Kanton fördert neue Strukturen im Luzerner Wald
Luzern (ots)
Luzern ist der grösste Privatwaldkanton der Schweiz. 12'000 Waldeigentümer teilen sich 40'000 Hektaren Wald. Diese Eigentumsstruktur erschwert die Waldbewirtschaftung. Mit verschiedenen Massnahmen will der Kanton deshalb neue Strukturen fördern. Waldeigentümer, die sich so genannten Regionalen Organisationen (RO) anschliessen, profitieren von einem Staatsbeitrag.
Ohne verbesserte Strukturen wird sich der Wettbewerb weiter verschärfen und der Holzerlös sinken. Die Arbeit im Wald wird sich nicht mehr auszahlen, und immer mehr Waldeigentümer werden sich aus der Bewirtschaftung zurückziehen. Um diesem Trend entgegen zu wirken, wollen Waldeigentümer, Behörden und Verbände mit diesen Regionalen Organisationen die Bewirtschaftung des Luzerner Waldes wieder rentabel machen.
Regionale Organisationen
Regionale Organisationen sind private Unternehmen mit den Waldeigentümern als Träger und einer Forstfachperson als Geschäftsführer. An die Kosten der professionellen Waldbetreuung leistet der Kanton Luzern eine Jahrespauschale von Fr. 30.- pro Hektare angeschlossene Waldfläche.
Im kleinstrukturierten und kaum organisierten Luzerner Wald sind bereits verschiedene Regionale Organisationen im Aufbau. Sie werden den Wald unter Führung einer Fachperson professionell bewirtschaften, das Holz kostengünstig bündeln und kundengerecht liefern. In sechs Regionen laufen die Vorbereitungen für die Gründung der Trägerschaften. Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) und der Bund fördern den Aufbau während vier Jahren. Der Verband Luzerner Waldeigentümer trägt die gemeinsame Strategie mit und unterstützt Initiativen aktiv. Künftig wird ein professionelles Netzwerk den Luzerner Wald überspannen.
Professionelle Geschäftsführung
Der Beitritt zu den Regionalen Organisationen ist freiwillig und das Eigentum am Wald bleibt bestehen. Innerhalb einer RO erfolgt die Planung der Waldpflege und der Holznutzung jedoch über die Eigentumsgrenzen hinweg. Die Waldeigentümer entscheiden über den Eingriff und ob sie die Arbeiten selber ausführen oder ob der Geschäftsführer ein Forstunternehmen organisieren soll. Das anfallende Verkaufsholz wird durch die RO zentral vermarktet.
Der Geschäftsführer ist auch Verbindungsperson zum Forstdienst. Er holt die Nutzungsbewilligung für die Holzschläge ein und beantragt Fördergelder für spezifische Projekte von Bund und Kanton.
Eigenwirtschaftlichkeit in vier Jahren
In der Aufbauphase werden RO von Bund und Kanton mit leistungsbezogenen Strukturbeiträgen unterstützt. Nach vier Jahren soll die Eigenwirtschaftlichkeit erreicht werden. Dazu sind 1'500 bis 2'000 Hektaren Waldfläche und bis zu 1'000 Waldeigentümer in die RO zu integrieren. Es liegt an den RO, den Gemeinden und anderen Institutionen Dienstleistungen anzubieten, zum Beispiel in der Gewässer-, Hecken-, Strassen- und Erholungsraumpflege und dadurch den Ertrag zu steigern.
Aufbruchstimmung bei den Waldeigentümern
Bisher sind sechs RO-Projekte in der Vorbereitungs- und Gründungsphase (siehe Beilage zu dieser Meldung). Sie umfassen eine Zielfläche von 30 Prozent des gesamten Luzerner Waldes (40'000 Hektaren). Sie erfüllen die Förderkriterien der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons. Im Rahmen des Vorprojektes werden alle rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Grundlagen erarbeitet, um eine Trägerschaft für die eigentumsübergreifende Waldbewirtschaftung zu gründen. Im Vordergrund stehen schlanke Organisationen, in den meisten Fällen Genossenschaften nach Art. 828 ff OR (SR 220), die auf eigene Infrastrukturen und Personalressourcen für die Bewirtschaftung verzichten und so die Fixkosten minimal halten.
Es ist zu erwarten, dass die ersten RO im Herbst 2006 rechtsverbindlich gegründet werden können und ihre Aufbau-Arbeit in den Regionen ausdehnen. Künftig dürften 12 bis 15 RO ein professionelles Netzwerk über den Luzerner Wald spannen. Die bestehenden Forstbetriebe richten sich unterschiedlich aus. Einzelne werden den RO ihre unternehmerischen Dienstleistungen anbieten (RO-Partner). Andere bewerben sich um ein Mandat für die Abwicklung der RO-Geschäfte (RO-Betrieb). Ein weiterer Teil konzentriert sich auf das betriebseigene Waldeigentum.
Starke Partner in den Regionen
Der Luzerner Forstdienst wird seine Aufwendungen senken können, weil mit den RO die Zahl der direkten Kundenkontakte sinkt. Ein RO-Vorstand und sein professioneller Geschäftsführer sind künftig Ansprech- und Verhandlungspartner. Sie vertreten die zahlreichen Mitglieder. Die hoheitlichen Aufgaben wie die Kontrolle der Nachhaltigkeit, die Bewilligung von Holzschlägen oder der Entscheid über Fördergelder bleiben beim kantonalen Forstdienst. Die RO profitieren von Förderkontingenten und verfügen über einen beachtlichen Spielraum bei der Holznutzung innerhalb einer dreijährigen Bewilligungsfrist.
Das lawa richtet sich auf die neue Ausgangslage aus: Per 1. Juli 2006 werden die bisherigen fünf Forstkreise auf neu drei Waldregionen reduziert: Luzern, Sursee-Hochdorf und Willisau-Entlebuch.
Massnahmenpaket für den RO-Aufbau
Der kantonale Forstdienst stellt den RO-Projektgruppen Grundlagen wie Geschäftsmodelle, Musterstatuten für die Aufbau-Arbeit zur Verfügung und steht beratend zur Seite. Die finanzielle Förderung des RO-Aufbaus RO ist in eine Vorprojekt- und eine Projektphase gegliedert. Zum Massnahmenpaket gehört auch, dass die Fördergelder für die Pflege des Jungwaldes (sogenannt Waldbau A) sowie für den Einsatz des Seilkrans künftig prioritär dem organisierten Waldeigentum zugeteilt werden. Bei knappen Mitteln müssen Waldeigentümer ohne RO-Anschluss mit Kürzungen oder mit einem Verzicht rechnen.
Ab Mitte 2008 bietet der kantonale Forstdienst das Anzeichnen von Holzschlägen nur noch in bestimmten Fällen an (Schutzwald, Artenvielfalt, Umwandlung/Überführung von Waldbeständen). Es ist Aufgabe der RO und der öffentlichen Forstbetriebe die bewilligten Holzschläge anzuzeichnen und die Nutzung mit den Abläufen der ganzen Holzkette abzustimmen. So können wertvolle Synergien ausgeschöpft werden. Die bestehenden Forstbetriebe unterstützt das lawa mit Analysen für ihre Ausrichtung im RO-Umfeld.
Öffentlicher RO-Informationsanlass
Am 13. September 2006, um 20.00 Uhr, findet im Restaurant Schlacht, Sempach, ein öffentlicher Informationsanlass zu den Regionalen Organisationen statt. Der RO-Anlass bringt die Akteure der Luzerner Wald- und Holzbrache zusammen und zeigt den Handlungsbedarf und das Entwicklungspotenzial für die eigentumsübergreifende Zusammenarbeit bei der Waldbewirtschaftung und beim Holzabsatz auf. Die Teilnehmer lernen auch die staatlichen Rahmen- und Förderbedingungen kennen und die Akteure wissen sich zu positionieren, um die Abläufe und Wertschöpfung der ganzen Branche zu stärken.
Im ersten Teil skizziert Regierungsrat Max Pfister die Zukunft des Luzerner Waldes. Christoph Starck, Direktor Lignum Schweiz, zeigt die Bedürfnisse der Holzindustrie sowie die Optimierung der Holzkette auf. René Bühler, Präsident Verband Luzerner Waldeigentümer, erläutert, wie Waldeigentümer gemeinsam zum Erfolg kommen. Albin Schmidhauser, Abteilungsleiter lawa, stellt die RO-Förderung vor. Die Teilnehmenden haben im abschliessenden Podium Gelegenheit, die Referenten zu befragen.
Beilage: Aufbauprojekt Regionale Organisationen
www.lu.ch/download/sk/mm_photo/3227_Aufbauprojekt_Regionale_Organisat ionen.pdf
Kontakt:
Beat Balmer
Leiter Dienststelle Landwirtschaft und Wald
Tel. +41/41/925'10'00
E-Mail: beat.balmer@lu.ch
Bilder
http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/3227_Aufbauprojekt_Regionale_Or
ganisationen.pdf