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Umfrage unter Schulabgängern: Mehr unschlüssige Jugendliche als in den Vorjahren - Lehrstellen-Situation in Luzern leicht angespannt

Luzern (ots)

Dieses Jahr ist aufgrund der Wirtschaftslage die
Befragung der 4695 Luzerner Schülerinnen und Schüler nach der
obligatorischen Schulzeit besonders interessant. Die Zahl derjenigen
Jugendlichen, die noch keine Lösung haben oder sich noch nicht
entschieden haben, ist höher als in den letzten Jahren. Es bestehen
Unterschiede bezüglich der Schulstufe, des Geschlechts und der
Herkunftsregion. Die Lehrstellensituation im Kanton Luzern ist leicht
angespannt, aber nicht dramatisch. Die Berufsberatung intensiviert
die Unterstützung. Das Kompetenzzentrum SOS schafft zwei zusätzliche
Klassen mit Brückenangeboten.
Nachdem vergangene Woche vom Bundesamt für Berufsbildung und
Technologie die gesamtschweizerischen Zahlen zur Lehrstellensituation
publiziert wurden, präsentiert nun auch der Kanton Luzern aufgrund
der jährlich stattfindenden SchulabgängerInnen-Umfrage die aktuellen
Ergebnisse.
Das Ziel der jährlichen Befragung ist in erster Linie eine
Standortbestimmung der Jugendlichen am Ende der obligatorischen
Schulzeit und die Unterstützung der Jugendlichen ohne berufliche oder
schulische Lösung. Die Befragung erfasste im Monat Mai 4695
Schülerinnen und Schüler, die ihre obligatorische Schulzeit beenden.
Darin enthalten sind auch SchulabgängerInnen aus dem 10. Schuljahr
und frühzeitig Austretende des 8. Schuljahres. Ebenfalls einbezogen
wurden die Gymnasien. Die Daten wurden direkt in den Klassenzimmern
erhoben, die Rücklaufquote beträgt 100%.
Mehr Jugendliche ohne Lösung
Gegenüber dem Vorjahr haben zum Zeitpunkt der Befragung weniger
Jugendliche eine Lehrstelle zugesichert (48.2% gegenüber 50.4% im
Jahr 2002). 18.7% schalten im Hinblick auf eine spätere Lehre oder
schulische Ausbildung ein Zwischenjahr ein (beispielsweise ein 10.
Schuljahr, einen Welschlandaufenthalt oder ein Hauswirtschaftsjahr).
Diese Zahl ist trotz der angespannten Situation auf dem
Lehrstellenmarkt gegenüber dem letzten Jahr leicht gesunken (20.4% im
Jahre 2002). Dafür ist die Zahl derjenigen Jugendlichen höher, die
sich noch nicht entschieden haben oder noch keine Lösung haben (10.3%
gegenüber 6.8% im Jahre 2002).
Die Zahl der Jugendlichen ohne Lösung unterscheidet sich nach der
Schulstufe. Von den Jugendlichen in der Sekundarschule haben 4.5%
noch keine Lösung. In der Realschule sind dies 19%, in den
Werkklassen über 50%.
Unterschiede zeigen sich auch regional. In den Ämtern Luzern und
Hochdorf mit den grösseren Gemeinden Luzern, Kriens, Littau, Ebikon,
Horw und Emmen beträgt der Anteil der Jugendlichen ohne Lösung 11.4
bzw. 13%. In den Ämtern Sursee, Entlebuch und Willisau schwankt
dieser Anteil zwischen 9% (Sursee), 7.8% (Willisau) und 4.5%
(Entlebuch).
Berufslehre im Vordergrund
Die Mehrheit der Jugendlichen mit einer Lösung wählt eine
Berufslehre oder Anlehre (48.2%). Über ein Fünftel (22.2%) besucht
eine weiterführende Schule wie z. B. die Wirtschaftsmittelschule oder
die Diplommittelschule. Direkt in die Arbeitswelt treten 0.7% der
Jugendlichen ein. Beim Vergleich der Laufbahnwege nach Geschlecht
zeigt sich, dass junge Männer wesentlich öfter eine Berufsausbildung
ergreifen . Junge Frauen wählen hingegen beinahe dreimal so oft eine
Zwischenlösung.
Die meistgewählten Berufe
Beim direkten Einstieg in eine Berufslehre wählten die Luzerner
Schulabgängerinnen und Schulabgänger 142 verschiedene Berufe, von der
Augenoptikerin bis zum Zinngiesser. Im Vergleich zum letzten Jahr hat
sich in der Hitliste der Berufe trotz mangelnder Angebote in den oft
gewünschten Dienstleistungsberufen wenig verändert. Betrachtet man
beide Geschlechter ist nach wie vor die kaufmännische Lehre die am
häufigsten getroffene Wahl. Bei den männlichen Jugendlichen steht
Elektromonteur knapp vor der kaufmännischen Lehre, bei den weiblichen
Jugendlichen steht an zweiter Stelle die Verkäuferin. Der
Schreinerberuf rutschte vom vierten auf den achten Platz, Koch/Köchin
vom fünften auf den elften. Dafür findet sich der Detailhandel auf
dem vierten anstatt wie letztes Jahr auf dem siebten Platz.
Im letzten Jahr stand der neue Beruf Fachangestellte Gesundheit
bei den jungen Frauen auf Anhieb an siebter Stelle der Lehrverträge.
Dieses Jahr ist dieser Beruf noch weiter nach vorne auf die fünfte
Stelle gerutscht. Dies steht wohl im Zusammenhang mit dem
zusätzlichen Angebot an Ausbildungsplätzen.
Weiterhin stark eingeschränkt ist das Wahlverhalten der jungen
Frauen im Verhältnis zu den jungen Männern. Weibliche Jugendliche
aller Stufen wählen 78 verschiedene Berufe, junge Männer hingegen
125. Realschülerinnen wählen nur 48 Berufe, Realschüler 75 Berufe.
Unterstützung für Jugendliche ohne Lösung
Zum Zeitpunkt der Befragung im Mai haben 483 Jugendliche (10.3%
gegenüber 6.8% im letzten Jahr) noch keine Entscheidung getroffen
oder keine Lösung gefunden. Die Jugendlichen ohne Lösung erhalten
intensive Unterstützung durch die BerufsberaterInnen. Zudem werden
sie direkt im Kompetenzzentrum SOS, SchulabgängerInnen ohne Stelle,
angemeldet. Ab diesem Jahr laufen auch die Anmeldungen für den
Integrationskurs für ausländische Jugendliche (IKA) der Stadt Luzern
über SOS. Über Telefon 041 317 00 60 (Di, Do, Fr 13.30 - 17.30)
können sich Jugendliche ohne Ausbildungs- oder Arbeitsplatz jetzt
noch nachträglich, spätestens aber bis 12. Juni 2003, für die
Brückenangebote anmelden.
Gefragte Brückenangebote
Insgesamt werden gegen 250 Jugendliche durch gezielte Auswahl in
geeignete Brückenangebote platziert:
- Berufsvorbereitungsjahr (gut 60 Plätze):
Die Jugendlichen arbeiten während 4 Tagen pro Woche in einem
Betrieb und besuchen an einem Tag den Projektunterricht. Ziel:
Anlehre oder Festanstellung ohne Ausbildung. Dauer: 1 Jahr. Aufgrund
der Lehrstellensituation hat der Regierungsrat beschlossen, die
Platzzahl gegenüber dem Vorjahr bei Bedarf zu verdoppeln.
Finanzierung: Berufsbildungsbudget.
- Jobsurfing (gut 30 Plätze):
Im ersten Semester verbessern die Teilnehmenden ihre schulischen
Fähigkeiten (Mathematik, Deutsch, Berufswahlkunde, Arbeits- und
Lerntechnik usw), im zweiten Semester absolvieren sie einen
Praxiseinsatz wie im Berufsvorbereitungsjahr. Ziel: Lehre. Dauer: 1
Jahr. Finanzierung: Berufsbildungsbudget.
- Integration in die Berufswelt (130 Plätze, verteilt auf drei
Starts pro Jahr):
Das Jugenderwerbslosenprojekt (Motivationssemester) bietet einen
viermonatigen schulischen Teil und einen mehrmonatigen Praxiseinsatz
in einem Betrieb. Ziel: Je nach schulischem Niveau. Dauer: i.d.R. 6
Monate. Finanzierung: Arbeitsamt/Arbeitslosenkasse.
- Integrationskurs für ausländische Jugendliche der Stadt Luzern
(IKA, 24 Plätze):
Der IKA ist ein schulisches Brückenangebot für Jugendliche, die
noch nicht lange in der Schweiz sind und sich in Deutsch, Mathematik
und Allgemeinbildung verbessern möchten. Ziel: Lehre oder Anlehre.
Dauer: 1 Jahr. Finanzierung: Oberstufenbudget der Gemeinden.
Leicht angespannter Lehrstellenmarkt
Der Lehrstellenmarkt im Kanton Luzern ist dieses Jahr gemäss dem
Amt für Berufsbildung angespannter als in früheren Jahren. Die Lage
ist jedoch nicht als dramatisch zu bewerten. Ausserdem präsentiert
sich die Situation je nach Region und Beruf sehr unterschiedlich. In
stadtnahen Gebieten ist die Lage kritischer als auf dem Lande. Sehr
begehrt sind bei den Jugendlichen Ausbildungsplätze in den Bereichen
KV, Mediamatiker, Informatiker und Elektroniker, also in den modernen
Dienstleistungs- und Hightech-Berufen. Es handelt sich um Berufe, die
im Trend liegen, die als cool gelten und bei den Jugendlichen einen
hohen Stellenwert geniessen. Umgekehrt sind die Gastronomie, die Bau-
und Baunebenberufe sowie die Autoberufe weniger begehrt.
Die aktuelle Lehrstellensituation ist dadurch geprägt, dass genau
in den begehrten Dienstleistungs- und Hightechberufen dieses Jahr
weniger Ausbildungsplätze angeboten werden, weil diese Betriebe die
angespannte Wirtschaftssituation besonders spüren (Banken,
Versicherungen, Treuhandfirmen, Informatikbetriebe etc.). Umgekehrt
werden auch im Sommer 2003 gewisse Lehrstellen im handwerklichen
Bereich nicht besetzt werden können. Gemäss aktuellem
Lehrstellennachweis waren Ende Mai noch über 400 Ausbildungsplätze
nicht besetzt. Ausserdem haben besonders Jugendliche mit Schwächen im
schulischen Bereich oder im Sozialverhalten Mühe, einen
Ausbildungsplatz zu finden.
Massnahmen des Regierungsrates
Der Luzerner Regierungsrat hat bereits Ende März ein
Massnahmenpaket beschlossen, das folgende Elemente beinhaltet:
  • Schaffung von 20 zusätzlichen Ausbildungsplätzen in der kantonalen Verwaltung (namentlich in den begehrten Bereichen Kaufmännische Berufe, Informatik, Gesundheitswesen)
  • Erhöhung der Kapazität der so genannten SOS-Brückenangebote (für Schulabgänger/innen ohne Stelle) um maximal zwei Klassen
  • Realisierung einer zweijährigen kaufmännischen Grundbildung mit Attest (20 Plätze)
  • Erhöhung des Kontingents der Ausbildungsplätze bei der neuen Lehre "Fachangestellte Gesundheit" (20 Plätze)
  • Einrichtung einer Hotline für Lehrstellensuchende.
Mit diesen Massnahmen dürfte sich die Lage auf dem
Lehrstellenmarkt deutlich entspannen. Für das nächste Jahr wird
aufgrund der vorliegenden Prognosen eine ähnliche Situation wie
dieses Jahr erwartet.
Hinweise für die Medien:
  • Die Ergebnisse der Befragung von 4695 Jugendlichen sind im Internet unter http://www.bsbluzern.ch abrufbar.
  • 2 Grafiken mit den Hitlisten der Berufe sowie den Laufbahnwegen der Schulabsolventen sind unter E-Mail info.bd@lu.ch erhältlich.

Kontakt:

Berufs- und Studienberatung
Dr. Isabelle Zuppiger Ritter
Leiterin
Winkelriedstr. 35
6002 Luzern
Tel. +41/41/228'52'37
E-Mail: isabelle.zuppiger@lu.ch
Internet: www.bsbluzern.ch

Amt für Berufsbildung
Josef Widmer, Vorsteher
Obergrundstrasse 51
6002 Luzern
Tel. +41/41/228'52'25
E-Mail: josef.widmer@lu.ch
Internet: www.beruf.ch

Kompetenzzentrum SOS
SchulabgängerInnen ohne Stelle
Simon Zysset, Leiter
Hubelmatt-West, Zihlmattweg 4
6005 Luzern
Tel. +41/41/370'00'60
E-Mail: leitung@sos-lu.ch

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  • 10.06.2003 – 14:33

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