Allianz-Sicherheitsstudie: Ablenkung im Strassenverkehr ist eine unterschätzte Gefahr
Zürich (ots) -
Eine neue Studie des Allianz Zentrum für Technik zeigt: Ablenkung am Steuer ist die Hauptursache bei jedem zehnten Autounfall. Häufigste Ablenkungsmuster in der Schweiz sind die Gerätebedienung sowie Gespräche und Streit während der Fahrt. Am stärksten gefährdet sind Junglenker. Ein weiteres Ergebnis: 40 Prozent der Schweizer Autofahrer telefonieren ohne Freisprecheinrichtung, ein Fünftel schreibt sogar SMS während der Fahrt.
Ablenkung im Strassenverkehr ist eine der Hauptursachen für schwere Unfälle. Das zeigt eine aktuelle Allianz-Sicherheitsstudie. Demnach hat Ablenkung am Steuer einen grösseren Einfluss auf das Unfallgeschehen als allgemein angenommen. "Etwa jeder zehnte Verkehrsunfall ist massgeblich durch ablenkendes Verhalten der Autofahrer verursacht", sagt Jörg Zinsli, Leiter Schaden der Allianz Suisse. Rund ein Drittel aller Unfälle gehen darüber hinaus auf Unaufmerksamkeit während der Fahrt zurück. "Die Möglichkeiten der Ablenkung werden durch moderne Technologien immer grösser - damit steigt auch die Unfallgefahr", betont Zinsli.
Gefährliche Unfallquellen: Das Benutzen von Handy und Navigationssystemen
Immer mehr Autolenker telefonieren während des Fahrens. Galten etwa ein Drittel aller Handyverstösse noch als Forschungsstand der letzen Jahre, sind es laut Allianz-Umfrage in der Schweiz nun bereits 40 Prozent der Handybesitzer. Fast jeder Dritte liest während der Fahrt SMS - und 20 Prozent der Befragten bestätigen sogar, dass sie in dieser Zeit SMS schreiben. "Jede Sekunde, die nicht auf den Strassenverkehr gerichtet ist, kann Leben gefährden", mahnt Schadenexperte Zinsli zur Vorsicht. Das gilt auch beim Umgang mit Navigationsgeräten: 54 Prozent stellen das Fahrziel während des Fahrens ein. Intensive Gespräche und Streit mit dem Beifahrer lenken sogar 77 Prozent aller Befragten nach eigener Einschätzung ab. Vor allem junge Menschen lassen sich laut Allianz-Studie besonders leicht ablenken.
Junge Fahrer massiv gefährdet - Geschlechterunterschiede zweitrangig
18 bis 24-jährige Fahrer berichten über 16 Prozent mehr Ablenkung (insbesondere durch Telefonieren, SMS-Schreiben, intensiv Musik hören) als 25 bis 64-Jährige und über 40 Prozent mehr als Personen über 65 Jahre. Bei der Betrachtung aller untersuchten Ablenkungsquellen insgesamt fallen Geschlechtsunterschiede dagegen weniger ins Gewicht. Männer verhalten sich insgesamt technikaffiner (Eingabe von Navigationsdaten + 29 Prozent im Vergleich zu Frauen) und bei der Benutzung der Freisprechanlage, um ein Gespräch herzustellen (+ 24 Prozent). Frauen sind dagegen durch die Betreuung der Kinder im Auto stärker abgelenkt (+ 40 Prozent).
Ländervergleich Schweiz, Deutschland, Österreich
Zwischen den Ländern Österreich, der deutschsprachigen Schweiz und Deutschland ergaben sich nur geringe Unterschiede. So berichten österreichische Fahrer mit mittlerer Fahrleistung (3-15 Tsd. Kilometer im Jahr) etwas weniger Ablenkungsereignisse als Schweizer und Deutsche bei gleicher Fahrleistung. Schon bei Wenig- und Vielfahrern findet sich kein Unterschied mehr. Das hochgefährliche SMS- und E-Mail-Schreiben und -Lesen während des Autofahrens wird von Schweizern (28 Prozent) und Deutschen (22 Prozent) häufiger vollzogen als von Österreichern (12 Prozent).
Für die aktuelle Sicherheitsstudie führte das Allianz Zentrum für Technik gemeinsam mit den Instituten Mensch-Verkehr-Umwelt und Makam Market Research eine Repräsentativerhebung unter Autofahrern in der deutschsprachigen Schweiz, in Österreich und Deutschland durch und analysierte den internationalen Forschungsstand.
Fünf Sicherheitstipps der Allianz-Experten
Um die Gefahren durch Ablenkung einzudämmen, geben die Allianz-Experten nützliche Tipps:
1. Die Bedienung von Geräten jeder Art auf ein Minimum reduzieren, denn dadurch werden der Blick und die Gedanken erheblich länger als vermutet vom Strassenverkehr abgewendet. 2. Beide Hände am Lenkrad lassen, denn Greifen, Tasten und Gegenstände auspacken erhöhen das Unfallrisiko um ein Vielfaches. Wichtige Gegenstände wie Sonnenbrillen in Griffweite aufbewahren. 3. Vor Fahrtbeginn die volle Aufmerksamkeit dem Verkehr widmen. Mentale Ablenkung durch Gespräche und andere Formen der Kommunikation wird häufig unterschätzt. 4. Zeitdruck vermeiden und Nebentätigkeiten wie Essen, Trinken oder Rauchen in Fahrpausen erledigen. 5. Moderne Assistenzsysteme nutzen, denn diese sind in der Lage, kurzzeitige Unaufmerksamkeiten des Fahrers in einer ganzen Reihe typischer Fahr- und Konfliktsituationen auszugleichen oder die Unfallfolgen abzumildern.
Kontakt:
Hans-Peter Nehmer
Tel.: +41/58/358'88'01
E-Mail: hanspeter.nehmer@allianz-suisse.ch
Bernd de Wall
Tel.: +41/58/358'84'14
E-Mail: bernd.dewall@allianz-suisse.ch