostiziert für das kommende Jahr ein reales BIP-Wachstum von 0,5 Prozent. Gestützt wird die Konjunktur vor allem durch den Binnenmarkt, auch wenn sich viele Zulieferbetriebe zunächst auf die neuen Verhältnisse ausrichten müssen. Ein weiterhin robustes Wachstum ist 2012 beim Tief- und Wohnungsbau zu erwarten. Die Zuwanderung und leicht höhere Reallöhne sorgen für einen weiteren Zuwachs beim Privatkonsum. Dieser profitiert von einer insgesamt tiefen Inflationsrate. Günstigere Importe und die wirtschaftliche Dynamik im Inland können dazu führen, dass die Inflation 2012 kurzzeitig sogar negativ ausfällt. Trotz der trüben Aussichten besteht in der Schweiz auch weiterhin eine Nachfrage nach gut qualifizierten Arbeitskräften. Selbst bei Entlassungen finden viele Arbeitnehmende rasch wieder eine Stelle. economiesuisse rechnet daher nicht mit einem drastischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen: Der Wirtschaftsdachverband prognostiziert für 2012 eine durchschnittliche Quote von 3,6 Prozent.

EU-Schuldenkrise auch als Herausforderung für die Schweiz Die EU-Mitgliedstaaten und die Eurozone wurden von der Verschuldungskrise besonders hart getroffen. Da die EU der wichtigste Wirtschaftspartner der Schweiz ist, müssen wir die Entwicklung in der Eurozone sehr eng verfolgen. Die Schweiz hat ein grosses Interesse, dass die EU ihre massiven strukturellen finanziellen Ungleichgewichte endlich in den Griff bekommt. Die Schuldenkrise ist allerdings noch bei weitem nicht ausgestanden. Pascal Gentinetta, Vorsitzender der Geschäftleitung von economiesuisse, gibt zu bedenken; «Egal welche Finanzarchitektur die EU letztendlich wählt, es herrscht weiterhin grosse Unsicherheit, ob die betroffenen Regierungen in der Lage sind, die nötigen Reformen sowie Sparvorgaben im erforderlichen Umfang umzusetzen.»

Vor diesem Hintergrund bleibt die Schweiz aber nicht untätig. International leistet sie über ihr Engagement beim Internationalen Währungsfonds bereits einen wichtigen Beitrag zur Beruhigung der Lage. Zudem hält die Schweizerische Nationalbank rund 150 Milliarden Euro als Währungsreserven. Deshalb ist von einer direkten Beteiligung an den Rettungsinstitutionen der EU abzusehen. Die Auswirkungen auf den bilateralen Weg zwischen der Schweiz und der EU sind schwierig zu beurteilen. In einem äusserst angespannten Umfeld ist zu hoffen, dass das für beide bewährte und stabile Verhältnis nicht unnötig politisch belastet wird.

Zahlen in der Beilage.

Kontakt:

Rudolf Minsch, Telefon: 041 421 35 35,
rudolf.minsch@economiesuisse.ch
Roberto Colonnello, Telefon: 041 421 35 50,
roberto.colonnello@economiesuisse.ch