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Wieviele Kulturen hat die «Hochschule Schweiz»? Wie mobil sind die Professoren und Professorinnen an den Schweizer Universitäten?

Neuchâtel (ots)

Gegen zwei Drittel der Professoren und
Professorinnen, die an universitären Hochschulen der Deutschschweiz 
arbeiten, sind auch in der Deutschschweiz aufgewachsen. An den 
Westschweizer Uni-versitäten gilt dies nur für die Hälfte des 
Lehrkörpers. Die Zusammensetzung der Professorenschaft ist in der 
Westschweiz heterogener und multikultureller als in der 
Deutschschweiz. Hauptthema der vom Bundesamt für Statistik (BFS) 
kürzlich veröffentlichten Studie ist die Frage: Kann man auch im 
Wissenschafts- und Hochschulbereich von einem «Röstigraben» 
sprechen? Die Ergebnisse zeigen, dass zwischen den beiden 
Landesteilen sehr wohl Austauschbarrieren bestehen. Während 19,7% 
der Professoren und Professorinnen der Westschweiz aus dem anderen 
Landesteil stammen, sind es in der Deutschschweiz nur 2,2%. Die 
Brücke zwischen den Landesteilen wird sozu-sagen einseitig 
überquert: von der Deutschschweiz in die Romandie. Woher kommen die 
Professoren und Professorinnen? Insgesamt betrachtet ist die 
Zusammensetzung der Professorenschaft der Romandie heterogener und 
multi-kultureller als diejenige der deutschsprachigen Schweiz. Die 
Wahrscheinlichkeit, dass ein Professor seine Wurzeln weder im 
französisch- noch im deutschsprachigen Ausland hat, ist für die 
Westschweizer Hoch- schulen doppelt so hoch wie für die 
Universitäten der deutschen Schweiz. An den französischsprachigen 
Schweizer Universitäten stammen 5,8% der Professor/innen aus dem 
englischen Sprachraum, 3,0% aus Ita-lien und 7,5% aus übrigen 
Ländern. In der Deutschschweiz sehen die Anteile an fremdsprachigen 
Professor/innen (ohne Französisch) folgendermassen aus: 2,9% kommen 
aus englischsprachigen Ländern, 0,8% aus Italien und 3,4% aus 
übrigen Ländern. Im Vergleich zu den Hochschulen in der deutschen 
Schweiz beschäftigen die Westschweizer Universitäten mehr 
Professoren und Professorinnen, die im anderssprachigen Landesteil 
aufgewachsen sind: In der West-schweiz sind es 19,7%, in der 
Deutschschweiz nur 2,2%. Im Hinblick auf die sprachliche 
Zusammensetzung der Professorenschaft sind an den Westschweizer 
Uni-versitäten weniger Personen mit französischsprachigem Ursprung 
tätig als an Deutschschweizer Hochschu-len Personen 
deutschsprachiger Herkunft arbeiten. Nur gerade 57,4% der 
Westschweizer Professorenschaft stammen aus der Suisse romande oder 
kommen aus Nationen, in denen Französisch zur Landessprache ge-hört 
(z.B. Frankreich, Kanada, Belgien etc.). Im Vergleich dazu stammen 
88,3% der Professorenschaft an den Deutschschweizer Universitäten 
aus der Deutschschweiz oder einem anderen deutschsprachigen Land. 
«Röstigraben» zwischen den Professoren und Professorinnen der beiden 
Landesteile Zwischen den Professor/innen der Deutschschweiz und 
jenen der Westschweiz existieren deutliche Aus-tauschbarrieren, d.h. 
Barrieren betreffend den allgemeinen Kontakt, die Zusammenarbeit in 
der Forschung und die geographische Mobilität in der Lehre. Das 
zeigt sich darin, dass der anderssprachige Landesteil in der 
Rangfolge der Regionen, mit denen Austausch betrieben wird, hinter 
dem gleichsprachigen Ausland plaziert ist. Im Konkreten zeigt die 
Studie folgendes komplexes Austauschmuster (vgl. Tabelle): Der 
Kontakt zu Wis-senschaftlern und Wissenschaftlerinnen im jeweils 
anderssprachigen Landesteil liegt in der Rangfolge nur auf dem 4. 
Platz. Er hat somit eine geringere Bedeutung als der Kontakt zu 
Kollegen, die an einer englisch- sprachigen Universität arbeiten (3. 
Rang). Austauschbarrieren über den Schweizer «Sprachgraben» hinweg 
zeigen sich also auch bei der Professorenschaft der Schweizer 
Universitäten. Diese Berührungsängste werden von der Tatsache 
untermauert, dass der Kontakt zum gleichsprachigen Aus-land 
(Deutschland, Österreich bzw. Frankreich) häufiger gesucht wird als 
jener zum anderssprachigen In- land. Solche Segregationsmuster 
aufgrund der Zugehörigkeit zum gleichen Sprachraum lassen sich für 
alle drei Austauschmöglichkeiten «allgemeiner Kontakt», 
«Forschungszusammenarbeit» und «Lehrauftrag / Gastreferat» 
beobachten. Der ausserwissenschaftliche Kontext bestimmt die 
Intensität des gegenseitigen Austau-sches Vier Faktoren beeinflussen 
die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen den Professoren und 
Professorinnen der beiden Landesteile Austausch betrieben wird: Die 
Wahrscheinlichkeit für einen Austausch erhöht sich immer dann, wenn 
die Befragten biographisch im anderen Landesteil verankert sind, 
d.h. wenn sie die Kindheit oder Jugend dort verbracht haben oder die 
entsprechende Sprache als Muttersprache haben oder sie ihr Studium 
dort abgeschlossen haben. Ein zweiter, verwandter Bestimmungsfaktor 
ist die Publikationssprache. Westschweizer Professoren und 
Professorinnen, die auch auf Deutsch veröffentlichen, und 
deutschsprachige Wissenschaftler und Wissen-schaftlerinnen, die auch 
auf Französisch publizieren, pflegen häufiger Kontakt mit dem 
Landesteil jenseits der Sprachgrenze als «monosprachige» Autoren und 
Autorinnen. Zudem pflegen wissenschaftspolitisch aktive Professoren 
und Professorinnen mit dem je anderen Landesteil einen regeren 
Austausch als diejenigen, die sich nicht in der Wissenschaftspolitik 
engagieren. Darin zeigt sich, dass die «multikulturelle» Schweiz vor 
allem ein politisch-institutionelles Phänomen ist. Schliesslich kann 
festgehalten werden: Je älter der Professor / die Professorin ist, 
um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass überregionale 
Kontakte in den anderen Landesteil vorkommen. Offenbar gehen die 
Barrieren im historischen Wandel zurück. Erläuterung: - Kontakt: 
Anteil der Befragten, die angaben, sehr häufigen oder häufigen 
Kontakt mit Partner/innen in den ver-schiedenen Regionen zu haben. - 
Forschungszusammenarbeit: Regelmässiger Forschungsaustausch mit 
Partner/innen in verschiedenen Regionen. Anteil Ja Antworten. - 
Lehrmobilität: Lehrauftrag und/oder Gastreferat an einer anderen 
Hochschule als der Heimuniversität. Anteil Ja-Antworten. - «Ausland 
andere Landessprache» meint für Befragte in der Deutschschweiz: 
französischsprachiges Ausland; für Befragte in der französischen 
Schweiz: deutschsprachiges Ausland.
Die zugrunde liegende Studie Basis dieser Befunde ist eine 
schriftliche Befragung, die im Winter 1997/98 stattgefunden hat. Die 
Befra-gung war Bestandteil des Projekts «Fachkultur und 
Sprachregion», das unter der Leitung von PD Dr. Ursula Streckeisen 
im Rahmen des Schwerpunktprogramms «Zukunft Schweiz» durchgeführt 
wurde. Es handelte sich um eine Vollerhebung bei 
Hochschulangehörigen der SHIS-Kategorien I und II. Insgesamt wurde 
an 2518 Professoren und Professorinnen an allen universitären 
Hochschulen (Universitäten und ETH) der Schweiz ein Fragebogen 
verschickt, davon antworteten 1283, was einer Antwortquote von 51% 
entspricht. Professoren und Professorinnen der Università della 
Svizzera italiana konnten in den Analysen wegen zu geringer Fallzahl 
nicht berücksichtigt werden.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Auskunft:
Ursula Streckeisen, Institut für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der 
Sekundarstufe I, Kanton und Universität Bern,
Muesmattstr. 29, 3012 Bern, Tel. 031 331 13 51, E-Mail:  
ursula.streckeisen@llb.unibe.ch
Sabina, Schmidlin, BFS, Sektion Hochschulen und Wissenschaft, Tel. 
032 713 69 01, E-Mail:  Sabina.Schmidlin@bfs.admin.ch
Publikationsbestellungen unter: Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 
61, E-Mail:  Ruedi.Jost@bfs.admin.ch
Neuerscheinung:
BFS, «Wie viele Kulturen hat die "Hochschule Schweiz"?», Neuchâtel 
2003, Bestellnummer: 549-0200, 
Preis: 10 Fr.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS 
http://www.statistik.admin.ch
15.05.03

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