Ausgrabung im Areal des römischen Gutshofes Chammeren im Kanton Luzern
Luzern (ots)
Im Rahmen des kantonalen Fundstelleninventars werden in den nächsten Jahren zahlreiche Fundstellen überprüft und neu bewertet. Eine dieser Fundstellen ist der römische Gutshof beim Hof Chammeren im luzernischen Buchs, der bereits seit über 170 Jahren bekannt ist und dessen Zustand Anlass zur Sorge gibt. Die Ausgrabung wurde heute an einer Medienorientierung vorgestellt.
Nachdem auf dem Areal des ehemaligen Gutshofes beim Pflügen immer wieder römische Funde zum Vorschein gekommen sind, besteht Handlungsbedarf. In den letzten Monaten fanden Vorabklärungen auf dem fussballfeldgrossen Areal statt. Mit einem Metalldetektor konnten zahlreiche römische Objekte wie Münzen oder Fibeln geortet und geborgen werden. Als besonders effiziente Methode erwiesen sich auch die geophysikalischen Messungen, die es erlauben, ohne Bodeneingriffe ein Abbild der Strukturen unter der Erdoberfläche zu erhalten. Aufgrund der Resultate wurden im Mai erste kleine Sondierungen durchgeführt. In einer fünfwöchigen Lehrgrabung klärt das Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen, im Auftrag der Kantonsarchäologie derzeit ab, wie es um den Schutz und die Erhaltung der römischen Überreste steht. Dafür wurden zwei Flächen von 75 und 20 Quadratmetern Grösse geöffnet. Mit der Freilegung und Dokumentation lassen sich auch Aussagen zur Struktur, Ausstattung und Entwicklung des Gutshofes sowie zu seiner Einbettung in die damalige Siedlungslandschaft nahe der römischen Kleinstadt Sursee (sog. Vicus) gewinnen.
Zusammenarbeit mit der Uni Bern
Die Zusammenarbeit mit der Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen der Universität Bern ist eine Win-win-Situation. Während für die Kantonsarchäologie die Sicherung der Fundstelle im Vordergrund steht, geht es für die Studierenden der Uni Bern auch darum, Erfahrungen in der Feldarbeit zu sammeln. Die 12 Studentinnen und Studenten beschäftigen sich mit der Freilegung und Dokumentation von Befunden und mit der Bergung der damit vergesellschafteten Funde. Bereits vor Ort werden die Befunde in einen wissenschaftlichen Zusammenhang gebracht. Dem wissenschaftlichen Leiter der Grabung, Andy Lawrence von der Uni Bern, stehen die Professorin der Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen, Christa Ebnöther, sowie zwei Mitarbeiter der Kantonsarchäologie, Luca Winiger und Peter Karrer, zur Seite.
Der römische Gutshof Buchs-Chammeren liegt im Hürntal, sechs Kilometer von Sursee entfernt. Zu römischer Zeit gab es im schweizerischen Mittelland ein dichtes Netz von landwirtschaftlichen Siedlungen, sogenannte Villae oder Gutshöfen. Dazu gehörte meist ein luxuriös ausgestattetes Herrenhaus mit Badeanlagen sowie ein Wirtschaftshof mit Wohn- und Ökonomiegebäuden. Oft waren die Anlagen von einer Mauer umgeben.
Die Fundstelle beim Hof Chammeren ist seit 1837 bekannt, als Josef August Isaak, einer der Pioniere der Luzerner Altertumsforschung, einige Mauerzüge, Wandmalereien sowie Elemente einer Bodenheizung freilegte. Obwohl er die Strukturen dokumentierte, konnte damals noch kein zusammenhängender Gesamtgrundriss erkannt werden. Die Lage und mutmassliche Ausdehnung der römerzeitlichen Befunde deuteten aber bereits auf einen Gutshof von grösserem Ausmass hin. Dies konnten die im Frühling 2011 durchgeführten geophysikalische Messungen einwandfrei bestätigen.
Nach zwei Wochen Grabung zeigte sich, dass die archäologischen Strukturen zwar nur knapp 20 Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen, aber gut erhalten sind. Mehrere Mauerzüge sowie die dazugehörigen Mörtelböden wurden freigelegt und konnten anschliessend sorgfältig dokumentiert werden. Im Norden der Anlage, im Hangbereich, liegen weitere Gebäude. Eines davon zeigte sich in der neu geöffneten Grabungsfläche: Bei den verstürzten Wänden sind noch teilweise farbige Wandmalereireste zu sehen. Auch kann in dieser Fläche belegt werden, dass der Gutshof bzw. Teile davon mehrfach umgebaut oder erweitert wurde. Im südlichen Teil des Grabungsareals, auf der grösseren Grabungsfläche, wird seit einer Woche das Fundament einer massiven Mauer freigelegt. In einem halben Meter Tiefe kam dabei eine stark aschehaltige Schicht zum Vorschein, die auf ein mögliches Brandereignis hinweisen könnte.
Tag der offenen Grabung
Am kommenden Samstag, 13. August 2011, findet von 11.00 - 16.00 Uhr ein Tag der offenen Grabung statt. Weitere Informationen dazu finden Sie im beigefügten Flyer.
Fotos zur Ausgrabung stehen ab heute Mittag auf der Homepage der Kantonsarchäologie zur Verfügung: www.da.lu.ch
Aktuellste Informationen gibt es ferner täglich auf www.facebook.com/pages/Lehrgrabung-Buchs-Chammeren-Kanton-Luzern-Schweiz/159009854172230
Anhänge http://www.lu.ch/download/sk/mm_photo/9197_20110810_flyerbuchs.pdf
Kontakt:
Andrew Lawrence, Archäologe
Assistent Archäologie der Römischen Provinzen Universität Bern
Mobile: +41/78/788'19'79
E-Mail: andrew.lawrence@sfu.unibe.ch
Jasmin Gerig, Archäologin
Leiterin Fundstelleninventar Kantonsarchäologie Luzern
Tel.: +41/41/228'71'78
E-Mail: jasmin.gerig@lu.ch