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"Heiss mal Hakan und find eine Lehrstelle..."? - Berufliche Integration von jungen Migrantinnen und Migranten

Luzern (ots)

Für ausländische Jugendliche ist es schwieriger
eine Lehrstelle zu finden. Wo liegen die Gründe und wie können
Migrantinnen und Migranten im Übergang von der Schule in das
Berufsleben unterstützt werden? Diesen Fragen ging am letzten
Donnerstag die Plattform Integration nach.
Kastriot Komani, ein Schüler der 3. Sek in Dagmersellen, zeigte
zum Einstieg auf, wie frustrierende Erfahrungen in der Stellensuche
Aggressionen wecken können, und er machte deutlich, wie sehr
Motivation und Energie wachsen können, wenn nach langem Einsatz eine
Lehrstelle gefunden wird, auch wenn sie nicht dem ursprünglichen
Berufswunsch entspricht.
Die Erziehungswissenschafterin Sandra Hupka zeigte in ihrem
Referat Zahlen und Fakten zur Berufsbildung auf. Das Projekt TREE,
das seit drei Jahren den Übergang von der Erstausbildung in das
Erwerbsleben untersucht, hat ergeben: Drei Viertel der Jugendlichen
schaffen nach der obligatorischen Schulzeit den Direkteinstieg in die
Lehre oder in eine weiterführende Schule. Der Mehrheit der restlichen
25 Prozent gelingt ein verzögerter Einstieg. Ungefähr 8 Prozent der
Schulabgänger ist noch nach zwei Jahren in einem Zwischenangebot oder
ausbildungslos. Darunter ist der Anteil der Ausländerjugendlichen der
ersten Generation besonders hoch. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Neben der Diskriminierung durch gewisse Firmen, welche keine
ausländischen Lehrlinge einstellen, können die mangelhafte
Unterstützung durch die Eltern, das fehlende Beziehungsnetz oder die
falsche Einstufung der schulischen Leistung eine Rolle spielen.
Simon Zysset, der Leiter der SOS-Brückenangebote, stellte fest,
dass im Kanton Luzern gegenwärtig 550 Schulabgängerinnen und
Schulabgänger ohne Stelle gemeldet sind - 10 Prozent mehr als im
Vorjahr -, davon sind 370 ohne Schweizerpass. Mehr als 200 dieser
Jugendlichen können in verschiedene Brückenangebote aufgenommen
werden, die dann für viele einen Einstieg in die Berufswelt
ermöglichen.
In zweiten Teil diskutierten Gani Turunc, ein kurdischer Student
an der HTA, Claudia Wüest von den SOS-Brückenangeboten, Walter
Zimmermann, Ausbildungsleiter bei der Herzog Haustechnik AG, und
Sandra Hupka unter der Leitung von Stefan Eiholzer mögliche Wege, um
die Situation zu verbessern. Die wirtschaftlich angespannte Situation
hindert viele Firmen, Lehrstellen zur Verfügung zu stellen, vor allem
auch, weil oft die nötige Zeit für die Begleitung der Lehrlinge und
Lehrtöchter fehlt. Trotzdem gibt es verschiedene Wege, wie
Jugendliche unterstützt werden können. Das kantonale Amt für
Berufsbildung betreibt ein aktives Lehrstellenmarketing, um die
Betriebe von der Einrichtung von Lehrstellen zu überzeugen.
Jugendliche müssen oft begleitet werden im Entschluss, unrealistische
Berufswünsche loszulassen und erreichbare Ziele zu setzen. Wichtig
ist der frühe Einbezug der Eltern; diese müssen zuerst einmal zum
Spracherwerb motiviert werden, damit sie sich besser mit unsern
Verhältnissen in Schule und Berufsbildung vertraut machen können.
Häufig haben jugendliche Migrantinnen und Migranten kaum Beziehungen
zu Personen, die ihnen eine Stelle vermitteln könnten. Dieses
"Vitamin B" sollte nach Möglichkeit ersetzt werden können. Es gibt
Modelle, in denen Begleitpersonen als eine Art "Götti" Jugendliche
bei der Bewerbung und beim Einstieg in die Berufswelt begleiten.
Aus der engagierten Diskussion ging hervor, dass beim Übergang in
die Berufswelt viele Faktoren eine Rolle spielen. An verschiedenen
Orten sind längerfristige Sensibilisierungsprozess nötig: In der
Wirtschaft muss die Erkenntnis wachsen, dass jugendliche Migrantinnen
und Migranten besondere Kompetenzen und neue Ideen in die Betriebe
bringen können. Und den Zugewanderten der ersten Generation muss
vermehrt bewusst werden, dass Spracherwerb und Integration ihren
Kindern zu gute kommen.
Die 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in der Pause
beim Apero, den der kurdische Kultur- und Integrationsverein
servierte, die angesprochenen Fragen angeregt weiter.

Kontakt:

Hansjörg Vogel
Integrationsbeauftragter des Kantons Luzern
Tel. +41/41/228'61'77
E-Mail: hansjoerg.vogel@lu.ch

Er ist am Montag, 7.6.04, den ganzen Tag erreichbar.

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