Schweizerische Arbeitskräfteerhebung 2001
Neuenburg (ots)
Frauen arbeiten häufiger unter atypischen Arbeitsbedingungen
Gemäss den neusten Ergebnissen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) waren im 2. Quartal 2001 3,938 Mio. Personen erwerbstätig, 1,5% mehr als im Vorjahr. Diese Zunahme ist vor allem auf einen Anstieg der Zahl der erwerbstätigen Ausländerinnen (+9,6%) und Ausländer (+4,4%) zurückzuführen, während die Zahl der erwerbstätigen Schweizerinnen nur um rund 0,9% zunahm und die Zahl der erwerbstätigen Schweizer sogar konstant blieb (-0,2%).
Mit der SAKE 2001 wurden erstmals auch neuere Arbeitsformen erfasst. Ebenso wurde der Erhebung der Arbeitsbedingungen ein grösseres Gewicht beigemessen. Aufgrund der Resultate zeigt sich nun, dass immer noch mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden nach einem fest vorgegebenen Stundenplan arbeiten, aber bereits 5% über ein Jahresarbeitszeitmodell verfügen. 160'000 Personen (4%) leisten Arbeit auf Abruf, 67'000 Personen (1,7%) sind Heimarbeitnehmer/innen und 357'000 Arbeitnehmende (9,1%) arbeiten regelmässig Schicht. Frauen arbeiten häufiger unter atypischen Arbeitsbedingungen als Männer.
Erwerbstätigkeit erreicht einen Höchststand
Im 2. Quartal 2001 waren gemäss den neusten Ergebnissen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) 3,938 Mio. Personen erwerbstätig, 1,748 Mio. Frauen und 2,190 Mio. Männer. Nicht eingeschlossen sind in der SAKE die in der Schweiz erwerbstätigen Grenzgänger (164'000), Saisonniers (30'000), Kurzaufenthalter (24'000) und Asylbewerber (15'000).
Aufgrund der im 2. Quartal 2001 noch guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nahm die Zahl der Er-werbstätigen im Vergleich zum 2. Quartal 2000 um 1,5% oder 59'000 Personen zu und erreichte mit 3,938 Mio. einen neuen Höchststand. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich die Erwerbslosigkeit von 106'000 auf 101'000 Personen (-4,7%); die Erwerbslosenquote sank von 2,7% auf 2,5%. Bei der Bewertung dieser Ergebnisse muss allerdings beachtet werden, dass die inzwischen eingetretene konjunkturelle Abkühlung sich in den nächsten Monaten vermutlich dämpfend auf den Arbeitsmarkt auswirken wird.
Weitere Zunahme der Erwerbstätigkeit der Frauen und der Ausländer/innen
Zwischen dem 2. Quartal 2000 und dem 2. Quartal 2001 nahm die Zahl der erwerbstätigen Frauen wiederum um 2,5% (+42'000 Personen) zu und ihre Erwerbstätigenquote stieg von 55,8% auf 56,8%. Die Zahl der er-werbstätigen Männer erhöhte sich hingegen lediglich um 0,8% (+18'000 Personen) und ihre Erwerbstätigen-quote blieb nahezu konstant (2000: 76,0%; 2001: 76,1%). Der Frauenanteil bei den Erwerbstätigen nahm entsprechend von 44,0% auf 44,4% zu.
Die Erhöhung bei den Frauen ist vor allem auf einen Anstieg der Zahl erwerbstätiger Ausländerinnen um 28'000 Personen (9,6%) zurückzuführen, während die Zahl der erwerbstätigen Schweizerinnen nur um 13'000 Personen resp. 0,9% stieg. Bei den Männern nahm lediglich die Zahl der erwerbstätigen Ausländer (+21'000 Personen, +4,4%) zu, während die Zahl der erwerbstätigen Schweizer sogar minimal zurückging (-3'500 resp. -0,2%).
Zunahme der Zahl der Erwerbstätigen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren
Überproportional zugenommen hat insbesondere die Zahl der erwerbstätigen Frauen und Männer im Alter zwischen 40 und 64 Jahren (Frauen: +43'000 resp. +5,6%; Männer: +30'000 resp. +2,9%). In allen anderen Alters- und Geschlechtsgruppen sind die Erwerbstätigenzahlen und auch die Erwerbstätigenquoten konstant geblieben oder haben sich nur leicht verändert. Verantwortlich für den erwähnten Anstieg ist unter anderem ein demographischer Effekt, der dazu geführt hat, dass diese Altersgruppe insgesamt um 38'000 Personen zugenommen hat, während gleichzeitig die Altersgruppe der 15-39-Jährigen um 10'000 Personen ge-schrumpft ist. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der Frauen und der Männer in der Altersgruppe der 40- bis 64-Jährigen.
Trend zur Teilzeitarbeit setzt sich weiter fort
Die Bedeutung der Teilzeitarbeit hat auch im letzten Jahr nochmals zugenommen: Waren es im Jahr 2000 erst 1,138 Mio. Teilzeiterwerbstätige, so belief sich ihre Zahl dieses Jahr bereits auf 1,207 Mio. Personen (+69'000). Umgekehrt nahm die Zahl der Vollzeiterwerbstätigen innert Jahresfrist von 2,740 Mio. auf 2,731 Mio. ab (-9'000 Personen). Entsprechend erhöhte sich der Prozentsatz der teilzeitlich arbeitenden Personen von 29,3% auf 30,7%. Bei den Frauen nahm der Teilzeitanteil von 53,5% auf 55,1% zu, bei den Männern von 10,3% auf 11,1%.
Rund die Hälfte der Teilzeiterwerbstätigen, d.h. 617'000 Personen, leisteten ein Arbeitspensum von 50% und mehr; 590'000 Personen arbeiteten weniger als 50%. Eine Minimalerwerbstätigkeit, d.h. eine Erwerbstätig-keit mit weniger als 6 Arbeitsstunden pro Woche, wurde von 175'000 Personen (4,4% der Erwerbstätigen) ausgeübt. Bei den Männern lag der Anteil der Minimalerwerbstätigen bei 1,9%, bei den Frauen bei 7,6%.
Mehrheit der Arbeitnehmenden arbeitet nach einem fix vorgegebenen Stundenplan
Mit der Revision des SAKE-Fragebogens 2001 wurden erstmals auch neuere Arbeitsformen erfasst und die Erhebung der Arbeitsbedingungen bekam mehr Gewicht. Aufgenommen wurden unter anderem detaillierte Fragen zu den Arbeitszeitmodellen. Die ersten Auswertungen zeigen, dass im 2. Quartal 2001 immer noch mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden (58%) zu fest vorgegebenen Arbeitszeiten arbeiteten. Dass bei Frauen (65%) dieser Anteil deutlich höher lag als bei Männern (52%), lässt sich hauptsächlich durch die geschlechtsspezifischen Berufsstrukturen erklären: Vor allem bei den typischen Frauenberufen (Verkaufsbe-rufe, Lehr- und Sozialberufe etc.) sind vielfach feste Arbeitszeiten vorgegeben. Ein Wochen- resp. Monats-arbeitszeitmodell hatten 27% der Arbeitnehmenden, wobei 19% innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne am Arbeitsplatz sein mussten (Blockzeiten) und 8% die Arbeitszeit frei wählen konnten. Ein Jahresarbeits-zeitmodell kannten bereits 5% der Arbeitnehmenden, rund 10% arbeiteten ohne vorgegebene Arbeitszeiten . Sowohl beim Jahresarbeitszeitmodell als auch bei Tätigkeiten ohne vorgegebene Arbeitszeiten kamen teil-weise Blockzeitvorschriften zum Einsatz.
Arbeit auf Abruf betrifft vor allem Frauen
Aufgrund der SAKE 2001 lässt sich zum ersten Mal auch der Umfang der «Arbeit auf Abruf» in der Schweiz statistisch bestimmen. Es zeigt sich, dass im 2. Quartal 2001 160'000 Personen oder 5% aller Arbeitnehmen-den «Arbeit auf Abruf» leisteten. Sie gingen aufgrund einer entsprechenden Vereinbarung nur dann zur Ar-beit, wenn sie von ihrem Arbeitgeber dazu aufgefordert wurden. «Auf Abruf» arbeiteten 106'000 Frauen (7,5%) und 55'000 Männer (3,3%). Der Frauenanteil belief sich auf 66% (Frauenanteil bei den Arbeitneh-menden insgesamt: 46%).
Rund 60% der Personen, die Arbeit auf Abruf leisteten, verfügten dabei über kein garantiertes Minimum an Arbeitsstunden (Frauen: 64%; Männer: 47%), den übrigen 40% hingegen wurde im Arbeitsvertrag ein be-stimmtes minimales Arbeitspensum zugesichert. Interessant ist, dass Personen, die Arbeit auf Abruf leiste-ten, etwa gleich oft mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden waren (14,4%) wie die Arbeitnehmenden insgesamt (15,2%).
Auch Heimarbeit wird vor allem von Frauen ausgeübt
Rund 67'000 Arbeitnehmende übten im 2. Quartal 2001 ihre Erwerbstätigkeit normalerweise «zu Hause», d.h. in der eigenen Privatwohnung, aus (2,2% aller Arbeitnehmenden). Der Frauenanteil lag bei 78%. Wäh-rend reine Heimarbeit bei den Arbeitnehmenden also eher selten vorkam, ist gelegentliche Heimarbeit ver-hältnismässig weit verbreitet: Insgesamt 354'000 Arbeitnehmende erledigten «gelegentlich» zu Hause etwas für ihren Arbeitgeber. In dieser Zahl sind allerdings nur die Tätigkeiten berücksichtigt, die auch entschädigt resp. als Arbeitszeit angerechnet wurden. Schliesst man auch die Personen mit ein, die gelegentlich zu Hause «unbezahlte» Überstunden leisteten, so erhöht sich die Zahl der regelmässig oder gelegentlich zu Hause ar-beitenden Arbeitnehmenden auf 761'000.
Ausländische Arbeitnehmende leisten häufiger Schichtarbeit als Schweizer/innen
Im 2. Quartal 2001 leisteten in der Schweiz 357'000 Arbeitnehmende (11,7%) regelmässig Schichtarbeit. Ausländische Arbeitnehmende arbeiteten häufiger Schicht als Schweizer/innen (14,4% resp. 10,8%). We-sentlich kleinere Unterschiede bestanden hingegen nach Geschlecht (Männer: 11,8%; Frauen: 11,6%). Die Verteilung auf die einzelnen Wirtschaftsabschnitte war aber bei Frauen und Männern unterschiedlich: Wäh-rend bei den Männern rund ein Drittel der Schichtarbeiter im «verarbeitenden Gewerbe» und etwa ein Viertel im Bereich «Verkehr und Nachrichtenübermittlung» tätig war, arbeitete rund die Hälfte der Schichtarbeit leistenden Frauen im «Gesundheits- und Sozialwesen».
Nachtarbeit wird vermehrt von Männern geleistet
Im 2. Quartal 2001 arbeiteten 134'000 Personen oder 4,4% aller Arbeitnehmenden regelmässig in der Nacht, wobei Frauen - vermutlich wegen der geltenden gesetzlichen Bestimmungen - weniger oft nachts ihrer Be-rufstätigkeit nachgingen als Männer (Frauen: 3,9%; Männer: 4,8%). Ausländer/innen waren mit 4,4% gleich stark von Nachtarbeit betroffen wie die Schweizer/innen.
Regelmässig Sonntagsarbeit leisteten im 2. Quartal 2001 253'000 Arbeitnehmende (8,3%). Frauen arbeiteten häufiger am Sonntag als Männer (9,5% vs. 7,2%), und auch ausländische Arbeitnehmende waren häufiger am Sonntag an ihrem Arbeitsplatz als Schweizer/innen (10,0 % vs. 7,7%).
Methodischer Steckbrief
Die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) wird seit 1991 jährlich, jeweils im 2. Quartal, durchgeführt und liefert die zentralen Indikatoren für eine regelmässige Arbeitsmarktberichterstattung. Im Hinblick auf die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse hat sich das BFS bei der Ausge-staltung des Fragebogens der SAKE an die Empfehlungen des Internationalen Arbeitsamts und an die Normen von EUROSTAT für die Durchführung von Arbeitskräfteerhebungen gehalten.
Bei der SAKE werden jeweils rund 18'000 Haushalte kontaktiert. Pro Haushalt wird eine Person zu-fällig ausgewählt und in einem ca. 20 Minuten dauernden Telefoninterview zu ihrer Erwerbssituation und ihrem Erwerbsverhalten befragt. Erhoben werden neben den arbeitsmarktbezogenen Merkmalen auch eine Anzahl von soziodemographischen Informationen über die Zielperson und die anderen Haushaltsmitglieder. Weil jede ausgewählte Personen während 5 aufeinander folgenden Jahren befragt wird (rotierendes Panel), können auch dynamische Aspekte des Arbeitsmarkts analysiert werden.
Die Teilnahme an der SAKE-Befragung ist freiwillig. Die Antwortquoten der SAKE belaufen sich auf rund 70%, was im Vergleich zu anderen Befragungen als sehr gut einzustufen ist. Da sich die SAKE auf eine Stichprobenerhebung beschränkt, sind die ausgewiesenen Ergebnisse immer einer gewissen Schätzungenauigkeit unterworfen und müssen gewichtet und hochgerechnet werden. Die Grundge-samtheit und die Hochrechnungsbasis der SAKE bildet die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz im Alter ab 15 Jahren; Saisonniers, Grenzgänger, Kurzaufenthalter und Asylbewerber werden nicht berücksichtigt.
Definitionen
Erwerbstätige Zu den Erwerbstätigen gemäss SAKE zählen alle Personen im Alter von 15 Jahren und mehr, die in der Referenzwoche
- mindestens eine Stunde gegen Entlöhnung gearbeitet haben, oder
- einer entlöhnten oder selbstständigen Tätigkeit nachgingen, aber zeitweilig nicht am Arbeitsplatz waren (Abwesenheit wegen Krankheit, Ferien, Mutterschaft, Militärdienst usw.), oder
- unentgeltlich im Familienbetrieb mitgearbeitet haben.
Erwerbslose Zu den Erwerbslosen gemäss SAKE gehören Personen im Alter von 15 Jahren und mehr,
- die in der Referenzwoche nicht erwerbstätig waren und
- die in den vier vorangegangenen Wochen aktiv eine Arbeit gesucht haben und
- die innerhalb der vier folgenden Wochen mit einer Tätigkeit beginnen könnten.
Erwerbsquote Erwerbstätige + Erwerbslose ________________________________________________________________
Bevölkerung
Erwerbslosen-quote Erwerbslose _______________________________________________________________ Erwerbstätige + Erwerbslose
Kontakt:
Michel Kolly, BFS, Sektion Erwerbsleben und Arbeitsmarkt,
Tel. +41 32 713 64 76
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS
http://www.statistik.admin.ch