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Recycling - 59'000 Sammelstellen weniger für Glas, Aluminium und PET

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10.04.2013 – 14:00  SWISS RECYCLING / PET-Recycling Schweiz / IGORA    [newsroom]

Zürich (ots) -

Der hohe Recycling-Komfort in der Schweiz ist bedroht. 59'000 Sammelstellen für Glas, Aluminium und PET sollen aufgehoben werden. Das wäre die Konsequenz, falls ein Pfand auf Getränkeverpackungen eingeführt würde, wie dies eine parlamentarische Initiative und eine Motion fordern. Der Doppelangriff auf das gut funktionierende Schweizer Recyclingsystem hätte zudem weitere unangenehme Folgen: Die massive Reduktion der Sammelstellen bringt die heute hohen Recyclingquoten in Gefahr. Es braucht mehr, nicht weniger Sammelstellen, vor allem beim Unterwegskonsum. Zum anderen kostet das Pfandsystem das 4-Fache der heutigen Lösung. Eine neue Analyse erläutert die negativen Auswirkungen des Pfandsystems und eine Umfrage zeigt: Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten wollen kein Pfand, sondern den hohen Komfort des jetzigen Systems.

Zu Recht nennen sich die Schweizerinnen und Schweizer Recycling-Weltmeister. 92% der Getränkeverpackungen aus Aluminium, PET und Glas konnten 2011 dem Recycling zugeführt werden. Nur die wenigsten anderen Länder erreichen insgesamt derart hohe Recyclingquoten. Auch nicht jene Länder mit einem Pfand. In der Schweiz haben wir uns mit der Separatsammlung einem ökologischen, geschlossenen Stoffkreislauf verpflichtet. Dieses System ist auch ökonomisch betrachtet sehr vorteilhaft.

Trotzdem wird immer wieder ein Pfand auf Getränkeverpackungen gefordert, als vermeintliche Lösung gegen das Littering. Derzeit findet ein Doppelangriff auf das hervorragende Recyclingsystem statt: Über die parlamentarische Initiative «Einführung eines Pflichtpfandes für Getränkedosen und Getränkeflaschen» von CVP-Nationalrat Alois Gmür wird voraussichtlich der Nationalrat nächste Woche in der Sondersession entscheiden. Die UREK-N, die Kommission des Nationalrats für Umweltthemen, lehnte sie mit 16:8 Stimmen ab.

Eine Pfandlösung ist nicht günstig. Das Bundesamt für Umwelt geht davon aus, dass ein Pfandsystem für die Schweiz 280 Millionen Franken pro Jahr kosten würde, dem 4-Fachen der heutigen erfolgreichen Lösung. Dazu kommt, dass das Pfand das Putzen nicht ersetzt. Von allen gelitterten Abfällen machen Getränkeverpackungen gerade mal 13 Prozent aus. Das heisst, mindestens 87 Prozent aller herumliegenden Abfälle wie Take-Away-Verpackungen, Zigarettenstummel, Scherben oder Kaugummis sind von einer Pfandregelung nicht betroffen. Geputzt werden müsste also weiterhin.

Ein weiteres Argument, das Nationalrat Gmür zur Begründung seiner Initiative anfügt: Das Pfand fördere das Mehrweggebinde. Ein Blick nach Deutschland widerlegt diese These klar. Seit der Pfandeinführung in Deutschland ist der Mehrweg-Anteil um rund 30 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat die PET-Einweg-Getränkeflasche ihren Marktanteil bei alkoholfreien Getränken auf 72 Prozent verdreifacht. Da eine Pfandlösung für die Partner in der Logistik-Kette kompliziert und aufwendig ist, forcieren sie eine möglichst homogene Gebindeauswahl, um ihre Abläufe zu optimieren. Dazu kommt, dass gleichzeitig ein Trend in Richtung leichtere Verpackungen vorherrscht.

Weiter ist eine Motion von SP-Nationalrätin Silvia Semadeni hängig. Darin fordert Frau Semadeni, dass auch bei PET-Getränkeflaschen eine Rücklaufquote von 90% erreicht wird, wie es Glas und Aluminium bereits erreichen. Klar ist, dass die Quoten von PET und Glas nicht gleich hoch sein können. PET-Getränkeflaschen werden vor allem im Unterwegskonsum gebraucht. Die Recyclingquoten sind generell vor allem in der Gastronomie und im Heimkonsum überdurchschnittlich hoch. Weil PET-Flaschen sehr praktisch, unzerstörbar und darum ideal für unterwegs sind, werden sie dort gebraucht, wo sie am meisten gelittertim Abfall landen wird und die Sammeldisziplin am geringsten ist: im Unterwegskonsum.

Eine neue, von Swiss Recycling in Auftrag gegebene Analyse zeigt, dass die Einführung eines Pfandes zum Teil gravierende Konsequenzen - nicht nur für den Handel und die Recyclingorganisationen, sondern auch für die Gemeinden und die Konsumentinnen und Konsumenten - hätte. Oder für die Umwelt: Die Restfraktionen von Glas und Alu, die heute zusammen mit den mengenmässig dominierenden Getränkeflaschen/-dosen gesammelt werden, drohen unterzugehen, weil die Mengen zu klein werden, um mit vertretbarem Aufwand gesammelt zu werden. An den öffentlichen Entsorgungsplätzen blieben letztlich noch Batterien und Konservendosen. Am Ende entscheidet aber der Konsument, ob sich der Gang zu der öffentlichen Sammelstelle noch lohnt. Für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeutete die Auflösung der jetzigen Recyclingstrukturen einen Rückgang der Anzahl der Orte, wo Getränkegebinde zurückgegeben werden können. Anstatt 65'000 gäbe es nur noch 6'000 Sammelstellen für die Getränkeverpackungen aus Glas, Aluminium aus PET. Denn beim Pfandsystem wäre nur noch der Handel für die Rücknahme zuständig. Also keine Sammlung mehr in 3'000 Schulen, 2'000 Sportanlagen und Unterhaltungsbetrieben, 1'500 Spitälern und Heimen, 14'000 Büros und anderen Arbeitsplätzen oder den über 1'000 Orten in den Bergen. Die Frage bleibt, ob mit 10-mal weniger Sammelstellen die hohen Recyclingquoten gehalten oder verbessert werden können. Logisch wäre der Umkehrschluss: es braucht mehr Sammelstellen für eine bessere Rücklaufquote.

Kein Verständnis für den Rückgang der Sammelstellen für Getränkeverpackungen aus Glas, Aluminium und PET um 59'000 hätten die Konsumentinnen und Konsumenten: Laut einer zweiteiligen, repräsentativen GFK-Umfrage lehnte im März der Grossteil der befragten Personen ein Pfandsystem ab. Der Grund dafür: Die Befragten wollen auch bei der Entsorgung hohen Komfort.

Kontakt:

Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer
Swiss Recycling
E-Mail: patrik.geisselhardt@swissrecycling.ch
Tel.: +41/44/342'20'00

Markus Tavernier, Geschäftsführer
IGORA
E-Mail: tavernier@igora.ch
Tel.: +41/44/387'50'10

René Herzog, Geschäftsführer
PET-Recycling Schweiz
E-Mail: herzog@prs.ch
Tel.: +41/44/344'10'80