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BFS: Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in der Schweiz

(ots)

Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in der Schweiz Revidierte Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: Bessere Abbildung des steten Wandels

Die Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung hat 
konzeptuelle und methodische Änderungen und dadurch auch 
Resultatsdivergenzen zwischen dem neuen und dem alten System mit 
sich gebracht. Die Wirtschaftsgeschichte wurde zwar nicht neu 
geschrieben, trotzdem sei auf zwei Punkte hingewiesen: Gemäss 
revidiertem System ist das Niveau des BIP durchschnittlich um 2,6% 
höher, und das mittlere Wachstum fällt für die Periode 1990 bis 2002 
um 0,2% kräftiger aus. Soweit zwei Ergebnisse des revidierten 
Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, über welches das 
Bundesamt für Statistik (BFS) soeben umfassend informiert hat. Die 
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung hat mit der Revision eine 
wichtige Etappe auf dem Weg zur Modernisierung ihres statistischen 
Werkzeugs zurückgelegt. Künftig werden die Ergebnisse nach denselben 
Konzepten – d.h. nach dem ESVG 95 (Europäisches System 
Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen) – bereitgestellt, wie sie 
auch bei den wichtigsten Wirtschaftspartnern der Schweiz 
gebräuchlich sind. Die letzte grundlegende Revision der 
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung stammt aus dem Jahre 1997. 
Damals wurde das ESVG 78 – der Vorläufer des ESVG 95 – eingeführt. 
Schon die Revision 97 galt als Zwischenschritt zur Einführung des 
ESVG 95. Das Hauptziel ist jetzt erreicht, und es stehen nun 
revidierte Ergebnisse für die Periode 1990 bis 2001 zur Verfügung. 
Auch erste Schätzungen für 2002 sind verfügbar. Resultatsvergleich 
zwischen dem alten und dem neuen System Wachstumsanalysen 
konzentrieren sich in der Regel auf Entwicklungen in Realwerten. So 
gesehen zeichnen die neuen Ergebnisse ein unterschiedliches, wenn 
auch nicht radikal verändertes Bild der wirtschaftlichen 
Entwicklung. Gemäss neuem System hat sich die Wirtschaft dynamischer 
entwickelt und ist rascher und deutlicher aus dem Tief anfangs der 
1990er-Jahre herausgekommen. In der Folge erscheint der «Rückfall» 
von 1993 nach den revidierten Ergebnissen weniger deutlich (neu: 
-0,2%; alt: -0,5%). Daneben ist der Wiederaufschwung von 1994 gemäss 
ESVG 95 erheblich kräftiger mit einem Wachstum des 
Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,1%, während das ESVG 78 lediglich 
ein Plus von 0,5% auswies. Weiter ist zu erwähnen, dass die 
wirtschaftliche Expansion für die Periode 1996-1998 laut neuem 
System erheblich klarer ausfiel. Dabei war die Differenz zwischen 
altem und neuem System für 1998 besonders gross (ESVG 78: +2,4%; 
ESVG 95: +2,8%). Ein ähnlicher Unterschied besteht im Jahr 2000. 
Während somit die Wachstumsdifferenz für die gesamte Periode 
(1990-2002) bescheiden ist (+0,2% im neuen System), kann sich je 
nach betrachteter Teilperiode ein anderes Bild ergeben. Es gibt 
zahlreiche Gründe für die festgestellten Differenzen, wobei einige 
davon sogar nur für ein bestimmtes Jahr gelten. So ist die stärkere 
Reprise von 1994 gemäss ESVG 95 spezifisch auf das bessere 
Abschneiden der Finanzinstitute im neuen System zurückzuführen. Die 
Revision bot einerseits Gelegenheit, die Berechnungsmethoden 
kritisch zu überdenken, insbesondere erlaubte sie jedoch eine tief 
greifende Modernisierung des Analyseinstruments. So wird die 
Software in Anlehnung an die Praxis der Unternehmen künftig als 
Ausrüstungsgut behandelt und findet damit Eingang in eines der 
wichtigsten Aggregate des BIP – die Bruttoanlageinvestitionen. Diese 
Umteilung verleiht diesem Aggregat eine neue Dynamik, was sich 
insbesondere auf die Ergebnisse Ende der 1990er-Jahre auswirkt, als 
die Angst vor dem Jahrtausendwechsel umging und sich die Computer- 
sowie Informationstechnologien immer stärker verbreiteten. Der 
«Software-Effekt» erklärt grösstenteils auch das weiter oben 
erwähnte neue Profil des Jahres 1998. Das revidierte System räumt 
zudem dem Sektor der öffentlichen Haushalte (Bund, Kantone, 
Gemeinden sowie Sozialversicherungen) ein geringeres Gewicht ein als 
das alte. Deshalb gibt es auch hier zahlreiche Änderungen zu 
vermelden . So berücksichtig das neue System die Tatsache, dass die 
Spitäler mehr und mehr den Gesetzen finanzieller Rentabilität 
gehorchen und dass sie durchschnittlich über die Hälfte ihrer Kosten 
durch ihren Verkaufserlös decken. Diese Einheiten werden deshalb 
künftig gleich behandelt wie die Privatspitäler. Das heisst, sie 
gehören nicht mehr dem Sektor der öffentlichen Haushalte, sondern 
jenem der Nicht-Finanzunternehmen an. Diese «Redimensionierung» wird 
durch den neuen Umgang mit den Pensions- und den Krankenkassen noch 
verstärkt. Das neue System geht davon aus, dass diese Einheiten 
effektive Versicherungsleistungen zum Schutz vor den Risiken 
«Krankheit» und «Alter» bieten. Sie müssen deshalb gleich wie alle 
anderen Versicherungsunternehmen behandelt werden und sind somit 
nicht mehr Teil der öffentlichen Haushalte, sondern werden als 
Finanzunternehmen (Sektor der Banken und Versicherungen) betrachtet. 
Wie sich aus diesen Beispielen zeigt, wurde im Zug der Revision der 
konzeptuelle Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung tief 
greifend überarbeitet. Das ESVG 95 vermittelt somit das Bild einer 
modernen Wirtschaft, in der die Verbreitung neuer Technologien, die 
veränderte Dimension des Finanzsektors und der reduzierte Einfluss 
des Staates Wachstum und Stand des BIP beeinflussen. Einige 
Indikatoren der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Das nun 
geltende System bietet auch neue Indikatoren, welche über den 
Zustand der Gesamtwirtschaft eines Landes informieren. Dabei sind 
zwei Indikatoren zum Staatsdefizit und zur Esparnis der privaten 
Haushalte in letzter Zeit ins Zentrum des Interesses gerückt. Der 
erste dieser Indikatoren setzt das Defizit der öffentlichen 
Haushalte in Beziehung zum BIP. Auf Grund des Stabilitätspakts der 
Europäischen Union darf dieses Defizit 3% nicht übersteigen. Dieser 
Referenzwert gehört zu den so genannten „Maastrichter 
Konvergenzkriterien“. Künftig kann nun die Schweiz auch in dieser 
Beziehung mit ihren wichtigsten Wirtschaftspartnern verglichen 
werden. In der Beobachtungsperiode hat sie die 3%-Grenze noch nie 
erreicht. Die wirtschaftliche Krise zu Beginn der 1990er-Jahre hat 
jedoch tiefe Spuren hinterlassen und diese Kennzahl infolge des 
stark vergrösserten Staatsdefizits aufgebläht. Der zweite Indikator 
befasst sich mit der Ersparnis der privaten Haushalte. Mit dem neuen 
System lässt sich zum ersten Mal das „Zwangssparen“ messen; gemeint 
sind damit die Beträge, welche den Pensionskassen während der 
Berichtsperiode jeweils neu zur Verwaltung im Namen der privaten 
Haushalte übertragen wurden. Obligatorische und freiwillige 
Ersparnis vermitteln zusammen ein korrektes Bild der 
wirtschaftlichen Situation der privaten Haushalte. Punkto Sparen 
lassen sich drei Perioden unterscheiden. Von 1990 bis 1995 liess die 
angespannte wirtschaftliche Situation die privaten Haushalte 
vorsichtiger werden, und die Sparquote stieg leicht an. Danach 
besserte sich die Lage wieder, weshalb sie ihre Ausgaben ab 1997 
steigerten und so die Sparquote wieder absinken liessen. Die Jahre 
2000 und 2001 zeichnen sich durch spezielle Bewegungen aus. 2000 
führte die insbesondere durch hohe Dividendenausschüttungen 
hervorgerufene starke Steigerung der Einkommen aus Vermögen zu einer 
markanten Steigerung der Sparquote. Dagegen beeinflussten die 
schlechten Ergebnisse der Pensionskassen im Jahr 2001 die 
Zwangsersparnisse der privaten Haushalte nachhaltig. Die Konsequenz: 
Die globale Sparquote sank wieder.
Steuerquote und Staatsquote Die Steuer- und die Staatsquote gehören 
zu den gefragtesten makroökonomischen Indikatoren. Diese 
Verhältniszahlen basieren auf den Staatsrechnungen, welche die 
Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) veröffentlicht. Nähere 
Informationen erhalten Sie deshalb von Herrn André Schwaller von der 
EFV, Tel. 031.322.60.89, E-Mail  andre.schwaller@efv.admin.ch Weitere 
statistische Analysen Die neuen Ergebnisse lassen sich vielseitig 
einsetzen. Im Verlauf des Jahres 2004 wird das BFS die statistische 
Analyse vertiefen und auf so unterschiedliche Bereiche wie Struktur 
und Arbeitsproduktivität der einzelnen Wirtschaftsbranchen 
ausweiten.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Informationsdienst
Auskunft:
Philippe Stauffer, BFS, Tel. : 032 713 60 75
Philippe Küttel, BFS, Tel. : 032 713 60 67
Publikationsbestellungen – Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, 
E-mail:  order@bfs.admin.ch
Neuerscheinungen:
BFS, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: Eine Einführung in Theorie 
und Praxis, Methoden und Konzepte, Neuchâtel 2003, Bestellnr.: 219-
0300, Preis: 30fr.
BFS aktuell, Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, 
Anpassung des Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung an 
die neuen wirtschaftlichen Realitäten (Einführung des ESVG 95) 
Neuchâtel 2003, 
Bestellnr.: 612-0300
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS 
http://www.statistik.admin.ch
12.12.03

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