Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2004
(ots)Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2004
Investitionen und Auslandnachfrage Wachstumsmotoren 2004
Laut ersten Schätzungen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundesamtes für Statistik (BFS) verzeichnete die Schweizer Wirtschaft ein kräftiges Wachstum sowohl des Bruttoinlandproduktes (BIP) als auch des Bruttovolkseinkommens (BVE). Die positive Entwicklung des BIP ist hauptsächlich auf die ausgezeichneten Ergebnisse im Bereich der Investitionen und der Auslandnachfrage zurückzuführen. Das BIP zu laufenden Preisen ist 2004 um 2,6 Prozent auf 446 Milliarden Franken gestiegen. Die mässige Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus (+0,5%) hatte eine Zunahme des BIP zu Preisen des Vorjahres um 2,1 Prozent zur Folge. Danke der Verbesserung der Kapitalertragsbilanz verzeichnete das BVE zu laufenden Preisen ein noch besseres Ergebnis (+3%). Zunahme der Wertschöpfung der Unternehmen Der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften ist nach einem schwierigen Jahr 2003 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Er verzeichnete 2004 sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres eine positive Wertschöpfungsentwicklung. Zu diesem erfreulichen Gesamtergebnis hat insbesondere die Verbesserung im Maschinenbau beigetragen. Chemie, Baugewerbe, Handel und Nachrichtenübermittlung setzten die positive Dynamik des Vorjahres fort. Trotzdem stagniert die Beschäftigung in diesem Sektor. Bei den Banken hat sich der Ende 2003 festgestellte Wiederaufschwung bestätigt. Dank der Erholung der Börsenkurse legte die Mehrheit ihrer Aktivitäten deutlich zu. Dabei ist jedoch ein markanter Rückgang bei den zinsbildenden Transaktionen festzustellen. Die Wertschöpfungszunahme hat den Unternehmen (Kapitalgesellschaften und Selbständige) eine starke Zunahme ihres Nettobetriebsüberschusses zu laufenden Preisen eingebracht (+9%). Gleichzeitig stiegen die Arbeitnehmerentgelte um 0,6 Prozent an. Diese Ergebnisse treffen auf die Gesamtwirtschaft zu. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich unterschiedliche Situationen je anch Branche und Unternehmensgrösse. Wiedererstarken der inländischen Endnachfrage Nach zwei Jahren der Stagnation stieg die inländische Endnachfrage d.h. einerseits die Konsumausgaben der privaten Haushalte, der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (POoE) sowie des Staates und andererseits die Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungs- und Bauinvestitionen) wieder deutlich an, dies sowohl zu laufenden Preisen (+2,7%) als auch zu Preisen des Vorjahres (+1,8%). Labiles Vertrauen der privaten Haushalte bremst Anstieg der Konsumausgaben Die Konsumausgaben der privaten Haushalte und der POoE, die mehr als 60 Prozent des BIP ausmachen, erhöhten sich um 2,4 Prozent zu laufenden Preisen und lediglich um 1,4 Prozent zu Preisen des Vorjahres. Die konjunkturelle Unsicherheit sowie die Situation auf dem Arbeitsmarkt drücken nach wie vor auf die Stimmung der privaten Haushalte und verhindern einen stärkeren Zuwachs ihrer Konsumausgaben. Die Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe sowie Gesundheitspflege machen zwar nur rund 38 Prozent des Konsums der privaten Haushalte aus, trugen aber zu über 55 Prozent zu dessen Wachstum bei. Hierin äussert sich eine Reaktion der privaten Haushalte auf die Zunahme dieser nicht komprimierbaren Ausgaben: Die Konsumentinnen und Konsumenten schränken sich als Ausgleich bei anderen komprimierbaren Ausgabenposten ein. Wohnbau stützt Investitionen 2004 schnitten beide Investitionskomponenten ausgezeichnet ab. Nach einer Serie dreier rückläufiger Jahre legten die Ausrüstungsinvestitionen sowohl zu laufenden Preisen (+2,4%) als auch zu Preisen des Vorjahres (+2,7%) zu. Die seit dem zweiten Halbjahr 2003 anhaltende Verbesserung der Perspektiven für den Geschäftsgang der Unternehmen veranlasste diese zu Investitionen in praktisch alle Arten von Ausrüstungsgütern. Einzige Ausnahmen sind die Kategorien Geräte der Elektrizitätserzeugung und verteilung u.ä., Medizin-, mess-, steuerungs- und regelungstechnische Erzeugnisse; optische Erzeugnisse; Uhren sowie Sonstige Fahrzeuge. Das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen ist zwar verglichen mit den Vorjahren kräftig, macht sich jedoch angesichts der aussergewöhnlichen Dynamik des BIP trotzdem bescheiden aus. Hierin zeigt sich die allmähliche Ausrichtung der Schweizer Wirtschaft auf Dienstleistungsaktivitäten, die viel Wertschöpfung einbringen, jedoch wenig Kapital erfordern. Zum dritten aufeinander folgenden Mal zogen die Bauinvestitionen sowohl zu laufenden Preisen (+5,6%) als auch zu Preisen des Vorjahres (+4,1%) kräftig an. Dabei wurden die Investitionen im Bereich des Hochbaus (+5,7% zu Preisen des Vorjahres) durch die äusserst kräftige Expansion des Wohnungsbaus infolge des historischen Tiefstandes der Hypothekarzinsen stimuliert. Der Tiefbau musste hingegen grösstenteils aufgrund der Sparanstrengungen der öffentlichen Auftraggeber einen Rückgang zu Preisen des Vorjahres (-2%) hinnehmen. Aussenbeitrag auf Rekordhöhe Der Saldo der Leistungsbilanz legte sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres zu und kletterte auf eine neue Rekordhöhe. Zu laufenden Preisen betrugen der Überschuss der Handelsbilanz 6,9 Milliarden Franken und jener der Dienstleistungsbilanz 25,8 Milliarden Franken ebenfalls noch nie da gewesene Ergebnisse. Sowohl die Importe dank des Wiedererstarkens der Inlandnachfrage als auch die Exporte verzeichneten äusserst positive Ergebnisse. Da die Exporte etwas stärker zulegten als die Importe, verbesserte sich die Leistungsbilanz. Sämtliche Positionen des Warenhandels verzeichneten substanzielle Steigerungen. Besonders im Hoch sind die Exporte von Produkten der chemischen und der Maschinenindustrie. Auf der Seite der Dienstleistungen sind deutliche Zunahmen für die Lizenzgebühren und die Bankkommissionen zu vermelden. Im letztgenannten Fall sind v.a. die Exporte betroffen. Wegen der starken Zunahme der Exporte verstärkte sich die Gesamtnachfrage d.h. die inländische Nachfrage plus die Exporte aussergewöhnlich (+3,5% zu Preisen des Vorjahres). Deutliche Steigerung der Vermögenseinkommen aus dem Ausland Das Bruttovolkseinkommen (BVE, früher Bruttosozialprodukt/BSP genannt) zu laufenden Preisen legt mit einem Plus von 3 Prozent etwas mehr Dynamik an den Tag als das BIP. Das BVE ergibt sich aus dem BIP plus den Saldo der Kapitalertragsbilanz (Einkommen aus Arbeit und Kapital). In der Schweiz ist dieser Saldo wegen der umfangreichen Schweizer Vermögen im Ausland traditionellerweise positiv. 2004 erhöhte sich das Plus aufgrund der Zunahme des Saldos der Vermögenseinkommen (+2,9 Mia. Franken). Dabei sind insbesondere die Einkommen aus Direktinvestitionen im Ausland gestiegen.
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