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"Das soll ihnen erst mal einer nachmachen ...." - Ausstellung in der ZHB

Luzern (ots)

In der Reihe "Spezielle Verlage - Aussergewöhnliche
Bücher" zeigt die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern eine
Ausstellung zu 33 Jahren orte Verlag & Literaturzeitschrift und lässt
dabei ein Stück Schweizer Literaturgeschichte lebendig werden. Die
Ausstellung dauert vom 15. Oktober bis zum 22. November 2008 und ist
während der Öffnungszeiten der ZHB frei zugänglich.
‚orte' - ein ausgewiesener Ort in der Literaurlandschaft
Den Lesern von Literaturzeitschriften ist ‚orte' ein Begriff und
gleich einer mit Geschichte. Eigenart, Eigensinn und Qualität
verbindet man mit dem seit 34 Jahren erscheinenden Periodikum für
Literatur und Lyrik. Darüber hinaus markiert ‚orte' auch eine gut
erkennbare Position in der Landschaft der Schweizer Kleinverlage.
Eine eigenwillige Position! Speziell wie der Verlagssitz - die
Wirtschaft Rütegg an der Periferie des Appenzells. Seit mehr als drei
Jahrzehnten produzieren die Macher von orte beharrlich und
unerschrocken: Lyrik, Krimireihen und andere Literatur, die
Anthologien fund-orte und zeitzünder, Poesie-Agenden und
Literaturfeste. Eben diese 33-jährige Geschichte ist nun Thema einer
Ausstellung in der ZHB Luzern, die am 15.10.2008 mit einer Lesung
verschiedener ‚orte'-Autoren eröffnet wird. Zu Wort kommt dann auch
der Verleger, Autor und Gastwirt Werner Bucher, für den die Lesung in
der ZHB gewissermassen ein Heimspiel wird. Aufgewachsen ist der
zeitweilige Sportjo urnalist und Inlandredaktor schliesslich in der
Stadt an der Reuss.
Literaturzeitschrift
Bei der Gründung der Literaturzeitschrift kam dem klingenden Titel
‚orte' durchaus ein geografisch-literarischer Doppelsinn zu: Die
viersprachige Schweiz und ihre verzweigte Literatur sollte sich im
Namen spiegeln. So galt das erste Heft dem ‚welschen Hölderlin'
Gustave Roud, orte 2 brachte "Romanische Dichter". Schon das fünfte
Heft aber sprengte die engeren ‚Ortsgrenzen' und präsentierte
selbstbewusst heisse Auslandsliteratur in Zeiten des kalten Krieges -
die amerikanische "New Sensibility" nämlich. Mittlerweile liegen mehr
als 150 Ausgaben vor, von denen nicht wenige zu Marksteinen der
Literaturlandschaft wurden. Ein Forum wollte ‚orte' werden und wurde
zu einer anerkannten Vermittlungsinstanz in Sachen internationaler
Dichtung und Literatur einerseits und aktueller literarischer
Diskussionen andererseits. Die vielfältigen Themen der lustvollen
Literaturdebatten reichten von Dieter Roth bis zu Tristan Tzara, von
König Alkohol bis zu Appenzellika, vom Irak bis zu Spaziergä ngen.
Und weil ‚orte'-Redaktion und Verlagsleitung den Forumsgedanken ernst
nehmen, stehen und standen neben arrivierten Schriftstellerinnen, die
mit neuen Formen und Themen experimentieren, unbekannten Autoren und
Autorinnen mit ersten Publikationserfahrungen.
Gegenwartslyrik
Ein Forum für die Gegenwartslyrik zu werden oder der heutigen
Lyrik einen Ort zu schaffen, gehört seit jeher zu den erklärten
Intentionen des Verlags. Ein erster Schritt auf diesem Weg war die
Zeitzünder-Reihe, die anthologieartig mehrere Texte verschiedener
Autoren und Autorinnen in einem Band versammelt. Auch die orte
Poesie-Agenda, über die der deutsche Dichter Andres Noga meinte, dass
die Lektüre der Agenda mit Sicherheit den Lauf des Jahres überholt,
oder die bibliophilen fund-orte waren erfolgreiche Bewegungen in
dieser Richtung. Mit dem lange Zeit betriebenen Poesie-Telefon und
dem Gedicht der Woche, das seit längerer Zeit auf der homepage des
Verlags publiziert wird, realisierte man andere Vermittlungsformen.
Und immer wieder ging es im Verlauf der langen Verlagsgeschichte auch
um den unmittelbaren Kontakt zwischen Autoren und Publikum. Den früh
initiierten Lesungen folgten Poesiefestivals in Zürich und
schliesslich - als der Verlagssitz im Appenzellischen Wolfshalden
einen neuen Ort fand - die Literaturtage in Appenzell.
Ausstellung
Die Ausstellung in der ZHB Luzern macht diese und andere Aspekte
des ‚orte' Verlags zugänglich, Etwa Menschen, die in beeindruckender
Selbstausbeutung Verlag und Zeitschrift erhalten und vorantreiben.
Allen voran der Verleger und Autor Werner Bucher und neben bzw. mit
ihm andere Macher und Macherinnen wie Irene Bosshart und Virgilio
Masciadri, die sich anscheinend unbeirrbar und begeistert den Dingen
der Literatur verschrieben haben. Erinnert wird ausserdem an
Autorinnen und Autoren, die ‚orte' massgeblich prägten, darunter die
jung verstorbene Zürcher Lyrikerin Vera Piller oder Claus Bremer,
Mitbegründer der konkreten Poesie. Und schliesslich kommen einzelne
Genres zur Geltung, zum Beispiel die seit den 80er Jahren
erscheinende Krimi-Reihe, die an den Erfolgen des Schweizer Krimis
bedeutenden Anteil hatte und hat, wobei gerade der so genannte
Frauenkrimi eine wichtige Rolle spielt. Zahlreiche Originaldokumente
und ausgewählte Objekte illustrieren 33 Jahre Verlagsgeschichte und
erzählen, wie aus dem Experiment einer Handvoll Literaturbegeisterter
ein Kleinverlag mit strahlkräftigem Programm wurde. Wie schrieb die
Journalistin Susanne Sitzler - " die lassen sich dabei von nichts und
niemandem beirren. (...) Und zwar ehrenamtlich und mit diebischem
Spass. So sind sie, diese Schweizer. Und das soll ihnen erst mal
einer nachmachen!" Recht hat sie.
Vernissage
Die Ausstellung im Katalogsaal der ZHB Luzern ist zu den üblichen
Öffnungszeiten der ZHB frei zugänglich und dauert bis einschliesslich
. 22. November 2008. Anlässlich der Vernissage am Mittwoch, 15.
Oktober 2008, um 20:00 Uhr sprechen und lesen Werner Bucher, Virgilio
Masciadri, Max Huwyler und Ueli Schenker.

Kontakt:

Dr. Ina Brueckel, Beauftragte für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +41/41/228'53'16
E-Mail: ina.brueckel@zhbluzern.ch
Internet: www.zhbluzern.ch

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