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pafl: UNO-Weltwassertag 22. März 2006

Vaduz, 21. März (pafl) -

(ots)

Wie steht es um die Bäche in Liechtenstein? – Eine Bilanz

Die Landschaft Liechtensteins wurde
wesentlich vom Wasser geformt. Die Bäche, die Rüfen und der Rhein 
gaben die Rahmenbedingungen für die Besiedlung des Landes und die 
heutige Kulturlandschaft vor. Der Zustand der Gewässer ist daher von 
zentraler Bedeutung für die Qualität unserer Umwelt und soll darum 
vermehrt Beachtung erhalten.
Gewässer sind wichtig für die Attraktivität der Landschaft und sind 
wichtige Lebensräume
Die Fliessgewässer mit ihren Ufersäumen sind ein wichtiges 
ästhetisches Landschaftselement. Das Rauschen und die Dynamik des 
Wassers beleben die Sinne des Menschen und machen Gewässerräume, wie 
z.B. die Binnenkanalmündung, für die Naherholung attraktiv. Die 
Bäche und Gräben sind aber auch bedeutende Tier- und 
Pflanzenlebensräume. Zahlreiche seltene Arten, darunter viele 
Fische, sind auf funktionierende, naturnahe Gewässer angewiesen. 
Auch die Ufersäume können einen hohen Artenreichtum aufweisen und 
z.B. dem Sumpfrohrsänger als Nistplatz oder dem Feldhasen als 
Versteck dienen. Die Gewässer bilden mit ihren Ufern zudem wichtige 
Verbindungsstrukturen für die Tierwanderung.
Der Eingriff des Menschen
Der Mensch hat seit Jahrhunderten auf die Gestalt der Gewässer in 
seiner Umgebung Einfluss genommen. Primär ging es um die Bannung der 
Hochwassergefahr und die Gewinnung von zusätzlich nutzbarem Land. 
Viele Gewässer wurden zur schnellen Wasserableitung gestreckt, und 
es entstanden Verbauungen zur Ufer- oder Untergrundsicherung. Neu 
geschaffene Gräben entwässerten die ehemaligen Riedgebiete im 
Talboden. Im Siedlungsgebiet werden die Bäche auf weiten Strecken in 
Rohren geführt. Das Bild der Fliessgewässer hat sich so gegenüber 
dem ursprünglichen Zustand grundlegend verändert.
Bestandesaufnahme der Strukturgüte der Gewässer
Die Veränderungen der Fliessgewässer in Liechtenstein werden in 
einer demnächst erscheinenden Übersicht zur Ökomorphologie 
flächendeckend dargestellt. Der Bericht wurde von der RENAT AG im 
Auftrag des Amtes für Umweltschutz erstellt. Die Fliessgewässer 
werden darin hinsichtlich ihrer Verbauung und Ufervegetation im 
Vergleich zu einem natürlichen Zustand beurteilt. Die wesentlichsten 
Erkenntnisse dieser Beurteilung sind nachfolgend zusammengefasst. 
Grundsätzlich gilt, dass die Stärke der Veränderung gegenüber dem 
natürlichen Zustand von der Rheintalebene zu den Rheintalhängen und 
zum inneralpinen Bereich abnimmt.
In der Rheintalebene 
- gibt es nur noch wenige natürliche Fliessgewässerabschnitte. Über 
die Hälfte der Fliessstrecke ist aufgrund ihrer Verbauung am Ufer 
oder der Sohle als stark beeinträchtigt bis naturfremd. 
- konnte in den letzten Jahren dank verschiedener grosszügiger 
Revitalisierungen (z.B. Mölibach, Binnenkanalmündung, Speckigraben 
in Schaan) eine gewisse Verbesserung der Situation erreicht werden. 
- fehlt den Gewässern häufig der notwendige Raum, die Uferbereiche 
sind zu schmal ausgebildet. 
- hat die Grundwasserabsenkung in den 60iger und 70iger Jahren zu 
zahlreichen trockenen Gewässern geführt. Rund ein Fünftel der 
Gewässer im Talgrund führt heute nur dank iederbewässerungsprojekten 
wieder dauernd Wasser.
An den Rheintalhängen 
- nimmt die Naturnähe der Gewässer zu. Hier sind über zwei Drittel 
der Fliessgewässerlänge naturnah. 
- ergeben sich Beeinträchtigungen vor allem durch die Hochwasser- 
und Rüfeschutzbauwerke zur Sohl- und Ufersicherung und die damit 
verbundenen Sammleranlagen. 
- wirken sich die Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung sowie 
die Wasserentnahmen aus den Hangbächen für die Energiegewinnung 
negativ aus.
Der inneralpine Bereich 
- ist am wenigsten beeinflusst. Hier sind nur wenige Prozent der 
Gewässer stark beeinträchtigt bis naturfremd. Neben einzelnen 
Sicherungsbauwerken sind vor allem die Quellfassungen (z.B. in 
Malbun) oder die Speicheranlagen im Steg mit der Wasserüberführung 
ins Rheintal und die daraus resultierende Restwasserführung als 
Beeinträchtigung zu nennen. 
- weist noch grossräumig weitgehend unbeeinflusste Gewässersysteme 
auf, wie der Valorschbach oder zahlreiche Seitenbäche von Samina und 
Malbunbach. Diese sind entsprechend erhaltenswürdig.
Weitere Revitalisierungen können Natur und Landschaft aufwerten und 
ganz wesentlich zur Hochwassersicherheit beitragen
Die Bestandesaufnahme der Gewässer zeigt die Defizite auf. Der 
Handlungsbedarf ist damit bekannt. An verschiedenen 
Gewässerabschnitten konnten bereits erste Erfolge erzielt und 
Revitalisierungen oder Wiederbewässerungen umgesetzt werden.
In den letzten Jahren berücksichtigt auch der Hochwasserschutz 
verstärkt die ökologische und landschaftliche Bedeutung der 
Fliessgewässer. Die vom Hochwasserschutz aktuell postulierten 
Forderungen nach mehr Raum für die Gewässer oder gefährdete, 
gewässernahe Gebiete nicht zu überbauen, stehen im Einklang mit dem 
Natur- und Landschaftsschutz. Daher bestehen bei Wasserbauprojekten 
oftmals Synergien zwischen den Zielen einer naturnahen 
Gewässerneugestaltung und den Notwendigkeiten des 
Hochwasserschutzes.
Die Fliessgewässer sind eine Bereicherung unserer unmittelbaren 
Umwelt, deren Bedeutung als Erholungsraum zukünftig noch steigen 
wird. Attraktiv gestaltete Gewässer sollen vermehrt wieder den 
Kontakt mit dem Element Wasser und das unmittelbare Naturerlebnis, 
z.B. den Kindern in der Siedlung, ermöglichen. Gleichzeitig wird 
damit ein wichtiger Lebensraum im Sinne des Naturschutzes 
geschaffen. Entsprechend werden seitens der Gemeinden und des Landes 
weitere Gewässeraufwertungen vor allem im Liechtensteiner Talraum 
angestrebt. Dazu braucht es aber die Toleranz und die Unterstützung 
der Bevölkerung.
Wer sich detaillierter über den Zustand der Gewässer in 
Liechtenstein informieren möchte, kann den Bericht 
"Ökomorphologische Beurteilung der Fliessgewässer Liechtensteins" ab 
Mitte April unter www.afu.llv.li einsehen.

Kontakt:

Amt für Umweltschutz
Egon Hilbe
+423/236 61 92

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