BFS: Verbreitung von Computern und Internet Informationsgesellschaft Schweiz: ausbaufähig
Neuchâtel (ots)
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind in unserer Gesellschaft von zunehmender sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung. In den letzten Jahren hat die Nutzung von Computern und Internet im Arbeitsleben, im Bildungsbereich und in der Freizeit stark zugenommen. Allerdings vollzieht sich die Ausbreitung der IKT nicht in allen Bereichen mit gleicher Geschwindigkeit. Komplexere Nutzungsmöglichkeiten wie über das Internet abgewickelte Transaktionen (E-Commerce) werden erst zaghaft genutzt. Zudem wird das Nutzungspotenzial von IKT nicht von allen Bevölkerungsgruppen gleichermassen ausgeschöpft: So ist der typische Internet-Benutzende in der Schweiz immer noch männlich, jung und verfügt über eine höhere Schulbildung sowie ein überdurchnittliches Einkommen. Der unter der Federführung des Bundesamtes für Statistik (BFS) in Zusammenarbeit mit Experten entstandene neue Bericht gibt mittels Indikatoren und bereichsbezogenen Analysen Aufschluss über den Stand der Informationsgesellschaft Schweiz und die mit der zunehmenden Verbreitung von IKT verbundenen Chancen und Risiken.
Gute infrastrukturelle Voraussetzungen in der Schweiz
Beinahe alle Unternehmen und Schulen in der Schweiz sind heute mit Computern ausgerüstet und mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat Zugang zu Internet, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz. Im internationalen Vergleich verfügt die Schweiz hinsichtlich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) über gute infrastrukturelle Voraussetzungen. Die Infrastruktur ist in kommerziell besonders relevanten Bereichen sogar sehr gut: Die Verbreitung gesicherter Web-Server, die die sichere Datenübertragung z.B. bei Online-Kreditkartengeschäften gewährleisten, erreicht in der Schweiz mit 192 gesicherten Web-Servern pro Million Einwohnerinnen und Einwohner (Stand Juli 2001) fast das Dreifache des Mittels der Länder der Europäischen Union. Die Schweiz rangiert damit zwar hinter den USA, Neuseeland, Kanada und Australien, aber vor den bei IKT generell sehr gut abschneidenden skandinavischen Ländern.
Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Die Bevölkerung nutzt die neuen Technologien heute hauptsächlich für die Kommunikation (E-Mail) und die Informationssuche (am häufigsten über Internet-Suchmaschinen). Komplexere Nutzungsmöglichkeiten, wie über das Internet abgewickelte Transaktionen (E-Shopping, E- Banking), haben noch einen geringen Stellenwert. Es gibt allerdings auch bereits eine Bevölkerungsgruppe, welche umfassender von den neuen Technologien Gebrauch macht. So nutzen immerhin 14% der regelmässigen Internet-Benutzenden in der Schweiz das Internet mindestens ein Mal pro Woche zum Kauf von Waren und Dienstleistungen (Stand Anfang 2002).
Die Nutzungsquoten der elektronischen Variante der vom BFS durchgeführten Volkszählung 2000 (E-Census) zeigten, dass ein beträchtlicher Unterschied zwischen der einfachen Informationssuche und dem Abwickeln einer komplexen Transaktion über Internet besteht: Jede achte Person mit Interneterfahrung oder 4% der Schweizer Bevölkerung beantwortete den Fragebogen der Volkszählung über das Internet. Dabei füllte nur jeder zweite Haushalt, welcher die Startseite des E-Census besuchte und sich somit für die elektronische Erfassung interessierte, den Fragebogen auf diesem Weg schliesslich auch erfolgreich aus. Dabei nannten die Mehrzahl der Personen mit Internetzugang als Hauptgrund für die Nicht-Teilnahme am E-Census die einfachere Handhabung des Papierfragebogens.
Computer und Internet werden in der Schweiz auch noch selten als Lernmittel verwendet. Zwar benutzten im Jahr 2000 63% der 15- Jährigen regelmässig einen Computer zu Hause, aber nur 21% in der Schule. Dabei stehen die Lehrpersonen der Computernutzung im Unterricht grundsätzlich positiv gegenüber. Fast zwei Drittel der Lehrpersonen im Volksschulbereich stimmen in einer Erhebung Ende 2001 der Aussage zu, dass der Computereinsatz im Unterricht wichtig ist. Auf Barrieren für eine stärker Nutzung von IKT im Unterricht weist die kritische Einschätzung der Lehrerschaft ihrer eigenen IKT- bezogenen Kompetenzen hin: Sie schätzen insbesondere ihre methodisch- didaktischen Kenntnisse für den Einsatz des Computers im Unterricht im Mittel als eher mittelmässig bis gering ein. Für den sinnvollen Einsatz von IKT im Unterricht scheint demnach ein grosser Weiterbildungsbedarf zu bestehen.
Soziale Unterschiede: Herausforderungen für unsere Gesellschaft
Nicht alle Bevölkerungsgruppen haben gleichermassen Zugang zu den neuen Technologien. Obwohl die Internetnutzungsquoten in den letzten Jahren in allen sozialen Gruppen zugenommen haben, ist der typische Internet-Benutzende heute immer noch jung, männlich und verfügt über eine höhere Schulbildung sowie ein überdurchschnittliches Einkommen. Die Unterschiede nach Bildung, Einkommen und Geschlecht scheinen sich zu halten; so nutzten Anfang 2002 in der Schweiz 77% der Personen mit einer Hochschulbildung das Internet regelmässig, während dies für lediglich 25% der Personen mit obligatorischer Schulbildung gilt.
Die Chance der jüngeren Generation, sich im Elternhaus mit den neuen Medien vertraut zu machen, ist abhängig von der sozialen Herkunft. Im Jahr 2000 war der Anteil von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern, die den Computer zu Hause fast täglich verwenden, bei Jugendlichen niedriger sozialer Herkunft deutlich kleiner (35%) als bei denen mittlerer (43%) oder höherer sozialer Herkunft (49%). In der Schule gibt es keine solchen Nutzungsunterschiede nach sozialer Herkunft. Der Schule kommt hier eine ausgleichende Wirkung zu.
Frauen stehen neuen Technologien wie Computern und Internet generell weniger positiv gegenüber als Männer. Entsprechend gehören Anfang 2002 33% der Frauen und 52% der Männer zu den regelmässigen Internet- Benutzenden. Diese Unterschiede setzen sich bei der jüngeren Generation fort: Mädchen der neunten Klassen nutzen in der Schweiz den Computer signifikant weniger, haben weniger Interesse daran und weniger Selbstvertrauen im Umgang damit als Knaben. Dabei spielt das Selbstvertrauen die grösste Rolle: Auch bei gleich häufiger Nutzung zeigen die Mädchen ein geringeres Selbstvertrauen.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
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Publikationsbestellungen unter: Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-Mail: order@bfs.admin.ch
Neuerscheinung:
BFS/GWF/BAKOM, Informationsgesellschaft Schweiz. Standortbestimmung und Perspektiven, Neuchâtel 2002, Bestellnummer: 507-0200, Preis: 18 Fr.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Site des Bundesamtes für Statistik unter
http://www.infosociety-stat.admin.ch
11.10.02