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BFS: Eidgenössische Volkszählung 2000 Schweizer Religionslandschaft im Umbruch

Neuchâtel (ots)

41,8 % der Bevölkerung bezeichnen sich in der
eidgenössischen Volkszählung 2000 als römisch-katholisch, 33,0% als 
evangelisch- reformiert. Die beiden grossen Landeskirchen haben 
gegenüber 1990 nicht nur relativ sondern auch absolut an Anhängern 
verloren. Konstant blieb der Anteil der evangelischen Freikirchen 
und der übrigen protestantischen Gemeinschaften (2,2%), der 
jüdischen Glaubensgemeinschaft (0,2%) und der Christkatholiken 
(0,2%). Stark zugenommen haben jene Personen, die sich keiner Kirche 
oder Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen (11,1%) sowie die "neuen 
Religionsgruppen" (7,1%). Dies zeigen die Auswertungen der 
Volkszählung 2000 durch das Bundesamt für Statistik (BFS).
Die rückläufige Bedeutung der Landeskirchen der Schweiz hat drei 
Gründe. Erstens fühlt sich eine zunehmende Zahl von Schweizerinnen 
und Schweizern keiner bestimmten Kirche oder Religions-gemeinschaft 
mehr zugehörig. Zweitens kommen die Migrantinnen und Migranten aus 
Ländern mit anderen religiösen Traditionen. Drittens betrifft die 
demografische Alterung auch die Landeskirchen. Die evangelisch- 
reformierte Bevölkerung der Schweiz ist besonders stark gealtert.
Konfessionslosigkeit als Lebensstil
11,1 % der Wohnbevölkerung bezeichnen sich als keiner bestimmten 
Kirche oder Religionsgemeinschaft mehr zugehörig, das sind 300'000 
mehr als 1990 (Anteil: 7,4%). 1970 hatte der Anteil der 
Konfessionslosen an der Bevölkerung erst 1,1% ausgemacht. Weitaus am 
niedrigsten ist er bei den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 
Jahren (im Alter der Firmung bzw. Konfirmation) sowie im Alter ab 65 
und mehr. Besonders hoch ist er bei den 30- bis 50-jährigen, die im 
Zenit ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivität 
stehen. Männer bezeichnen sich häufiger als keiner Kirche oder 
Religionsgemeinschaft zugehörig als Frauen.
Zwischen den Kantonen und Regionen der Schweiz bestehen sehr 
grosse 
Unterschiede. Im städtischen Gebiet ist der Anteil der 
Konfessionslosen doppelt so hoch wie in den ländlichen Regionen. Und 
in der französischen Schweiz ist er deutlich höher als in der 
deutschen und italienischen Schweiz. Ein Bogen der starken 
Säkularisierung zieht sich von Genf hinauf über die Waadt, 
Neuenburg, die Region Solothurn, Basel, den Aargau, die Stadt Zürich 
bis nach Schaffhausen. Am meisten Konfessionslose hat der Kanton 
Basel-Stadt mit 31,0%, gefolgt von Genf mit 23,0% und Neuenburg mit 
22,0%. Am niedrigsten ist der Anteil mit 2 bis 6% in den 
katholischen Kantonen der Innerschweiz, in St. Gallen, Appenzell 
Innerrhoden, im Jura, in Freiburg, im Wallis sowie im 
gemischtkonfessionellen Graubünden.
Pluralisierung der Religionsgemeinschaften durch Migration
41,8 % der Bevölkerung bezeichnen sich als römisch-katholisch 
(1990: 
46,2%), 33,0% als evangelisch-reformiert (1990: 38,5%). Die beiden 
grossen Landeskirchen haben gegenüber 1990 nicht nur relativ sondern 
auch absolut an Mitgliedern verloren (- 363'000 Personen). Konstant 
blieb der Anteil der evangelischen Freikirchen und der übrigen 
protestantischen Gemeinschaften (2,2%) sowie der jüdischen Glaubens- 
gemeinschaft (0,2%) und der Christkatholiken (0,2%).
7,1% der Bevölkerung geben an, einer anderen Kirche oder 
Religionsgemeinschaft anzugehören. 1970 waren es erst 0,7% gewesen, 
1990 3,7%. Den grössten Anteil dieser "neuen Religionsgruppen", die 
in der Schweiz in der Vergangenheit nicht oder nur schwach vertreten 
waren, stellen die Angehörigen islamischer Glaubens-gemeinschaften 
mit 4,3 % (311'000 Personen) sowie jene christlich-orthodoxer 
Kirchen mit 1,8% (132'000 Personen). Es folgen die Hindus (28'000 
Personen oder 0,4%) und die Buddhisten (21'000 Personen oder 0,3%). 
Immer mehr Menschen fühlen sich auch synkretistischen Religionen 
verbunden, die christliche Glaubensvorstellungen mit solchen aus 
anderen Religionen verbinden.
Diese Pluralisierung ist in erster Linie eine Folge der 
Migrationen. 
Von den Personen mit Schweizerischer Staatsangehörigkeit geben nur 
1,6% eine der "neuen Religionsgruppen" an, bei den Ausländerinnen 
und Ausländern sind es 28,1%. Die Verdoppelung der Zahl der Muslime 
und der Angehörigen christlich-orthodoxer Kirchen seit 1990 ist auf 
die Immigration aus Bosnien-Herzegowina, Serbien, Mazedonien und dem 
Kosovo seit dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien zurückzuführen. 
Die Albaner aus dem Kosovo und Mazedonien, die heute die grösste 
muslimische Gruppe in der Schweiz darstellen, definieren sich 
allerdings in erster Linie sprachlich-ethnisch und nicht über die 
Religionszugehörigkeit.
Die Angehörigen der "neuen Religionsgruppen" konzentrieren sich 
in 
der Nordwestschweiz, im Grossraum Zürich und in der Ostschweiz. Am 
höchsten ist ihr Anteil in Basel-Stadt (10,8%), in Glarus und St. 
Gallen (je 9,8%), Zürich und Schaffhausen (je 9,0%) sowie im Aargau 
und Thurgau (je 8,5%). In der ganzen lateinischen Schweiz sind die 
"neuen Religionsgruppen" mit einem Anteil von zwischen 2,7% im Jura 
und 7,1% in Genf hingegen weit unterdurchschnittlich vertreten 
(Tessin: 4,6%).
Unterschiedliche Demografie der Religionsgemeinschaften
Die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Religionsgemeinschaft wird 
meist von den Eltern auf die Kinder übertragen. Die demografische 
Struktur einer Religionsgemeinschaft hat daher einen Einfluss auf 
ihre zahlenmässige Entwicklung. Die Evangelisch-Reformierte und die 
Christkatholische Kirche, die sich nicht durch Zuwanderung aus dem 
Ausland erneuern konnten, sind besonders stark gealtert. Bei den 
Evangelisch-Reformierten sind 26,2% der Kirchenmitglieder 60-jährig 
und älter, 28,0% sind zwischen 40- und 60-jährig.
Die evangelischen Freikirchen sowie andere protestantische 
Gemeinschaften sind wesentlich jünger, stärker familienorientiert 
und haben mehr Kinder. Nur 18,2 % sind über 60-jährig. Diese Gruppen 
haben auch deutlich mehr ausländische Mitglieder integriert als die 
Evangelisch-Reformierte Landeskirche.
Die demografische Struktur der Römisch-Katholiken hat sich durch 
Immigration aus Südeuropa stark verjüngt. Die über 60-jährigen 
machen 20,2% der Gläubigen aus, die 40- bis 59-jährigen 27,4%. 
Allerdings sind die Kinderzahlen der Römisch-Katholiken ebenfalls 
auf das tiefe Niveau der evangelisch-reformierten Bevölkerung 
gesunken. Die Generationen der Kinder sind nur halb so gross wie 
jene der Eltern, so dass sich die Alterung künftig deutlich 
beschleunigen wird.
Die Angehörigen der "neuen Religionsgruppen" weisen eine ganz 
andere 
demografische Struktur auf als die Landeskirchen und die Gruppe der 
Konfessionslosen. Es sind junge Leute, mit einem Anteil an über 60- 
jährigen von nur 4,6%. Die Kinderzahl in den Familien ist 
vergleichsweise hoch und die Generationen der Kinder sind fast so 
gross wie jene der Eltern. Diese Gruppen haben daher ein wesentlich 
grösseres Wachstumspotential.
Alte Religionsgrenzen verschwinden, neue Scheidelinien entstehen
Durch die Zunahme der Personen ohne Konfession, die wachsende 
Bedeutung der nicht traditionellen Religionen, die geografische 
Mobilität und die Zunahme der Mischheiraten haben sich die alten 
religiösen Grenzen der Schweiz weiter aufgelöst. In einem breiten, 
mehrheitlich städtischen Gürtel, der vom Genfersee entlang der 
Jurakette bis zum Bodensee und ins St. Galler Rheintal reicht, gibt 
es keine deutlich dominierenden Kirchen und Religionsgemeinschaften 
mehr. Die Protestanten sind nur noch im Kanton Bern dominierend 
(insbesondere im Emmental und im westlichen Berner-Oberland), 
vereinzelt in Graubünden und bei Schaffhausen, die Römisch- 
Katholiken in Freiburg, im Jura, im Wallis, im Tessin, in Appenzell 
Innerhoden und in der Innerschweiz ausserhalb des Raums Luzern.
Die Gebiete ohne konfessionelle Dominanz sind aber nicht homogen. 
Eine neue Scheidelinie ist entstanden. Die französische Schweiz 
weist sowohl einen hohen Anteil an Personen auf, die sich zu keiner 
Kirche oder Religionsgemeinschaft mehr zugehörig fühlen, sowie einen 
niedrigen Anteil an "neuen Religionsgruppen". In der Nordwest- und 
Nordostschweiz sind die "neuen Religionsgruppen" als Folge der 
Migrationen besonders stark verbreitet. Im Raum Basel, der eine 
Brückenfunktion einnimmt, überlagern sich die beiden Zonen.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Auskünfte:
Dr. Werner Haug, Vizedirektor BFS, Tel : 032 713 66 85 
Auskunftsdienst Volkszählung, Tel : 032 713 61 11 E-Mail : Deutsch,  
info.vz@bfs.admin.ch; Französisch,  info.recensement@bfs.admin.ch; 
Italienisch,  info.censimento@bfs.admin.ch.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS 
http://www.statistik.admin.ch
Beilagen zur Pressemitteilung:
Tabellen:
1. Wohnbevölkerung nach Religion, Nationalität und Geschlecht, 2000 
(absolut und in %)
2. Wohnbevölkerung nach Religion und Nationalität, Veränderung 1990-
2000 (absolut und in %)
3. Wohnbevölkerung in den Kantonen nach Religion, 2000, absolut
4. Wohnbevölkerung in den grossen Städten nach Religion, 2000, 
absolut
5. Evangelische Freikirchen und übrige protestantische 
Gemeinschaften, 2000, absolut 
6. Neue Religionsgruppen, 2000, absolut
(Die neuen Religionsgruppen umfassen die Ostkirchen, die übrigen 
Christen, die Muslime und die übrigen Religionsgemeinschaften)
Die Frage nach der Religionszugehörigkeit in der Volkszählung
Die multikonfessionelle Schweiz gehört zu den wenigen Ländern 
Europas, die in der Volkszählung die Frage zur 
Religionszugehörigkeit stellen. Die Frage ist alt und geht bereits 
auf die erste eidgenössische Volkszählung von 1850 zurück. Bis 1900 
wurde nur nach den Konfessionen Katholisch, Protestantisch und 
Israelitisch gefragt. Die "anderen Konfessionen" wurden ab 1860 in 
einer Restgruppe zusammengefasst. Es wurde damals davon ausgegangen, 
dass alle Einwohner einer Konfession zugehören. 1900 wurde die 
Möglichkeit eingeführt, die "anderen Konfessionen" zu präzisieren. 
1920 wurden die Christkatholiken erstmals getrennt von den Römisch- 
Katholiken erfasst und 1960 wurden im Volkszählungsfragebogen die 
neuen Rubriken "ohne Konfessionszugehörigkeit" und "ohne Angabe" 
eingeführt (vgl. Bovay, L'évolution de l'appartenance religieuse et 
confessionelle en Suisse, OFS, Berne, 1997). 1990 wurde die Frage 
nach der Konfession leicht abgeändert und lautet seither: "Welcher 
Kirche oder Religionsgemeinschaft gehören Sie an?" 2000 enthielt der 
Fragebogen erstmals auch für die islamischen und die christlich- 
orthodoxen Gemeinschaften vorgedruckte Antwortfelder.
Durch die Säkularisierung hat die Bedeutung der 
Konfessionszugehörigkeit abgenommen. Doch gilt sie nach wie vor als 
wichtiger Indikator für Einstellungen, Werte und das Verständnis des 
sozialen Wandels. Für die Kirchen und Religionsgemeinschaften der 
Schweiz sind die Daten der Volkszählung meist die einzige 
Informationsquelle über Entwicklung und Struktur der 
Kirchenangehörigen. Durch die Zunahme der in der Schweiz 
traditionell nur schwach oder nicht vertretenen Religionen hat die 
Frage nach der Religionszugehörigkeit wieder eine grosse Aktualität 
erhalten.
Seit 1960 nimmt die Zahl der Personen zu, die in der Volkszählung 
keine Angabe zur Religion machen. Im Jahre 2000 betraf dies 316'000 
Personen oder 4,3% der Bevölkerung. Der Anteil ist bei den 
Ausländerinnen und Ausländern mit 8,7% besonders hoch. Dies hängt 
damit zusammen, dass - trotz Garantie des Datenschutzes in der 
eidgenössischen Volkszählung - die Angabe der Religionszugehörigkeit 
oft als Privatsache betrachtet wird. Die Verständlichkeit der 
Fragestellung für Personen aus einem anderen Kulturkreis sowie die 
Schwierigkeit, in religiösen Mischehen die Zugehörigkeit der Kinder 
anzugeben, spielen ebenfalls eine Rolle. Bei den Personen mit 
schweizerischer Staatsangehörigkeit fehlt die Angabe zur Konfession 
überdurchschnittlich häufig bei betagten Menschen und bei Kindern. 
Bei den Ausländerinnen und Ausländern fehlt sie vor allem bei 
Familien mit Kindern.
Da die Frage nach der Religionszugehörigkeit eine stark 
subjektive 
Komponente hat, verzichtet das BFS darauf, bei fehlenden Angaben 
Ergänzungen durch Informationen aus dem Kontext (z.B. aufgrund der 
Religionszugehörigkeit der Eltern) vorzunehmen.
30.01.03

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