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Baustellenabwasser verursacht Fischsterben

Luzern (ots)

Neben Gülle ist Baustellenabwasser die häufigste Ursache von Fischsterben. In diesem Frühjahr kam es bei Baustellen bereits zu sieben Gewässerverschmutzungen, vier davon mit Fischsterben. Der Kanton verstärkt Massnahmen.

Ein Blick auf die Statistik der Luzerner Gewässerverunreinigungen zeigt: In den vergangenen Jahren kam es im Durchschnitt beinahe jeden Monat zu einem Unfall mit Abwässern aus Baustellen. Seit 2006 gehen 58 Gewässerverschmutzungen zulasten von Bautätigkeiten. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es deren sieben, wovon vier mit Fischsterben endeten.

Die Gründe für diese extrem hohen Zahlen im ersten Quartal dieses Jahres sind nur zu erahnen: Sie könnten bei der intensiven Bautätigkeit liegen, die durch die guten Wetterverhältnisse begünstigt wird und die sich auf viele, teilweise sehr grosse Baustellen verteilt. Gründe für den hohen Anteil der Verunreinigungen mit Fischsterben liegen bei den geringen Niederschlagsmengen dieses Frühjahres. Die Bäche führen wenig Wasser und sind daher besonders empfindlich gegen Verunreinigungen durch Gülle oder Baustellenabwasser.

Meist aus Nicht-Wissen

Bei diversen Arbeiten auf der Baustelle fällt Abwasser an: beim Aufbereiten von Beton, beim Bohren und Fräsen oder beim Reinigen von Geräten und Maschinen. Häufig ist das Abwasser trüb und deutlich sichtbar nicht für unsere Gewässer verträglich. Anders beim Zementabwasser, das nach Betonierarbeiten von den Bauteilen abgewaschen wird.

Zementabwasser sammelt sich bei Regen in der Baugrube. Es bilden sich Pfützen, die optisch nicht von sauberem, klarem Wasser zu unterscheiden sind. Chemisch gesehen handelt es sich jedoch um starke Laugen, das Wasser ist sehr alkalisch (vgl. Beilage «Zementabwasser im Vergleich zu anderen Flüssigkeiten»). Fliesst Lauge in ein Gewässer oder in eine Kläranlage, fügt sie den Lebewesen dort schweren Schaden zu.

Meist aus Nicht-Wissen pumpen die Bauleute nach den Regenfällen das stehende Wasser aus der Baugrube in das nächstgelegene Gewässer und verursachen so ungewollt Fischsterben.

Kommunikationslücke schliessen

Baustellenabwasser kann stark verschmutzt und belastet sein. Wenn dies der Fall ist, muss es auf der Baustelle vorbehandelt werden. So will es die Baubewilligung der Gemeinden. Die Auflagen der Gemeinde gelangen jedoch oft nicht bis zu den Ausführenden auf der Baustelle. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Zentralschweizer Kantone. Sie ortet eine Lücke in der Kommunikationskette zwischen Gemeinden, Bauplanern und Bauausführenden. Die Poliere auf der Baustelle kennen die Auflagen der Baubewilligung nicht.

Kantone bieten Hilfsmittel

Um diesen Mangel zu beheben, hat der Kanton Luzern zusammen mit der Baubranche und den Ausbildungsstätten verschiedene Massnahmen in die Wege geleitet. Danach sollen die Gemeinden ihre Kontrollpflicht bewusster wahrnehmen. Mit dem Zentralschweizer Baustelleninspektorat steht ihnen ein kompetentes Hilfsmittel zur Verfügung (vgl. Kasten 2). Bauplaner und Bauleute sollen vertieft über die Anliegen des Umweltschutzes auf Baustellen sensibilisiert werden. Umweltthemen sind in der Bau-Grundausbildung schon fest verankert und halten vermehrt auch Einzug in Fachveranstaltungen oder Baustellen-Handbücher. Die Zentralschweizer Kantone und die Ausbildungsstätten für Baufachleute arbeiten zu diesem Zweck zusammen.

[Kasten 1] So wird Baustellenabwasser vorbehandelt

Betonabwasser: Alles Wasser, das mit ungebundenem Zement oder frischem Beton in Kontakt gekommen ist, hat die Eigenschaft einer Lauge. Weil eine Lauge das Gegenteil einer Säure ist, kann man sie mit einer Säure neutralisieren. Auf der Baustelle macht das die Neutralisationsanlage.

Trübes Abwasser: Alles Wasser, das feine Schwebestoffe enthält und deshalb trüb ist, wird in Absetzbecken gereinigt. Das gilt beispielsweise für Abwasser aus der Baugrube, Reinigungs- und getrübtes Sicker- oder Hangwasser.

Ölhaltiges Abwasser: Alles Wasser, das mit Öl oder Benzin in Kontakt gekommen ist, wird über einen Ölabscheider geleitet. Dort werden die Öltröpfchen zurückgehalten.

Baustellen-WC: Die Toilette hat einen Kanalisationsanschluss oder einen Auffangbehälter, der periodisch entleert wird.

[Kasten 2] Zentralschweizer Umwelt-Baustelleninspektorat (ZUBI)

Das Umwelt-Baustelleninspektorat ist in Zusammenarbeit zwischen den Zentralschweizern Umweltdirektionen (ZUDK) und den Zentralschweizerischen Baumeisterverbänden (ZBV) entstanden. Gemeindebehörden können Überwachungsaufgaben aus dem Bereich Umwelt- und Gewässerschutz an das ZUBI auslagern.

Der Vollzug von Umweltschutz-Kontrollaufgaben auf Baustellen soll damit für die Gemeinden erleichtert werden. Alle Baustellen können nach den gleichen Kriterien überprüft werden. Bauunternehmen profitieren von der Wettbewerbsgleichheit.

Die Kontrolldienstleistungen sind modular aufgebaut und werden von ausgebildeten Fachleuten durchgeführt. Die Umwelt-Inspektoren kontrollieren die Bereiche Abfall, gefährliche Güter, Boden, Luft, Entwässerung und Lärm.

Internet Die statistisch ausgewerteten Gewässerverunreinigungen finden Sie unter folgendem Link www.uwe.lu.ch/gewaesser/gewaesserzustand

Anhang: Zementabwasser im Vergleich zu anderen Flüssigkeiten

http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/8870_20110404_uwe.pdf

Kontakt:

Hansruedi Arnet
Fachleiter Kommunikation, Umwelt und Energie (uwe)
Tel.: +41/41/228'60'68
E-Mail: hansruedi.arnet@lu.ch
Internet: www.uwe.lu.ch

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