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pafl: pafl: Gesucht: Meere und Ozeane - Tot oder Lebendig

(ots)

Vaduz, 4. Juni (pafl) -

In Erinnerung an die Eröffnung
der Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt am 5. 
Juni 1972 in Stockholm haben die Vereinten Nationen den 5. Juni zum 
jährlichen „Tag der Umwelt“ erklärt. Dieses Jahr seht der 
internationale Tag unter dem Motto „Gesucht: Meere und Ozeane. Tot 
oder lebendig“. Die UNEP (United Nations Environment Programme) will 
mit diesem dramatischen Appell auf den bedrohlichen Prozess der 
zunehmenden Belastung der Meere und Ozeane mit Schadstoffen sowie 
den Artenschwund durch Überfischung lenken.
Vernetzung Liechtensteins mit den Meeren
Nicht nur die Küstenstaaten, sondern auch Binnenländer wie 
Liechtenstein sind mit den Ozeanen und Meeren vernetzt. Auch unser 
Wetter stammt aus der globalen Wettermaschine, im welchen die 
Weltmeere eine zentrale Rolle spielen. Der Golfstrom sorgt in Europa 
für ein angenehmes Klima und der Wasserkreislauf beginnt und endet 
im Meer. Als Lebensraum bietet das Meer auch ein Zuhause für Fische 
die bei uns vorkommen. Der Aal z.B. wandert nach seiner 
Fortpflanzung von der Nordsee über den Rhein bis in den Bodensee und 
das obere Rheintal. Als Tourist verbringen wir unsere Ferien am Meer 
und reisen hierfür um die halbe Welt, in der Erwartung von blauen 
klaren Wasser, bunten Fischen und Korallen, sauberen Ständern und 
frischen Meeresfrüchten. Güter des alltäglichen Lebens, Lebensmittel 
und Erdöl gelangen in Frachtern und Tankern aus Übersee nach Europa 
und schliesslich zu uns. Meeresfrüchte und Fische sind auch bei uns 
beliebte Speisen. Europäisches Öl wird in der Nordsee gefördert und 
das daraus raffinierte Benzin treibt auch unsere Autos an.
Belastungen und Auswirkungen
Alles abfliessende Wasser Liechtensteins gelangt über den Rhein 
in die Nordsee. Stickstoffverbindungen, grössten Teils aus der 
Düngung in der Landwirtschaft, gelangen über unsere Fliessgewässer 
in den Rhein und überdüngen die Nordsee. Das Überangebot an 
Nährstoffen führt zu einem verstärkten Algenwachstum. Der 
Abbauprozess nach dem Absterben der Algen verbraucht sehr viel 
Sauerstoff, der dann den Fischen zum Atmen fehlt und deren Bestände 
und Laichplätze gefährdet. Schadstoffemissionen durch Verkehr, 
Industrie und Haushalt werden in der Atmosphäre verteilt und regnen 
auch über den Meeren ab. Stickoxide aus den Abgasen tragen ebenfalls 
zur Überdüngung bei. Mehrfach ist es schon zur Algenpest gekommen. 
Entsprechende Bilder aus Italien sind noch bestens in Erinnerung. 
Badeorte mit Badeverbot trüben die Ferienstimmung.
Hormonaktive Substanzen in Medikamenten, welche sich in den 
Ausscheidungen wieder finden, können mit der heutigen Klärtechnik 
nicht beseitigt werden und gelangen über den Rhein ebenfalls in die 
Nordsee und können zu Unfruchtbarkeit der Meeresorganismen führen.
Viele Konsumgüter und Rohstoffe für unsere Wirtschaft werden im 
Ausland mit fehlenden oder niedrigen Umweltstandards hergestellt. 
Industrieabwässer mit Schwermetallbelastungen und anderen giftigen 
Verbindungen werden meist ins Meer abgeleitet und Abfälle versenkt. 
Mit Wertpapieren sind wir an solchen Unternehmen beteiligt und 
profitieren von den Gewinnen.
Durch die Nahrungskette reichern sich Schadstoffe wie 
Schwermetalle, schwerabbaubare organische Verbindungen im Fettgewebe 
von Fischen, Seevögeln, Meeressäugern usw. an. Geringe Belastungen 
des Meerwassers können sich so zu gesundheitsgefährdenden 
Konzentrationen anreichern. Der Konsum von mit Schadstoffen 
belasteten Meeresfürchten und Fischen kann sich auch negativ auf 
unsere Gesundheit auswirken. So führen z.B. zu hohe Blei- und 
Cadmiumkonzentrationen zu Blutdruckveränderungen, Kopfschmerzen, 
Nierenfunktionsstörungen usw.
Die mit der Klimaerwärmung verbundene Abschmelzung der Pole führt 
zum Anstieg der Meerespiegel. Ein grosser Teil der Weltbevölkerung 
lebt in Küstenregionen, welche unbewohnbar werden. Die Zunahme der 
Umweltflüchtlinge wird auch den Druck auf unsere Grenzen erhöhen und 
an unsere Solidarität appellieren. Das Korallensterben, bedingt 
durch den Anstieg der Meerestemperatur, wird ebenfalls mit der 
Klimaerwärmung in Zusammenhang gebracht. Für Tauchfreunde ist dies 
ein Negativerlebnis in den Ferien.
Die Erdölgewinnung und die Seeschifffahrt belasten die Meere 
ebenfalls. Tankerunglücke und illegale Reinigung von Treibstofftanks 
führen immer wieder zu grossen Ölverschmutzugen, bei denen weite 
Küstenstreifen verseucht werden und denen tausende von Seevögeln zum 
Opfer fallen. Viele Menschen leiden auch psychisch unter solchen 
Umweltkatastrophen.
Durch Überfischung sind manche Fischbestände schon so stark 
reduziert, dass eine Aufstockung fast nicht mehr möglich ist. 60 
Prozent der weltweit 200 wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten wie 
Hering und Nordseekabeljau sind bereits überfischt. Schleppnetze 
zerstören den Meeresboden und die eingesetzten Fangeräte produzieren 
viel Beifang. Dies sind ungewollt gefangene Fische, Seevögel aber 
auch Schweinswale, die später tot über Bord geworfen werden.
Schiffslärm, Unterwasserbohrungen nach Öl und Gas, 
Unterwassersprengungen zur Errichtung von Ölförderanlagen und 
militärische Unterwassereinrichtungen bedrohen Walbestände. 
Gehörschädigungen, Lebensraumverlust, Störungen bei der 
Nahrungsaufnahme und bei der Fortpflanzung sind die Folgen. Auch der 
Tourismus hinterlässt seine Spuren. Ganze Küstenstreifen sind 
verbaut, Abwässer aus Hotels werden ungeklärt ins Meer geleitet. Der 
enorme Süsswasserverbrauch erfordert Meerwasserentsalzungsanlagen, 
deren ausfliessende Salzlauge Riffe beschädigt. Unachtsame 
Wassersportler tragen ihren Teil zur Zerstörung der Lebensräume, wie 
z.B. der Korallenriffe, bei.
Was können wir tun?
Unser individuelles Verhalten wirkt sich direkt oder indirekt 
auch auf den Zustand der Meere aus. Mit der Auswahl des Reiseziels, 
der Unterkunft und des Transportmittels kann man bereits aktiven 
Umweltschutz betreiben. Als Tourist am Strand gehören Abfälle in die 
dafür vorgesehen Kübel. Bei der Ausübung von Wassersportarten ist es 
selbstverständlich, sich an die jeweiligen Umweltregeln zu halten. 
In der Unterkunft geht man sparsam mit Wasser und Energie um.
Beim Kauf von Speisefischen auf Umweltsiegel, wie z.B. das MSC 
Marine Stewardship Council achten. Es signalisiert, dass es sich um 
ein Produkt aus garantiert umweltverträglicher bewirtschafteter 
Fischerei handelt.
Bei Investitionen in Wertpapiere kann man nachhaltige Unternehmen 
bevorzugen. Bei der Auswahl von Konsumgütern sollte man einheimische 
Produkte bevorzugen und auf Umweltlabels achten. Durch Unterstützung 
von Regierungsprogrammen und von Nichtregierungsorganisationen 
(NGOs) kann sich jeder zum Schutz der Ozeane und Meere einsetzen.
Welche Interessensgruppen setzen sich für den Schutz der Meere ein?
Der Schutz der Meere als Lebensraum und dessen Nachhaltige 
Nutzung sind mittlerweile ein breites Anliegen von 
Regierungsorganisationen und NGOs. So hat sich die Internationale 
Rheinschutzkommission (IKSR) das Ziel gesetzt, die Schadstoffe des 
Rheins zu senken. Durch internationale Abkommen und Programme wird 
versucht die Situation des Ökosystems Meere zu verbessern. Beispiele 
für globale Meeresschutzabkommen sind das „Globale Aktionsprogramm 
zur Verhütung von Meeresverschmutzung vom Land aus“ und des 
Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. Die Vereinbarungen 
der internationalen Nordseeschutz-Konferenzen (INK) betreffen auch 
die Rheinanliegerstaaten. Ziele sind:
• Verbot von Abfallbeseitigung und Verbrennung auf See; 
• Reduktion des Nährstoffeintrags um 50% (z.B. von Phosphor und 
Stickstoff); 
• Die Einleitung von gefährlichen Substanzen beenden; 
• Verbot der Entsorgung von Bohrplattformen auf See; 
• Verbot von TBT Antifouling-Anstrichen für Schiffe.
Die EU musste feststellen, dass ihre bisherige Strategie zum 
Schutz der Meere nicht ausreichend ist. Sie hat deshalb in einem 
ersten Schritt die Mitteilung „Hin zu einer Strategie zum Schutz und 
zur Erhaltung der Meeresumwelt“ angenommen. Es wurde so der Rahmen 
geschaffen, innerhalb dessen Meeresstrategien erarbeiten werden 
können. Für die Reform der gemeinsamen Fischereipolitik wurden 
Vorschläge mit dem Ökosystem-Ansatz für die Fischerei, 
Mehrjahresbewirtschaftungspläne, Subventionsbeschränkungen und 
Massnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Beratung erarbeitet.
NGOs, wie Greenpeace und WWF, setzen sich durch medienwirksame 
Kampagnen, Aufklärungsarbeit, politische Arbeit und Projekte zum 
Schutz des Lebensraum Meer ein. Die Tourismusbranche hat den Wert 
einer intakten Umwelt für ihre Geschäftsinteressen erkannt und 
fördert Projekte zu nachhaltigem Tourismus.
Immer mehr Konzerne richten ihre Politik in Richtung nachhaltiger 
Entwicklung aus. Sie übernehmen damit Verantwortung für die Umwelt 
und somit auch zum Schutz der Meere.
Zusammenfassung
Liechtenstein ist aus ökologischen, klimatischen und 
wirtschaftlichen Gründen mit den Ozeanen und Meeren vernetzt. Durch 
unsere Lebensweise und unser Handeln nehmen wir direkten oder 
indirekten Einfluss auf deren Zustand. Die Umweltbelastungen in den 
Meeren und Ozeanen wirken sich auch auf unser Leben aus. Der Schutz 
der Ozeane und Meere ist damit eine Aufgabe für uns alle.

Kontakt:

Amt für Umweltschutz
Hanspeter Eberle
Tel.: +423/23661 93

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