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Wochenstundentafel für die Primarstufe WOST 03: Ergebnisse der Vernehmlassung und Weiterarbeit

Luzern (ots)

Mitte Juni 2001 ist die breite Vernehmlassung zum
Entwurf einer neuen Wochenstundentafel für die Primarschule
abgeschlossen worden. Die Ergebnisse sind nun ausgewertet und vom
Regierungsrat zur Kenntnis genommen worden. Die Weiterarbeit erfolgt
neu im Rahmen des Forums Volksschule 200X, das eine
Grundsatzdiskussion über die zukünftigen Aufgaben und Strukturen
unserer Volksschule ermöglichen soll. Die Trägerschaft des Forums
200X ist breit angelegt und umfasst das Bildungsdepartement, den
Verband der Schulpflegepräsidentinnen und -Präsidenten, den
Lehrerinnen- und Lehrerverband und die Vereinigung der
Schulleiterinnen und Schulleiter. Einbezogen in diese Diskussion
werden aber auch die Eltern, die politischen Parteien und die
Wirtschaft.
Vernehmlassungsergebnisse
Dem Bildungsdepartement sind 379 Stellungnahmen auf 1085 Seiten
zum Entwurf einer neuen Wochenstundentafel für die Primarschule (WOST
03) eingereicht worden. Die Auswertung der Stellungnahmen bestätigt
die in der öffentlichen Diskussion wahrgenommenen relativ breiten
Meinungsunterschiede. Es gibt einerseits vorbehaltlose Zustimmungen
zum Wochenstundentafelentwurf bzw. zu den wichtigsten Neuerungen.
Andererseits gibt es auch zahlreiche Stellungnahmen mit vollständiger
bzw. teilweiser Ablehnung der Veränderungen. Am zahlreichsten
hingegen sind jene Äusserungen, welche sich nicht grundsätzlich für
oder gegen die neue Wochenstundentafel aussprechen, sondern neben
befürwortenden Punkten vor allem Vorbehalte bezüglich der Umsetzung
(Zeitplan, Ausbildung der Lehrpersonen, Finanzen) anmelden. Insgesamt
können folgende allgemeinen Ergebnisse festgestellt werden:
- Die Einführungsdauer wird für die grossen Veränderungen als zu
     kurz beurteilt.
   - Die Ziele der elementaren Bildung sind in einer
     Grundsatzdiskussion zu besprechen; die Lehrpläne anschliessend 
     falls notwendig anzupassen.
   - Die Lernenden und die Lehrpersonen können nicht noch mehr
     belastet werden.
   - Die Folgekosten bereiten grosse Sorgen, ebenso die Umsetzung in
     kleinen Gemeinden und Schulen.
Ethische Bildung
Die Einführung einer Lektion ethische Bildung in der Verantwortung
des Staates wird grossmehrheitlich begrüsst. Die kirchlichen Kreise
schlagen vor, den Bezug von Ethik und Religion in der Namensgebung
deutlich zu machen, zum Beispiel mit "Ethik und Religionskunde".
Erwartet werden ein verbindlicher Lehrplan, Lehrmittel und die
Weiterbildung der Lehrpersonen. Die Bemerkung "keine zusätzlichen
Kosten" in den Vernehmlassungsunterlagen kann nicht nachvollzogen
werden. Vereinzelt wird vorgeschlagen, den konfessionellen
Religionsunterricht ausserhalb der Wochenstundentafel anzusetzen.
Englisch
Eine Mehrheit ist grundsätzlich der Meinung, Englisch an der
Primarschule sei eine Notwendigkeit; eine relativ grosse Minderheit
ist aber gegen die Einführung einer zweiten Fremdsprache in der
Primarschule. Die meisten Stellungnahmen betonen jedoch, eine
Einführung im Jahre 2003 sei verfrüht: Sie müsse später erfolgen und
mit andern Kantonen koordiniert werden. Probleme werden in der
Überforderung der Kinder mit zwei Fremdsprachen (neben Hochdeutsch)
gesehen. Oft wird vorgeschlagen, Französisch wieder an die
Sekundarstufe I zu verlegen. Einige stellen sich Englisch an der
Primarschule als Wahlfach vor.
Informatik
Grossmehrheitlich wird die integrierte Verwendung des Computers
als Arbeitsinstrument begrüsst. Eine in der Wochenstundentafel
ausgewiesene Lektion Informatik wird jedoch abgelehnt. Die Einführung
soll, wie vorgeschlagen, gestaffelt erfolgen. Von einigen wird die
Frist bis 2005 als zu knapp beurteilt. Die meisten Stellungnehmenden
äussern Bedenken wegen der Kosten (insbesondere auch für die
Systembetreuung) und der Raumprobleme: Vom Kanton wird kategorisch
finanzielle Unterstützung erwartet (Erhöhung der Pro-Kopf-Beiträge),
auch für die Weiterbildung der Klassenlehrpersonen. Das
Kosten-Nutzenverhältnis wird wiederholt in Frage gestellt. Eine
Einführung ins Tastaturschreiben wird als nicht sinnvoll beurteilt.
Weiterarbeit
Aufgrund der Vernehmlassungsergebnisse, der Aussprache im Grossen
Rat zu diesen Themen sowie der Beschlussfassung im Regierungsrat ist
die Weiterarbeit wie folgt vorgesehen:
Die in der Vernehmlassung akzeptierten neuen Inhalte für die
Primarschule (Ethik und Religionskunde, Englisch, Integrierte
Informatik) werden im Rahmen der Aussprache über die mittel- und
längerfristigen Entwicklungsziele für die Volksschule (Forum
Volksschule 200X) nochmals grundsätzlich und bezüglich der
Realisierung besprochen.
Im Forum Volksschule 200X werden die Entwicklungsziele für die
Volksschule in den nächsten zwei Jahren breit diskutiert. Diese
Diskussionen sollen auf vielfältige Art und Weise geführt werden und
damit den Einbezug einer breiten Öffentlichkeit sicherstellen. Im
Anschluss an diese Grundsatzdiskussion sollen die Entscheide über die
Umsetzung der neuen Inhalte getroffen werden. Eine Einführung der
neuen Inhalte könnte somit ab Schuljahr 2005/06 erfolgen.
Bis zum Sommer 2005 stehen somit die weiteren Umsetzungsarbeiten
im Projekt "Schulen mit Profil" sowie die Umsetzung der Neuerungen
des Gesetzes über die Volksschulbildung (Kindergarten /
Schuleintritt, Begabtenförderung, Sekundarstufe I) im Zentrum der
Schulentwicklungsarbeiten.
Die Vorarbeiten für die Umsetzung der neuen Inhalte werden
weitergeführt. Insbesondere werden in allen drei Themen
Weiterbildungskurse für Lehrpersonen angeboten. Ebenso werden die
weiteren Vorarbeiten (Lehrplanerarbeitung, Lehrmittelevaluation) im
kantonalen oder interkantonalen Rahmen fortgesetzt.

Kontakt:

Dr. Charles Vincent, Tel. +41 41 228 52 12

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