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Die dunkle und wilde Seite der Seele: Hermann Hesses Briefwechsel mit seinem Psychoanalytiker Joseph Lang 1916-1945

Luzern (ots)

Dr. Thomas Feitknecht, langjähriger Leiter des
Schweizerischen Literaturarchivs und Herausgeber der bislang
vermissten und nun erschienenen Korrespondenz, präsentiert und
kommentiert im Gespräch mit Dr. Ina Brueckel, ZHB, den Briefwechsel
zwischen Hermann Hesse und dessen Psychoanalytiker Joseph Lang, die
Beziehung der beiden eigenwilligen Persönlichkeiten und neueste
Ergebnisse der Hesse Forschung.
Die Präsentation des Briefwechsels wird begleitet von der
gleichnamigen Ausstellung im Katalogsaal der ZHB. Die Ausstellung ist
vom 3.05. bis 31.05.2006 während der üblichen Öffnungszeiten der ZHB
zugänglich.
Buchpräsentation, Gespräch, Ausstellungseröffnung in der Zentral-
und Hochschulbibliothek Luzern finden statt am Mittwoch, den 3. Mai
2006, um 20 Uhr.
Die dunkle und wilde Seite der Seele
Eine der ungewöhnlichsten Gestalten aus Hesses Freundeskreis ist
der Psychoanalytiker Josef Bernhard Lang (1881-1945). Ohne diesen
C.G. Jung nahe stehenden Arzt wäre es dem Dichter wohl kaum geglückt,
die tiefe Depression zu überwinden, die ihn gegen Ende des Ersten
Weltkriegs quälte. Die Zäsur in Hesses Werk, die mit dem Roman Demian
einsetzte, sein Weg vom traditionsverbundenen Erzähler zum
experimentierfreudigen Visionär künftiger Entwicklungen, nahm damals
seinen Anfang.
"Andre Leute mögen dies und jenes von Kunst verstehen", schrieb
Hesse an Lang, "aber die dunkle und wilde Seite der Seele versteht
niemand so gut wie du." Die sich schon bald zur Freundschaft
entwickelnde Beziehung zeigt den einige Jahre in Luzern
praktizierenden Arzt Lang, der übrigens Hesse auch den Anstoss zur
Aquarellmalerei gab, als Hesses Agenten bei dessen Bewältigung
familiärer Probleme. Zugleich wird aber erkennbar, wie sich die Rolle
von Arzt und Patient allmählich umkehrte. Von Schicksalsschlägen
getroffen, war Lang schliesslich selbst auf Hesses Hilfe angewiesen.
Die Korrespondenz zwischen Hesse und Lang galt bis vor kurzem als
verschollen. Überraschend ist sie inzwischen aufgetaucht und wird
hier erstmals vollständig publiziert. Der Briefwechsel gibt
faszinierende Einblicke in eine komplexe Beziehung, die im April 1916
begann und 1945 mit dem Tod Langs in St. Urban endet. Der
Psychoanalytiker stirbt als Patient in jener psychiatrischen Klinik,
in der seine ärztliche Laufbahn nahezu 40 Jahre zuvor begonnen hatte.
Als Herausgeber des Briefwechsels und ausgewiesener Kenner des Werks
vermittelt Thomas Feitknecht Einblicke in den Schaffensprozess eines
Schriftstellers, der noch immer zu den auflagenstärksten und meist
gelesenen deutschen Autoren zählt.
Die gleichnamige Ausstellung im Katalogsaal der ZHB dokumentiert
mit einer Briefauswahl, entsprechendem biographischen Material,
Werkauszügen und anderen Exponaten die Freundschaft und produktive
Wechselbeziehung zweier ungewöhnlicher Männer und Exponenten des 20.
Jahrhunderts.

Kontakt:

Dr. Ina Brueckel
Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern
Beauftragte für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +41/228'53'16
Fax +41/41/210'82'55
E-Mail: ina.brueckel@zhbluzern.ch

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