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pafl: Flechten in Liechtenstein: Wie sauber ist unsere Luft?

Vaduz (ots/pafl) -

Flechten sind sensible Organismen aus Pilz und Alge, die äusserst empfindlich auf veränderte Umweltbedingungen reagieren. Vor allem die Luftqualität ist ein entscheidender Faktor für das Überleben von Flechten. Die Ergebnisse der dritten Flechtenkartierung wurden am Montag, 29. August 2011, der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie geben Auskunft über den aktuellen Stand der Luftbelastung in Liechtenstein.

Nach 1989 und 1999 wurde im Jahr 2009 zum dritten Mal eine Flechtenkartierung in Liechtenstein durchgeführt, Die Ergebnisse ermöglichen einen Rückblick auf die Flechtenentwicklung der letzten 20 Jahre und stellen damit eine wichtige Erfolgskontrolle der Luftreinhaltung in Liechtenstein dar.

Flechten rückläufig

Über die Jahre hat sich der Zustand der Flechten stark geändert. Wenngleich die Luftschadstoffsituation in den stark belasteten Kerngebieten besser geworden ist, musste in mehr als drei Viertel der untersuchten Landesfläche ein rückläufiger Luftgütewert der Flechten beobachtet werden. Die Gesamtartenzahl ist seit der ersten Flechtenkartierung im Jahr 1989 zwar gleich geblieben, allerdings sind viele sensible Arten durch andere, weniger anspruchsvollere, verdrängt worden. Dieser qualitative Rückgang der Flechtenzusammensetzung ist ein deutliches Signal, dass sich die Situation für Flechten verschlechtert hat.

Starker Flechtenbewuchs lässt sich nur noch an einem einzigen Ort oberhalb von Triesenberg finden. Vor 20 Jahren war noch ein Fünftel der Untersuchungsfläche mit einem vielfältigen Flechtenbewuchs ausgestattet. Gebiete mit nur sehr wenigen Flechten wurden damals nur auf einem Viertel der Fläche gefunden. Heute ist die Fläche mit wenig Flechtenbewuchs um das 2,5 fache angestiegen.

Ammoniakbelastung und Klimawandel als Ursache?

Der Rückgang der Flechten lässt sich aufgrund der bekannten Schadstoffbelastungen allein nicht erklären. Technische Messungen belegen, dass die Immissionswerte der wichtigsten Substanzen zwar zurückgegangen sind und die Massnahmen zur Luftreinhaltung erste Erfolge zeigten. Allerdings scheinen kumulierende Effekte verschiedener Schadstoffe diesen Erfolg zu kompensieren.

Eine weitere Erklärung für den Flechtenrückgang könnte die seit Jahren hohe Ammoniakbelastung sein. Das aggressive Gas, das vor allem in der Landwirtschaft anfällt, kann die Oberflächenstruktur der Flechten angreifen und nachhaltig schädigen.

Wenn man zudem berücksichtigt, dass die mittlere Jahrestemperatur ist in den letzten drei Jahrzehnten stetig angestiegen und die Niederschlagsmengen über die Sommermonate gleichzeitig deutlich zurück gegangen sind, dann nimmt der klimatische Anpassungsdruck konstant zu und erschwert den Flechten das Überleben.

Zudem haben in den letzten Jahren Extremereignisse mit stark erhöhten Schadstoffkonzentrationen zugenommen. 2003 und 2006 war die Ozonbelastung aufgrund des trockenen, warmen und sonnigen Sommers äusserst hoch. Im Winter 2005/2006 ergab sich eine lang andauernde Inversionslage und brachte eine grosse Anreicherung von Stickoxiden und Feinstaub mit sich. Ähnliche Beobachtungen wurden auch in anderen Regionen der Schweiz gemacht. Es scheint, dass sich trotz einigen Erfolgen bei der Reduktion des Schadstoffausstosses die Gesamtbedingungen für Flechten teils deutlich verschlechtert haben und weitere Massnahmen zur Luftreinhaltung geprüft werden müssen.

Die interessanten und vielfältigen Ergebnisse sind in einer Broschüre zusammengestellt, welche beim Amt für Umweltschutz bezogen werden kann.

Kontakt:

Amt für Umweltschutz
Patrick Insinna
T +423 236 61 96

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