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pafl: Max Frisch Haus in Schaan wurde abgebrochen

(ots)

Vaduz, 9. Dezember (pafl) -

Obwohl die
Denkmalschutz-Kommission, die Denkmalpflege und das Hochbauamt sich 
für die Erhaltung und Instandstellung des von Max Frisch entworfenen 
Hauses eingesetzt hatten, wurde dem Abbruchbegehren seitens der 
Beschwerdekommission für Verwaltungsangelegenheiten stattgegeben.
Das Landhaus am Duxweg Schaan war 1950 nach den Plänen des 
Architekten und Schriftstellers Max Frisch gebaut worden. Die 
örtliche Bauleitung übernahm der für Liechtenstein bedeutende 
Architekt Ernst Sommerlad aus Vaduz, der u.a. das Villenviertel in 
Vaduz angelegt hat. Das Landhaus war eine einfache Villa, ein 
modernes, dennoch herrschaftliches Haus mit höchster Wohnqualität - 
gerade wegen seiner bescheidenen Klarheit, dem grosszügigen, 
bestechend präzis gedachten Grundriss und der überzeugenden 
Einbettung in die Landschaft. Herrschaftliche Details wie die 
geschwungene Treppe mit dem filigranen Geländer im Innern des 
Gebäudes trugen zur Wertigkeit des Hauses bei. Dass das Objekt mit 
der ersten Bodenheizung in Liechtenstein versehen war, zeugte von 
seiner damals hochmodernen Ausstattung. Ebenso hochmodern war auch 
die Küche eingerichtet. Von ganz besonderem Wert war, dass das 
Landhaus seit der Erbauung praktisch nicht verändert worden ist - 
weder im Grundriss noch in der Ausstattung, die in höchster Qualität 
komplett erhalten war. Solche Bauten stellen mittlerweile eine 
architektonische Rarität dar. In dieser Vollständigkeit war das 
Landhaus gar ein Unikat.
Max Frisch war zuerst Architekt Was das Landhaus am Duxweg einmalig 
machte, war der Umstand, dass es nach den Plänen des weltbekannten 
Schweizer Schriftstellers Max Frisch erbaut wurde. Immer noch ist 
nur wenigen bekannt, dass Frisch zwölf Jahre lang ein eigenes 
Architekturbüro in Zürich unterhielt, drei Wohnhäuser und das 
Schwimmbad Letzigraben in Zürich erbaute, Preise und Ankäufe bei 
öffentlichen Wettbewerben erhielt und bedeutende Schriften zum 
Städtebau publizierte. 1940 schloss er sein Studium an der ETH in 
Zürich ab. 1943 eröffnete Frisch sein eigenes Architekturbüro. Er 
hatte den Wettbewerb für die städtische Badeanlage Letzigraben in 
Zürich gewonnen. Dieses 1949 fertig gestellte Projekt steht heute 
unter Denkmalschutz. Es ist leicht zu erkennen, dass die mit dem 
Letzigraben Schwimmbad entwickelte architektonische Formensprache 
ins Schaaner Haus am Duxweg eingeflossen ist.
Architekt und Schriftsteller in einer Person Für Max Frisch war 
seine Tätigkeit als praktizierender Architekt von entscheidender 
Bedeutung für sein literarisches Werk. Er war immer an einer 
zeitgenössisch-kritischen Literatur interessiert. So war es vor 
allem seine Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur und des 
Städtebaus, die seine gesellschaftspolitischen Positionen schärften. 
Am Landhaus in Schaan liessen sich Max Frischs literarische Aussagen 
überprüfen. Es besteht ein direkter inhaltlicher Bezug zwischen 
seinem literarischen und architektonischen Werk. Die Konzeption des 
Landhauses ist Teil seines Reifeprozesses als Schriftsteller. Es 
gibt heute nur selten die Vereinigung von Schriftsteller und 
Architekt in einer Person. Umso interessanter ist es, die 
gemeinsamen Grundlagen des architektonischen wie literarischen 
Denkens studieren zu können. Frisch vertrat in den fünfziger Jahren 
eine hochmoderne Vorstellung zur Rolle des Architekten. Er 
widersetzte sich dem Gedanken des Architekten als dem Schöpfer und 
Gestalter der Gesellschaft und verlangte, dass diese Imagination 
wieder bei der Gesellschaft liegt. Den Architekten begriff er als 
Fachmann auf seinem Gebiet, als Konstrukteur, als einen „Diener der 
Gesellschaft“.

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