Hochwasser 2005: Die neue kantonale Führungsorganisation hat den Test bestanden
Luzern (ots)
Der Kantonale Führungsstab (KFS) hat zusammen mit den Gemeinden und den Partnern des Bevölkerungsschutzes (Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz) die Katastrophenlage beim Hochwasser im August/September 2005 sehr gut bewältigt. Zu dieser Gesamtbeurteilung kommt der Regierungsrat, der den Bericht des KFS zu den Unwetterereignissen mit den daraus gezogenen Lehren sowie eine Liste von Massnahmen zur Kenntnis genommen hat. Die Führungsorganisation, wie sie im Entwurf zum neuen Bevölkerungsschutzgesetz vorgesehen ist, habe ihren ersten Ernstfalleinsatz erfolgreich bestanden.
Der Kantonale Führungsstab unter Stabschef Harry Wessner, Leiter des Amtes für Militär und Zivilschutz, kommt nur bei grossen Ereignissen zum Einsatz, wenn die lokalen Führungsorgane sowie die verfügbaren Rettungskräfte die Lage allein nicht mehr meistern können und auf überregionale Hilfe angewiesen sind. Ein solcher Fall waren die heftigen Unwetter, die seit dem 18. August und dann besonders am Wochenende des 20./21. August und in den folgenden Tagen weite Teile der Schweiz und praktisch den ganzen Kanton Luzern heimsuchten. In der Nacht auf Montag, den 22. August eskalierten die bisher noch lokalen oder regionalen Ereignisse zur kantonsweiten Katastrophe. Betroffen waren vor allem die Region Willisau, das Seetal sowie die Achse entlang der kleinen Emme und der Reuss (vom Entlebuch bis nach Gisikon); in Luzern stieg der Pegelstand des Sees rasant an.
Modular aufgebaute Führungsorganisation
In dieser Nacht wurden denn auch Teile des Kantonalen Führungsstabes aufgeboten. Die neue Führungsorganisation ist modular aufgebaut. Es werden also - je nach Lage - nur jene Bereichsleiter und Fachleute aufgeboten, die es gerade braucht. So war es denn in jener Nacht wichtig, dass neben Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Infrastruktur- und Umweltfachleuten, der Information usw. auch aus dem Bildungsdepartement jemand zum Führungsstab stiess, weil am Montag das neue Schuljahr anfing und zahlreiche Schulen geschlossen bleiben mussten.
In den folgenden Tagen koordinierte der Führungsstab die überregionale Hilfe. Da wurden Zivilschutzkräfte vermittelt und Armee-Einsätze geplant. Es galt zusätzliches, schweres Material (z.B. Schmutzwasserpumpen und deren Transport) zu organisieren, Helikoptereinsätze der Armee zu planen und generell die lokalen Behörden bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Direkt bei der Kapo stationiert
Stationiert war der Kantonale Führungsstab in den ersten Tagen im Führungsraum der Kantonspolizei, unmittelbar neben der Einsatzleitzentrale. Das hatte den grossen Vorteil, dass der KFS stets über die neuesten Informationen verfügte. Allerdings gab es da zeitweise auch Probleme, denn die Verbindungen zu den Gemeinden und den Rettungsdiensten war nicht immer gewährleistet. Zeitweise fielen in einzelnen Regionen Telefon- und Internetverbindungen und sogar die Mobiltelefonie aus. Bei einem grösseren Ausfall wäre die Kommunikation mit den Einsatzkräften nicht mehr möglich gewesen. Der KFS fordert deshalb in seinem Bericht, dass der Ausbau des Sicherheits-Funknetzes "Polycom" vorangetrieben wird (der Regierungsrat hat der Planung dieses Funknetzes bereits im Juli 2005, also noch vor der Hochwasser-Katastrophe, zugestimmt). Zudem muss die Infrastruktur (namentlich Informatikmittel) für den Führungsstab verbessert werden. Ohne permanente und sichere Anbindung an das kantonale Netz kann der Führungsstab seine Aufgaben nicht zeitgerecht erfüllen.
Ein zweites Problem ergab sich daraus, dass die Notrufnummern, die alle auf der Einsatzleitzentrale zusammenkommen, zeitweise völlig überlastet waren und die Notrufe deshalb nicht schnell genug bearbeitet werden konnten. Auch Rettungskräfte waren von der Überlastung der Einsatzleitzentrale betroffen. Als Sofortmassnahme ist deshalb bereits eine spezielle Notrufnummer ausschliesslich für Rettungs- und Nothilfeorganisationen (die so genannten Blaulichtorganisationen) eingerichtet worden.
Für professionelle Hotline noch nicht gerüstet
Während anderthalb Tagen wurde von der Kantonspolizei eine Verkehrshotline betrieben, bei der 1800 Anrufe beantwortet wurden. Um eine Hotline bei schweren Katastrophen zu betreiben, die auch über Fall- und Personendaten verfügen muss, ist die Kantonspolizei derzeit aber weder technisch noch personell in der Lage. Deshalb fordert der KFS-Bericht, dass die Voraussetzung für den professionellen Betrieb einer Hotline geschaffen werden müssen. Auch dafür hat der Regierungsrat dem Justiz- und Sicherheitsdepartement den Auftrag bereits erteilt.
Im Ganzen hat die Analyse der Ereignisse und deren Bewältigung durch den Kantonalen Führungsstab ergeben, dass die neue Führungsstruktur den ersten Härtetest erfolgreich bestanden hat. Insbesondere hat sich das System der Katastrophen-Einsatzleiter der Feuerwehr (Gebäudeversicherung) bewährt, die zur Unterstützung der kommunalen Führungsstäbe zur Verfügung gestellt werden können. Wo sich Mängel bei der technischen Ausrüstung zeigten, werden diese so rasch als möglich behoben. Es zeigte sich beispielsweise, dass die schweren Mittel der Feuerwehren (z. B. Schmutzwasserpumpen) schnell ausgeschöpft sind.
www.lu.ch als Informationsplattform
Bewährt hat sich schliesslich das Internet als Informationsplattform. Die Homepage des Kantons wurde rasch zur "Sammelstelle" für alle wichtigen Mitteilungen an Bevölkerung und Medien. Die Zugriffe auf die Seite stiegen schlagartig auf das Vier- bis Fünffache. www.lu.ch soll künftig bei solchen Ereignissen zum zentralen Informationsportal für alle betroffenen Institutionen und Gemeinwesen werden. Das Informationskonzept für ausserordentliche Lagen wurde entsprechend ergänzt und eine Einstiegsseite gestaltet, die innert Minuten aufgeschaltet werden kann. Zudem wird die Informationstätigkeit, die von Seiten der Informationsempfänger sehr gute Noten bekam, noch vermehrt mit den Gemeinden abgesprochen.
Kontakt Regierungsrätin Yvonne Schärli-Gerig, Sicherheitsdirektorin Tel.: +41/41/228'59'11
Harry Wessner, Stabschef KFS, Leiter Amt für Militär und Zivilschutz Tel.: +41/41/317'44'21
Bilder http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/3105_Luftbilder_11.jpg http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/3105_emmen_102.JPG http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/3105_einstiegsseite.tif