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pafl: Unabhängige Historikerkommission tagte

Vaduz, 25. September (pafl) -

(ots)

Schlussbericht in einem Jahr

Die "Unabhängige
Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg" hat erneut 
getagt. Sie hat am vergangenen Montag und Dienstag, 22./23. 
September 2003, in Triesenberg den Fortgang der Abklärungen zu 
Fragen Liechtensteins im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg 
beraten. Nach der von Regierung und Landtag im Sommer gutgeheissenen 
Erstreckung des Zeit- und Budgetrahmens ist die Arbeit nun gut auf 
Kurs. Erste Fassungen von Teilstudien sind eingetroffen. Der 
Schlussbericht der Kommission wird im Laufe des kommenden Jahres 
verfasst, beraten und verabschiedet werden. Schlussbericht und 
Einzelstudien können Ende August 2004 der Regierung abgeliefert und 
schliesslich im Frühjahr 2005 veröffentlicht werden.
Komplexe Fragen, aufwendige Arbeit
Die gemäss Mandat der Regierung durch die Historikerkommission 
abzuklärenden Themenkreise betreffen spezifische Fragen: Ob nach 
Liechtenstein oder über Liechtenstein im Zusammenhang mit dem NS- 
Regime Vermögenswerte, einschliesslich Kunst, geflüchtet oder als 
Raubgut erworben oder verschoben wurden; ob nachrichtenlose Konten 
von NS-Opfern auf liechtensteinischen Banken lagen oder liegen; ob 
Lebensversicherungen von NS-Opfern an Reichsstellen oder gar nicht 
ausgefolgt wurden; ob und wie NS-Verfolgte in Liechtenstein 
aufgenommen oder abgewiesen oder ausgeliefert wurden; ob und wie 
liechtensteinische Industriebetriebe für die Kriegsproduktion tätig 
waren.
Die international zusammengesetzte Historikerkommission besteht 
aus dem Präsidenten Peter Geiger, dem Vizepräsidenten Arthur 
Brunhart (beide Liechtenstein), Professor Erika Weinzierl (Wien) und 
den Professoren Carlo Moos (Zürich), David Bankier (Jerusalem) und 
Dan Michman (Ramat Gan). Die Kommission hat den nahezu einhelligen 
Landtagsentscheid vom Sommer 2003, mit welchem der Rahmenkredit um 
900'000 Franken auf zusammen fast 3 Millionen Franken aufgestockt 
worden ist, mit dankbarer Erleichterung zur Kenntnis genommen. Die 
Erstreckung ist notwendig geworden, weil sich die Forschungen in den 
verschiedensten Archiven des In- und Auslandes als sehr aufwendig 
und zeitintensiv erwiesen haben. Grosse Mengen von Quellenmaterial 
sind durchzuarbeiten, zusammenzuführen und zu analysieren. Die 
Arbeit muss, soll sie zufrieden stellend abgeschlossen werden, 
gründlich und mit wissenschaftlicher Sorgfalt durchgeführt werden.
Über 23 Personen an den Abklärungen beteiligt
Insgesamt sind im Rahmen der Historikerkommission mindestens 23 
Personen in den verschiedensten Funktionen und mit Teilaufträgen 
tätig oder tätig gewesen. Neben den 6 Mitgliedern der 
Historikerkommission besteht der fünfköpfige Beratungs- und 
Koordinierungsausschuss. Dem letzteren gehören Altregierungschef 
Hans Brunhart (Vorsitz), Michael Kohn, Botschafter Roland Marxer, 
Israel Singer und Regierungssekretär Norbert Hemmerle an. Für 
Forschungen zu Teilgebieten sind oder waren durch die 
Historikerkommission 7 spezialisierte Forscher und Forscherinnen 
(einschliesslich einer wissenschaftlichen Assistentin) beauftragt, 
dazu weitere 4 Personen, welche in Archiven in Washington, London 
und Israel recherchiert haben. Das Sekretariat und die Koordination 
leitet eine sprachgewandte Sekretärin. Ausserdem ist eine externe 
Revisionsgesellschaft mit der Abklärung der Frage von 
nachrichtenlosen Konten beauftragt. Nicht unerwähnt sei, dass Banken 
und Treuhandfirmen, zu deren Archiven die Historikerkommission 
gesetzlich privilegierten Zugang besitzt, die Kommissionsarbeit mit 
personellen Ressourcen unterstützen.
Die Kommission konnte erneut feststellen, dass von allen Seiten, 
sowohl bei staatlichen Stellen wie insbesondere auch bei privaten 
Archivbesitzern, gute Kooperationsbereitschaft besteht. Verschiedene 
Abgrenzungsfragen konnten gelöst werden. Die Regierung wird durch 
den Präsidenten Peter Geiger regelmässig über den Fortgang der 
Arbeiten informiert.
Erste Fassungen von Teilstudien
Die Historikerkommission konnte an ihrer Sitzung den Bericht des 
Präsidenten Peter Geiger entgegennehmen, erste Fassungen von 
Teilstudien eingehend diskutieren und mit den für einen halben Tag 
dazu gestossenen Forscherinnen und Forschern konkrete Fragen 
besprechen. Sie hat mit Genugtuung festgestellt, dass die 
Teilaufträge vor dem Abschluss oder in der Schlussphase stehen, dass 
gründliche, vielseitige Quellenarbeit geleistet worden ist, dass 
interessante Ergebnisse zu erwarten sind. Die Erstfassungen der 
Teilstudien bedürfen bis zur definitiven Fassung noch der 
Überarbeitung.
Publikation des Schlussberichts im Frühjahr 2005
Inhaltliche Ergebnisse - auf welche die einheimische wie die 
internationale Öffentlichkeit verständlicherweise gespannt wartet - 
kann die Historikerkommission erst mit der Abgabe und Publikation 
des Schlussberichts mitteilen. Bis dahin wäre jedes Teilergebnis nur 
provisorisch und zu wenig gesichert. Die Diskretion, mit welcher die 
Historikerkommission und die in ihrem Auftrag Tätigen wirken, ist 
zugleich eine Voraussetzung dafür, dass ruhig, gründlich und 
unabhängig geforscht werden kann. Wenn in eineinhalb Jahren alles 
publiziert vorliegt, kann alles gelesen, diskutiert und im 
Gesamtzusammenhang beurteilt werden.

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