pafl: Hochdeutsch im Kindergarten: Evaluation und weitere Massnahmen zur Sprachförderung im Kindergarten
(ots)Vaduz, 3. November(pafl) - Die Regierung hat an ihrer Sitzung vom 31. Oktober 2006 den Bericht über die Evaluation des Projekts "Hochdeutsch im Kindergarten" zur Kenntnis genommen. Massnahmen daraus wurden abgeleitet. Ab dem Schuljahr 2007/2008 sollen den Kindergärtnerinnen und Unterstufenlehrpersonen spezifische freiwillige Weiterbildungskurse über die Lehrerweiterbildung zur Verfügung stehen.
Liechtenstein ist wie die Schweiz geprägt von der so genannten sprachlichen Diglossie, die besagt, dass wir vor allem Dialekt sprechen und Hochdeutsch lesen und schreiben. Dennoch sind wir von Hochdeutsch umgeben. Hochdeutsch ist die gemeinsame und überregional verständliche Sprache. Der Massnahmenkatalog in der Folge der PISA- Studie 2000 umfasste unter anderem das Handlungsfeld "Fördern der deutschen Unterrichtssprache". Erste Priorität erhielt darin auch die Förderung des Hochdeutschen im Kindergarten.
Das Projekt "Hochdeutsch im Kindergarten"
Die Evaluation des Projekts "Hochdeutsch im Kindergarten" (2004 bis 2006) zeigte, dass Kindergärtnerinnen und Eltern den konsequenten Hochdeutschgebrauch im Kindergarten mehrheitlich positiv beurteilen. Die am Projekt beteiligten Kindergärtnerinnen werden ihren Unterricht auch weiterhin auf Hochdeutsch halten und vermehrt die Kinder an das Sprechen von Hochdeutsch heranführen.
Auf das Schuljahr 2006/2007 wird allen Kindergärten empfohlen, mit konsequentem Hochdeutsch zu beginnen. Ausserdem sollen alle Kindergärtnerinnen, welche Deutsch als Zweitsprache unterrichten, konsequent Hochdeutsch sprechen. Für jede neu in Liechtenstein beginnende Kindergärtnerin wird Hochdeutsch obligatorisch. Bis zum Schuljahr 2009/2010 soll Hochdeutsch in allen Kindergärten selbstverständliche Umgangssprache sein. Der Dialekt ist deswegen aus dem Unterricht nicht verbannt. In geeigneten Sequenzen soll der Dialekt bewusst sprachhandelnd und -reflektierend eingesetzt werden.
Wenn Kindergärtnerinnen sich in den nächsten vier Schuljahren für ein teilweises Sprechen von Hochdeutsch entscheiden, dann soll dies klar deklariert sein: Entweder über so genannte "Hochdeutschinseln" (Orte im Kindergartenraum, an denen nur Hochdeutsch gesprochen wird) oder über Bezugspersonen (z.B. im Jobsharing spricht eine Bezugsperson Hochdeutsch, die andere spricht Dialekt).
Es ist notwendig, alle Massnahmen im Bereich Hochdeutschförderung und -gebrauch in einem ganzheitlichen Kontext zu sehen. Die Herausforderungen in der Sprachförderung sind heutzutage sehr breit. Gerade im Vorschulalter kommen Kinder mit ganz unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen in den Unterricht. Teilweise sind kaum Kenntnisse der Umgebungssprache Deutsch vorhanden. In diesem Alter sind die Kinder für sprachliche Förderung aber auch sehr aufnahmefähig und motiviert.
Die Kindergärtnerinnen haben für einzelne Bereiche schon Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, z.B. den Deutsch als Zweitsprache-Unterricht oder ein Sprachförderprogramm mit vielfältigen Unterrichtsmaterialien, das sich vor allem an Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen richtet. Grundsätzlich fehlen aber noch Bausteine für eine erweiterte Diagnose und Förderplanung, um die Entwicklung der Sprache optimal zu fördern.
Ein umfassendes Weiterbildungskonzept kann in dieser Hinsicht Lücken füllen und den Kindergärtnerinnen mehr Sicherheit geben, in der Praxis mit den Herausforderungen der Sprachförderung umzugehen. Das Weiterbildungsangebot soll auch die sukzessive Einführung des Hochdeutschkindergartens begleiten und vorbereiten. Ab dem Schuljahr 2007/2008 sollen den Kindergärtnerinnen und Unterstufenlehrpersonen spezifische freiwillige Weiterbildungskurse über die Lehrerweiterbildung zur Verfügung stehen.
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Schulamt
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