Ankündigung RVK-Forum: Das Gesundheitswesen im Dilemma / Mittwoch, 25. April 2012 im Verkehrshaus der Schweiz, Luzern
Luzern (ots) -
Das Gesundheitswesen im Dilemma:
Wenn Ethik und Wirtschaftlichkeit auseinanderdriften. Kommt die Solidarität an ihre Grenzen?
Die Angst vor den Kosten im Gesundheitswesen beherrscht die öffentliche und politische Diskussion. Die Finanzsituation - insbesondere in der Grundversicherung - ist seit Jahren angespannt und steuert früher oder später in eine Sackgasse. Denn nicht alles, was die Gesellschaft beansprucht und die Medizin entwickelt, kann bezahlt werden. Am RVK-Forum vom 25. April 2012 präsentieren Experten und Meinungsbildner ihre Blickwinkel. Stephan Klapproth führt durch den Anlass und moderiert im Forum-Talk die Diskussion zwischen Vertretern aus Gesundheitswesen, Politik und Gesellschaft. Die Tagung verspricht interessante Debatten und Erkenntnisse.
Mit diversen Reformen und Regelungen versucht die Politik, Gegensteuer zu geben. Bisher mit mässigem Erfolg, weil eine Grundsatzfrage meistens ausgeblendet wird: Wie viel Gesundheit für wie viel Geld? Die Gründe für die Kostenentwicklung sind je nach Blickwinkel verschieden. Medizinischer Fortschritt, Alterung der Bevölkerung, Föderalismus, falsche Anreize, unterschiedliche Interessen und gestiegene Anspruchshaltung der Konsumenten und Leistungserbringer sind nur einige davon. Mit punktuellen Massnahmen wie Spitalschliessungen, Fallpauschalen oder höherer Kostenbeteiligung durch die Patienten versucht man, die Kostensteigerung in den Griff zu bekommen. Und weitere Reformvorschläge sind zurzeit in heftiger Diskussion: die Einführung von Managed-Care-Systemen, die Aufhebung des Vertragszwanges für Krankenversicherer oder, immer wieder, die Forderung nach einer Einheitskasse. Die Resultate bleiben aufgrund der unterschiedlichen Interessen bruchstückhaft und die Auswirkungen auf die Kostenspirale bescheiden.
RVK-Forum mit namhaften Referenten
Wie weiter? Das RVK-Forum in Luzern nimmt sich dem Kernproblem an. Was wollen die Akteure des Gesundheitswesens, was die Politik und was die Gesellschaft? Um einer schleichenden, im Alltag bereits oft praktizierten Rationierung Einhalt zu bieten, müssen klare Richtlinien bestehen. Für die Leistungserbringer und Versicherer steht die Kosten-Nutzen-Frage tagtäglich im Raum. Sie stehen im direkten Dilemma, ohne ausreichende Grundlagen und Rückhalt entscheiden zu müssen und dabei den verschiedensten Anforderungen ge-recht zu werden. Diese Fachpersonen erläutern am RVK-Forum wichtige Grundsatzfragen:
- Christoph Rehmann-Sutter, Professor für Theorie und Ethik der Biowissenschaften, Universität Lübeck
- Carlo Conti, Vorsteher des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt
- Jürg Kesselring, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurorehabilitation, Valens
- Harry Telser, Bereichsleiter Gesundheit und Mitglied der Geschäftsleitung von Polynomics AG
- Andreas Gerber, Leiter des Ressorts Gesundheitsökonomie am IQWiG, Köln
- Jürg Zollikofer, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte
Gäste Forum-Talk:
Ruth Humbel (Nationalrätin), Heinrich von Grünigen (Präsident der Schweizerischen Adipositas-Stiftung), Toni Frisch (Stiftungsratspräsident Pro Senectute Schweiz) und Christoph Rehmann-Sutter.
Es stelle sich nicht die Frage, ob wir eine Zweiklassenmedizin haben, sie sei Tatsache. Die Frage sei nur, ob die Leistungen in der zweiten Klasse genügen, meint Jürg Zollikofer. Schon allein das Wort Zweiklassenmedizin wird als Bedrohung aufgefasst und weckt Unbehagen und Ängste vor Benachteiligung. Darum sind Antworten gefordert auf Fragen wie zum Beispiel nach einer Altergrenze bei Hüftoperationen oder Abgabe von hochpreisigen Medikamenten.
Dem gegenüber steht der Blickwinkel von Christoph Rehmann-Sutter. Die Zuteilung von Ressourcen dürfe nicht so sein, dass Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten diskriminiert werden. Trotzdem hat das Bundesgericht im Falle einer Patientin einen wegweisenden Entscheid gefällt und deren Forderungen zurückgewiesen. Dass dabei ein finanzieller Richtwert von hunderttausend Franken pro Lebensjahr postuliert wurde, findet nicht nur Befürworter. Er bringe die soziale Idee der Grundversicherung in arge Schieflage.
Tatsache bleibt, dass die wachsenden Ansprüche die soziale Krankenversicherung immer mehr an den Rand der Finanzierbarkeit drängen. Wenn medizinische Behandlungen in Zukunft nicht mehrheitlich von Gerichten beurteilt werden sollen, dann sind richtungsweisende Grundsatzfragen dringend auf allen Ebenen zu diskutieren.
Veranstalter und Anmeldungen: www.rvk.ch/forum
Bildinformationen: Bild «Zerreissprobe»
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Kontakt:
Daniel Herzog
Direktor
Tel.: +41/41/417'05'00
E-Mail: d.herzog@rvk.ch
Martina Ruoss
Leiterin Unternehmenskommunikation
Tel.: +41/41/417'05'73
E-Mail: m.ruoss@rvk.ch
Organisator
RVK
Verband der kleinen und mittleren Krankenversicherer
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