Schlaue Entscheidungsgrundlagen zum Wohle des Patienten - Schweizer Allgemeininternisten schlagen neue Lösungsansätze vor
Basel (ots) -
«Smarter Medicine» - ein nachhaltiges Engagement für mehr Patientenwohl und zur Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung
Die grösste medizinische Fachgesellschaft der Schweiz, die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM), lanciert am 14. Mai 2014 in Genf als Pionierin für die Schweiz eine breit gefächerte Kampagne zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung im Schweizer Gesundheitswesen. Basis der geplanten «Smarter Medicine»-Kampagne bildet eine Liste mit Interventionen im Rahmen der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM), von deren Anwendung abgeraten wird, da sie keinen messbaren Nutzen für den Patienten darstellen und deren Risiko den potenziellen Nutzen möglicherweise übersteigt.
Ziel diagnostischer und therapeutischer Schritte bei der Behandlung eines Patienten ist, einen möglichst optimalen Benefit für dessen Gesundheit zu erreichen. Es gibt jedoch Interventionen, von welchen der Patient kaum profitiert oder die sogar Risiken für sein Befinden darstellen können. Die Vermeidung derartiger Massnahmen ist ein zentrales Anliegen der Allgemeininternistinnen und Generalistinnen in Spital und Arztpraxis. Dazu hat die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) erstmals eine Liste solcher Interventionen rund um die Allgemeine Innere Medizin erstellt und lanciert. «Bei Smarter Medicine geht es uns vor allem darum, Entscheidungen zu treffen, die sich eng an den wissenschaftlichen Fakten orientieren. Gleichzeitig möchten wir mit unseren Aktivitäten den intensiveren Austausch zwischen Ärzten und Patienten ermutigen. Ziel all unserer Massnahmen ist es, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten zu optimieren, zwei zentrale Anliegen, die unserer medizinischen Disziplin sehr am Herzen liegen.», präzisiert Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Vorsteher des SGIM-Präsidiums, die Motivation der Fachgesellschaft für ihr Engagement.
Bereits im Vorfeld von «Smarter Medicine» hat sich die SGIM ab 2012 mit Vertretern und Vertreterinnen von Hochschulen, Pharmaindustrie und Krankenversicherern, mit Medizinern aus Praxis und Spital sowie mit Ansprechpersonen aus Politik und Medien intensiv mit dem Thema «Can less be more?» (Kann weniger mehr sein?) auseinandergesetzt. Die SGIM-Überlegungen fanden dabei breite Akzeptanz und Unterstützung. Aufgrund dieses fruchtbaren Austausches hat die Fachgesellschaft die «Smarter Medicine»-Kampagne ins Leben gerufen, die sich unter anderem an der im Jahr 2012 in den USA ins Leben gerufenen «Choosing Wisely Initiative» orientiert.
Top 5-Liste - Zentraler Baustein der geplanten Kampagnenaktivitäten
Die «Smarter Medicine»-Kampagne basiert auf nationalen und internationalen Studien sowie auf Erfahrungen aus ähnlichen Initiativen im Ausland. Zentraler Baustein ist eine professionell und breit evaluierte und abgestützte «Top 5-Liste». Diese wurde im Auftrag der SGIM von einem Team qualifizierter Experten um Prof. Jacques Cornuz, Poliklinik des Universitätsspitals CHUV in Lausanne, erarbeitet. Sie umfasst Empfehlungen zu verschiedenen Behandlungen und Tests, von deren Einsatz in der AIM aufgrund der eher bescheidenen möglichen Vorteile sowie des potentiellen Risikos, das sie beinhalten, zukünftig abgeraten werden soll. Die aktuelle Aufstellung wird den nächsten Jahren laufend evaluiert und soll bereits 2015 speziell für die Tätigkeit der Allgemeinen Inneren Medizin im Spitalbereich erweitert werden. Die Empfehlungen orientieren sich zusätzlich am Positionspapier «Ein nachhaltiges Gesundheitssystem für die Schweiz» der Schweizerischen Akademie für Medizinische Wissenschaften (SAMW). «Wir erhoffen uns von der «Smarter Medicine»-Kampagne eine nachhaltige Signal- und Vorbildwirkung für ähnliche Aktivitäten anderer medizinischer Fachgesellschaften sowie einen zentralen Beitrag zur Qualitätssicherung und Entwicklung des Schweizer Gesundheitswesens», kommentiert Dr. med. Hermann Amstad, Generalsekretär der SAMW, die Erwartungen seiner Institution an die neuartigen Massnahmen.
Fokussierung auf Dialog und Patientenwohl auf verschiedenen Ebenen
Basis des Erfolgs und der Nachhaltigkeit einer derartigen Kampagne ist eine enge Partnerschaft und sorgfältige Kommunikation zwischen Arzt und Patient sowie zwischen anderen wichtigen Akteuren des Gesundheitswesens. Dieses Konzept einer engen Partnerschaft wird bereits mit der «Choosing Wisely Initiative» in den USA verfolgt. Auf der Ebene des Gesundheitssystems sind die Voraussetzungen für den Erfolg dieses Engagements ein ausgedehnter Konsens der involvierten Institutionen, eine klare Kommunikation sowie zusätzliche Forschungs-, Weiter- und Fortbildungsaktivitäten. «Wir unterstützen die Anstrengungen der Allgemeininternistinnen im Rahmen der «Smarter Medicine»-Kampagne gerne, weil sie einen konkreten Nutzen für die Patientinnen und Patienten bieten und sich mit unseren Werten und unserem Engagement für das Patientenwohl decken», meint Erika Ziltener, Präsidentin Dachverband Schweizerischer Patientenstellen, zum Kampagnenstart.
Forschung für mehr Patientenwohl
Die SGIM-Foundation, eine Stiftung der SGIM mit der Zielsetzung, Lehr- und Forschungspro-jekte auf dem Gebiet der Allgemeinen Inneren Medizin zu fördern, lancierte 2013/2014 eine Preisausschreibung zum Thema «CHOOSING WISELY». Im Fokus stehen Projekte oder Studien im Kontext einer Über- oder Unterversorgung bei Tests, Behandlungen oder Interventionen. Die Forschungsergebnisse der Preisausschreibung fliessen bereits in die «Smarter Medicine»-Kampagne mit ein. Die diesjährige Preisübergabe findet am 15. Mai 2014 in Genf statt.
Detaillierte Informationen zur «Smarter Medicine»-Kampagne sind zu finden unter www.smartermedicine.ch oder www.sgim.ch/de/qualitaet, zu den erwähnten Forschungsaktivitäten unter www.sgim.ch/de/foerderung/sgim-foundation.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Vorsteher des SGIM-Präsidiums und
Lukas Zemp, Generalsekretär/Geschäftsstellenleiter SGIM, Tel. 061 225
93 35, Handy 079 776 61 41 oder smartermedicine@sgim.ch