BFS: Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz Ausländische Erwerbstätige - Grosse Unterschiede nach Regionen und Branchen
Neuchâtel (ots)
Ende Juni 2002 waren in der Schweiz 1,058 Millionen Ausländer/innen erwerbstätig, 0,2% weniger als noch ein Jahr zuvor. Der Ausländeranteil an den Erwerbstätigen reduzierte sich leicht von 25,5% auf 25,3%. Das Tessin (42,4%) und die Genferseeregion (35,8%) verzeichneten die grössten Anteile an ausländischen Erwerbstätigen. Ausländische Erwerbstätige sind im Durchschnitt jünger und leisten viel seltener Teilzeitarbeit als Schweizer/innen. Die Mehrheit der ausländischen Erwerbspersonen in der Schweiz kommt aus dem EU-Raum. Die ausländischen Arbeitskräfte aus nord- und westeuropäischen Ländern sind deutlich öfter in Führungspositionen oder akademischen Berufen anzutreffen und haben höhere Löhne als Schweizer/innen oder Ausländer/innen aus Südeuropa und aus Nicht-EU-Ländern. Dies zeigen die Ergebnisse der Erwerbstätigenstatistik sowie der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung des Bundesamts für Statistik (BFS). Zahl der ausländischen Erwerbstätigen leicht rückläufig Gemäss den Ergebnissen der Erwerbstätigenstatistik (ETS; revidierte Zahlen) gingen in der Jahresmitte 2002 1,058 Mio. Ausländer/innen in der Schweiz einer Erwerbsarbeit nach. Dies entspricht einer leichten Abnahme gegenüber dem Vorjahr (-0,2%). Im selben Zeitraum erhöhte sich die Zahl der schweizerischen Erwerbstätigen um 0,8% auf 3,118 Mio. Die standardisierte Erwerbsquote, das heisst der Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Erwerbslose) gemessen an der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, sank im Vergleich zum Vorjahr bei den Ausländer/innen von 76,8% auf 75,5%; dennoch war die Erwerbsbeteiligung der Ausländer/innen nach wie vor höher als jene der Schweizer/innen (65,9%; Vorjahr: 65,7%). Höchste Ausländeranteile auf dem Arbeitsmarkt im Tessin und der Genferseeregion Der Anteil der Ausländer an der erwerbstätigen Bevölkerung betrug im 2. Quartal 2002 25,3% und war damit im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig (2. Quartal 2001: 25,5%). Zwischen den Grossregionen der Schweiz variieren die Ausländeranteile an den Erwerbstätigen beträchtlich: Es zeigt sich, dass der Ausländeranteil an den Erwerbstätigen in den grenznahen Regionen Tessin (42,4%), der Genferseeregion (35,8%) sowie in der Nordwestschweiz (28,5%) überdurchschnittlich hoch ist. Umgekehrt werden im Espace Mittelland (16,6%) und der Zentralschweiz (17,1%) die kleinsten Ausländeranteile an den Erwerbstätigen verzeichnet. Unter dem schweizerischen Mittelwert von 25,3% liegen die entsprechenden Werte auch in den Grossregionen Zürich (23,6%) und Ostschweiz (23,4%). Jede zweite Arbeitsstunde im Gastgewerbe wird von einer Ausländerin oder einem Ausländer geleistet Gemäss der Arbeitsvolumenstatistik (AVOL) 2000 wird rund ein Viertel (26,0%) des in der Schweiz geleisteten Arbeitsvolumens von ausländischen Arbeitskräften erbracht. Je nach Wirtschaftsbranche variiert der Anteil jedoch beträchtlich: Am tiefsten ist der Ausländeranteil am geleisteten Arbeitsvolumen in der öffentlichen Verwaltung (5,7%), weit über dem Durchschnitt liegen die Branchen des zweiten Sektors (Baugewerbe: 36,6%; Industrie, Energie- und Wasserversorgung: 33,5%). Grössere Unterschiede gibt es namentlich innerhalb des Dienstleistungssektors: Jede zweite Arbeitsstunde im Gastgewerbe wird von Personen ausländischer Nationalität geleistet (50,6%). Ebenfalls überdurchschnittlich tragen die ausländischen Arbeitskräfte zu den im Wirtschaftsabschnitt "Private Haushalte" geleisteten Stunden bei (41,4%). Umgekehrt wird im Unterrichtswesen (15,2%) und in der Land- und Forstwirtschaft (7,9%) nur ein kleiner Teil des Arbeitsvolumens von Ausländern erbracht. (Die Ergebnisse der Arbeitsvolumenstatistik für das Jahr 2001 liegen im Februar 2003 vor.) Ausländische Erwerbstätige sind jünger und arbeiten seltener Teilzeit Nach wie vor unterscheidet sich die Struktur der ausländischen Arbeitskräfte in verschiedener Hinsicht von derjenigen der Schweizer. Gemäss ETS 2002 sind die ausländischen Erwerbstätigen in der Regel jünger: 59,6% der Ausländer/innen waren weniger als 40 Jahre alt, bei den Schweizer/innen dagegen nur 47,2%. Teilzeitarbeit ist bei ausländischen Erwerbstätigen weniger verbreitet als bei schweizerischen Arbeitskräften. Mitte 2002 arbeiteten 20,5% der ausländischen und 33,2% der schweizerischen Erwerbstätigen Teilzeit. Diese Differenz ist hauptsächlich auf die Unterschiede bei den Frauen zurückzuführen. Während die Mehrheit der erwerbstätigen Schweizerinnen (58,9%) Teilzeit arbeitete, traf dies nur für 41,0% der erwerbstätigen Ausländerinnen zu. Bei den Männern ist die Differenz zwischen Teilzeit arbeitenden Schweizern und Ausländern deutlich geringer (11,0% und 7,5%). Die Mehrheit der ausländischen Erwerbspersonen in der Schweiz kommt aus dem EU-Raum Die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) erlaubt einen internationalen Vergleich von Arbeitsmarktdaten, da analoge Erhebungen in allen Ländern der EU bzw. EFTA durchgeführt werden. Allerdings beschränken sich diese Zahlen im Gegensatz zur ETS auf die ständige Wohnbevölkerung (ohne Grenzgänger, Saisonniers, Asylbewerber und Kurzaufenthalter). Gemäss SAKE waren in der Schweiz im 2. Quartal 2002 21,6% der Erwerbspersonen (Erwerbstätige + Erwerbslose) Ausländer. Im internationalen Vergleich nimmt die Schweiz damit einen Spitzenplatz ein. Nur Luxemburg (44,4%) weist in Europa einen noch höheren Anteil an ausländischen Erwerbspersonen auf. Deutlich niedriger als in der Schweiz liegt dieser Wert in unseren Nachbarstaaten Österreich (10,1%), Deutschland (8,9%), Frankreich (6,2%) und Italien (1,2%), welches unter den Staaten der EU und der EFTA den kleinsten Anteil an ausländischen Erwerbspersonen aufweist. Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern bestehen aber auch bezüglich der Herkunft der ausländischen Erwerbspersonen. Während beispielsweise in Griechenland (8,5%) und Italien (12,8%) nur etwa jeder zehnte Ausländer aus dem EU-Raum stammt, kommt in der Schweiz die Mehrheit der ausländischen Erwerbspersonen aus EU-Staaten (57,8%). Noch höher sind die entsprechenden Anteile nur in Norwegen (59,8%), in Irland (62,9%) sowie in Belgien (73,4%) und Luxemburg (89,9%). Rund 43% der Ausländer aus Nord- und Westeuropa sind als Führungskräfte oder in einem akademischen Beruf tätig Entsprechend ihrer Herkunftsgebiete sind deutliche Unterschiede unter den Ausländern hinsichtlich der ausgeübten Berufe festzustellen. Gemäss der SAKE 2002 gehören 43,4% der Nord- und Westeuropäer/innen (EU) zu den Führungskräften oder sind in akademischen Berufen tätig. Deutlich tiefer ist der entsprechende Anteil bei den Ausländer/innen aus südeuropäischen EU-Staaten (10,3%), bei Nicht-EU-Ausländer/innen (11,6%), aber auch bei den Schweizer/innen (23,1%). Bei den Hilfsarbeitskräften sind umgekehrt Südeuropäer/innen (11,4%) und Nicht-EU-Ausländer/innen (11,1%) überproportional vertreten (Schweizer/innen: 4,4%; Nord- und Westeuropäer/innen: 2,7%). Die Unterschiede hinsichtlich der ausgeübten Berufe widerspiegeln sich auch bei den Löhnen: So liegt der Median des standardisierten Bruttomonatslohns (Umrechnung auf eine Vollzeitstelle) für ausländische Arbeitnehmende aus Nord- und Westeuropa (EU) um 23% und für Schweizer/innen 5% über dem entsprechenden Wert für alle Arbeitnehmenden in der Schweiz. Umgekehrt liegen die Löhne der Arbeitnehmenden aus südeuropäischen EU-Ländern um 12% und jene der Nicht-EU-Ausländer/innen sogar um 20% unter dem Vergleichswert aller Arbeitnehmenden.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Auskunft: Enrico Moresi, BFS, Sektion Erwerbsleben und Arbeitsmarkt, Tel. 032 713 64 02
Publikationsbestellungen unter: Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E-Mail: Ruedi.Jost@bfs.admin.ch Neuerscheinungen: BFS, Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz - Bericht 2002, Neuchâtel 2002, Bestellnummer: 275-0200, Preis: 16 Fr. BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) 2002, Neuchâtel 2002, Bestellnummer: 012-0200, Preis: 15 Fr. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS http://www.statistik.admin.ch
Revision der Erwerbstätigenstatistik (ETS) Bis anhin berücksichtigte die ETS lediglich Personen, die während mindestens 6 Stunden pro Woche einer bezahlten Arbeit nachgingen. Um eine Vergleichbarkeit von nationalen Erhebungen (Schweizerische Arbeitskräfteerhebung, Volkszählung, Arbeitsvolumenstatistik, etc.) und internationalen Statistiken (EUROSTAT, Internationales Arbeitsamt, OECD) zu erreichen, hat das Bundesamt für Statistik entschieden, ab dem 3. Quartal 2002 und rückwirkend bis 1991 die Definition des internationalen Arbeitsamtes zu übernehmen, welches als Erwerbstätige alle Personen betrachtet, die mindestens während einer Stunde pro Woche einer bezahlten Arbeit nachgehen. Diese Ausweitung der Definition erlaubt nicht zuletzt eine bessere Beschreibung der Struktur der Erwerbsbevölkerung.
31.01.03