Die Entwicklung des OeV im Rahmen der Bahn 2000, 2. Etappe - Die Zentralschweiz plant die Zukunft des öffentlichen Verkehrs
Luzern (ots)
Die sechs Zentralschweizer Kantone haben die Verkehrsplanung gemeinsam an die Hand genommen. Eine S-Bahn mit einem optimalen Tarifverbund sowie der Ausbau des Bahnhofs Luzern zum Durchgangsbahnhof sollen das Kernstück für einen attraktiven öffentlichen Verkehr in der Zentralschweiz bilden.
Gemeinsam kann man mehr erreichen - diese Redewendung gilt im besonderen Masse auch für die Bewältigung der Verkehrsprobleme von heute und morgen. Deshalb haben sich die zuständigen Regierungsräte der sechs Zentralschweizer Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug zur «Zentralschweizer Konferenz der kantonalen Direktoren des öffentlichen Verkehrs» zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie die Entwicklung des Verkehrs an die Hand zu nehmen planen und realisieren.
Bahn 2000, erste und zweite Etappe
Im Rahmen der ersten Etappe der Bahn 2000 wird der öffentliche Verkehr bereits heute schrittweise ausgebaut. Mit dem Projekt S-Bahn Zentralschweiz wurde zudem ein Projekt lanciert, das den öffentlichen Verkehr mit innovativen Konzepten nachhaltig und attraktiver gestalten wird.
Im Hinblick auf die zweite Etappe der Bahn 2000 - man spricht da von einem Realisierungshorizont bis ins Jahr 2020 - geht es heute darum, die zukünftigen Bedürfnisse des öffentlichen Verkehrs aufzuzeigen und zu definieren.
Der Schlussbericht der Planungsregion Zentralschweiz an das Bundesamt für Verkehr zeigt prägnant auf,
- welche Nachfragebedürfnisse im Verkehr inskünftig zu erwarten sind,
- welche Ziele mit einem aufgewerteten System des öffentlichen Verkehrs erreicht werden sollen und
- mit welchen Angeboten diesen Bedürfnissen entsprochen werden kann
Der Kern der Sache
"Wenn wir die Nachfragebedürfnisse betrachten, können wir mit Freude und Genugtuung feststellen, dass sich der Wirtschafts- und Lebensraum Zentralschweiz in den letzten Jahren zu einer eigentlichen Wachstumsregion mit überproportionalem Zuwachs entwickelt hat - und dies auch weiter tun wird", erklärte der Luzerner Regierungsrat Max Pfister bei der Präsentation des Berichts. «Wir gehen davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis ins Jahr 2020 um 10,4 Prozent und die Beschäftigtenzahlen um 10,5 Prozent zunehmen werden.» Das habe natürlich Auswirkungen auf die Mobilität und die Mobilitätsbedürfnisse, betonte der Vorsitzende der Zentralschweizer Konferenz. «Es wird mit einer Zunahme von 36 Prozent beim öffentlichen Verkehr und von 18 Prozent beim motorisierten Individualverkehr gerechnet. Zwar könnte damit der Modal Split" zwischen öffentlichem und privatem Verkehr verbessert werden. Trotzdem entspricht dieser Trend nicht unseren Zielvorstellungen. Wir sehen für den öffentlichen Verkehr mit 55 Prozent ein markant stärkeres Wachstum vor. Das bedingt natürlich ein entsprechendes Angebot - und das sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr.» Konkret geht es darum, mit geeigneten Angebotsverbesserungen eine Verlagerung der Verkehrsnachfrage auf den öffentlichen Verkehr zu lenken.
Notwendige Verbesserungen vorgeschlagen
Hier hat die Zentralschweizer Konferenz der kantonalen Direktoren des öffentlichen Verkehrs entscheidende Verbesserungen in den Bereichen Angebotsgestaltung, Rollmaterial, Tarifgestaltung und Infrastruktur vorgeschlagen.
- Bei der Angebotsgestaltung wurde sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr der Halbstundentakt als Grundangebot definiert, auf den Hauptlinien im Regionalverkehr sogar der Viertelstundentakt.
- Beim Rollmaterial, wo die Zentralschweiz grossen Nachhofbedarf hat, sollen moderne Zugskompositionen die Attraktivität steigern.
- Bei der Tarifgestaltung sehen die kantonalen Direktoren den kontinuierlichen Ausbau zu einem integralen Tarifverbund für die ganze Region Zentralschweiz vor.
- Bei der Infrastruktur sind es eine Fülle von Massnahmen, welche die Benutzung des öffentlichen Verkehrs fördern sollen.
Bau des Durchgangs- oder Tiefbahnhofs Luzern
Gerade bei der Infrastruktur könne man es drehen und wenden wie man wolle, erklärte Regierungsrat Max Pfister: "Um eine markante Angebotsverbesserung realisieren zu können, braucht es neben dem Bau von neuen Haltestellen, der Schaffung von Durchmesserlinien, der Realisierung der Stadtbahn Zug und weiteren Erschliessungsprojekten in erster Linie einen Ausbau des Bahnhofes Luzern als Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs der gesamten Region. Damit meine ich den Bau des Durchgangs- oder des Tiefbahnhofs Luzern."
Fahrzeitverluste und erhöhte Betriebskosten
Obwohl der neue Bahnhof Luzern erst dieser Tage seinen 10. Geburtstag feiern konnte, sind seine Kapazitäten bereits heute nahezu ausgeschöpft. Insbesondere die Bündelung der Züge aus insgesamt fünf Richtungen auf eine einzige doppelspurige Zufahrt beschränkt die notwendigen Angebotserweiterungen und führt zu Fahrzeitverlusten durchgehender Reisezüge und zu erhöhten Betriebskosten.
Wie Max Pfister weiter ausführte, stellt auch die ungenügende Anzahl Perrons im Bahnhof einen wichtigen, einschränkenden Faktor dar. "Die laufenden Arbeiten zur S-Bahn Zentralschweiz zeigen, dass die vorhandene Infrastruktur den gewünschten Angebotsverbesserungen enge Grenzen setzt. Ein integraler 30-Minutentakt auf den Regionallinien ist nicht möglich."
Ein Durchgangsbahnhof in Tieflage kann laut Pfister die genannten Nachteile aufheben. "Beim Neubau des Aufnahmegebäudes Bahnhof Luzern wurde nicht nur mit der Disposition, sondern bereits schon mit Vorinvestitionen auf das in einer Machbarkeitsstudie vorliegende Tiefbahnhofprojekt Rücksicht genommen. Nehmen wir doch die damalige Vision unserer Vorgänger auf und bringen sie zur Realisierung." Damit, ist Max Pfister überzeugt, "können wir auf einen Schlag die Zugszahlen verdoppeln, den sich abzeichnenden Konflikt zwischen Fern- und Regionalverkehr lösen, mit attraktiven Durchmesserlinien die Fahrzeiten verkürzen und die Produktivität entscheidend erhöhen."
Kontakt:
Regierungsrat Max Pfister, Bau- und Verkehrsdepartement
des Kantons Luzern, Präsident der Zentralschweizer Konferenz der
kantonalen Direktoren des öffentlichen Verkehrs (ZKöV),
Tel. 041 / 228 50 50.