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Armutsbekämpfung im Kanton Zürich: Versagt die Politik?

Zürich (ots)

Caritas Zürich ergänzt mit dem heute vorgestellten
Handbuch «Armutsbekämpfung in Zürich: Versagt die Politik?» die Reihe
der bisher von ihr veröffentlichten Diskussionspapiere zu  
Armutsfragen. Zentrales Thema des Papiers ist die Armutspolitik im 
Kanton Zürich: Gibt es sie überhaupt, oder stellt schon der Begriff 
eine Übertreibung dar? Die Analysen und Empfehlungen von Caritas 
Zürich dürften auch für die Verhältnisse in anderen Kantonen und auf 
nationaler Ebene aufschlussreich sein.
Die Zürcher Politik der Armutsbekämpfung ist weder einem 
Departement zugeordnet noch in einem übergeordneten Strategiepapier 
definiert. Armutspolitisch relevante Komponenten lassen sich nicht 
nur innerhalb der Familien- und der Bildungspolitik, sondern auch in 
den Bereichen der Wohnungs-, der Gesundheits-, der Steuer- und der 
Arbeitsmarktpolitik ausmachen. Dennoch wird Armutspolitik allzu oft 
als reine Sozialhilfepolitik verstanden: Man assoziiert damit eher 
das Verteilen von Hilfsgeldern als bildungs- und 
gesundheitspolitische Debatten.
Armutsbetroffene haben keine Lobby
Das Diskussionspapier der Caritas Zürich untersucht die Zürcher 
Armutspolitik aus historischer Perspektive, macht eine 
Besandesaufnahme der Gegenwart und liefert die Bausteine für die 
Entwicklung einer Zukunftsvision. Anhand von drei Fallstudien aus 
drei verschiedenen Jahrzehnten zeigt das Diskussionspapier auf, wie 
die Zürcher Armutspolitik im direktdemokratischen Prozess verhandelt 
wird. Auffällig sind der starke Einfluss von Armutsbildern und das 
Fehlen einer Lobby, die sich systematisch für die Armutsbetroffenen 
einsetzt.
Konzentration auf Missbräuche keine Zürcher Erfindung
Der Missbrauchsdiskurs ist keineswegs eine Zürcher Erfindung. Die 
letzte grosse Diskurswelle hatte ihren Ausgangs- und Höhepunkt aber 
in Zürich und wurde von hier aus orchestriert. Und dies durchaus 
erfolgreich: So hinterliess das Missbrauchsthema nicht nur in der 
Revision verschiedenster nationaler und kantonaler Gesetzgebungen 
seine Spuren, sondern beeinflusste auch die Ausrichtung der 
Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) und der kommunalen 
Sozialdepartemente - und es prägt bis heute den Alltag von 
Sozialarbeitenden und Armutsbetroffenen.
Koordination und realistische Armutsbilder gefragt
Eine gemeinsame, koordinierte Strategie der Armutsbekämpfung kann 
nur auf der Grundlage von realitätsnahen Armutsbildern entwickelt 
werden. Daraus ergeben sich drei Thesen:
1. Ohne Koordination keine wirkungsvolle Armutspolitik
Eine erfolgreiche Armutsbekämpfung braucht Strategien, die über 
die einzelnen Politikbereiche und über die Institutionen hinaus 
angelegt sind. Vom Regierungsrat des Kantons Zürich soll deshalb im 
Rahmen einer wirkungsorientierten Armutsstrategie eine 
Koordinationsstelle für Armutsfragen geschaffen werden. Neben dem 
Staat ist jedoch auch die Zivilgesellschaft gefordert. Caritas Zürich
fordert eine Armutsplattform, welche die Auswirkungen politischer 
Entscheidungen auf die Armut einschätzt, bewertet und kommuniziert.
2. Armutsbilder prägen die Armutspolitik
Armutsbilder sind stark medial geprägt. Hilfswerke wie die Caritas
Zürich können und müssen der Armut, mit der sie tagtäglich 
konfrontiert sind, ein Gesicht geben und die Öffentlichkeit für die 
Probleme der Armutsbetroffenen sensibilisieren. Die Medien tragen 
eine besondere Verantwortung. Wenn sie Missbrauchsfälle ins 
Rampenlicht rücken, ohne auch dem Alltag von sozial Benachteiligten 
und den Ursachen der Armut Platz einzuräumen, verfälschen sie die 
Wahrnehmung und erschweren das Schicksal der Betroffenen.
3. Armutsvermeidung ist besser als Armutsbekämpfung
Die günstigste Form der Armutsbekämpfung ist ihre Vermeidung. 
Deshalb empfiehlt die Caritas Zürich, in der Armutspolitik einen 
Schwerpunkt auf die Prävention zu setzen. Armut zu vermeiden heisst, 
Massnahmen im Bereich der Bildungs-, der Arbeitsmarkt- und der 
Familienpolitik einzuleiten, bedeutet die Schaffung von Angeboten im 
Vorschulbereich, Investitionen in die Eltern- und Familienarbeit und 
die Förderung der Chancengerechtigkeit.
Angaben zum Diskussionspapier:
Rahel Fischer, Sarah Müller, Carlo Knöpfel
Armutsbekämpfung in Zürich: Versagt die Politik?
Von der historischen Analyse zur Zukunftsvision
Diskussionspapier 25; ISBN 978-3-85592-125-3, Luzern 2009;
CHF 16.- (zzgl. Versandkosten); ca. 120 Seiten
Das Diskussionspapier kann bei Caritas Zürich per Telefon 
044/366'68'68, per E-Mail an  info@caritas-zuerich.ch oder online 
bestellt werden: www.caritas-zuerich.ch/diskussionspapiere

Kontakt:

Sarah Müller
Grundlagen Caritas Zürich
Tel.: +41/79/347'36'17
E-Mail: sarah.mueller@caritas-zuerich.ch

Rahel Fischer
Grundlagen Caritas Zürich
Tel.: +41/78/806'09'19Rahelfischer@gmx.net

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