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Aids-Hilfe Schweiz - "Ein ganz normales Leben wird es nie mehr werden"

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Zürich, (ots)

Querverweis auf Bild: www.newsaktuell.ch/d/story.htx?nr=100463902
Ein Interview mit Susanna Lüthi zum Dok-Film "Frauen mit HIV", SF DRS
1, Montag 16. Juni 2003, 22.20 Uhr
Am Montag, 16. Juni 2003 um 22.20 Uhr zeigt das
Schweizer Fernsehen DRS 1 "Frauen mit HIV - Fünf unglaubliche
Schicksale", einen Dok-Film von Paul Riniker. Susanna Lüthi ist eine
der Porträtierten. Die 42-Jährige lebt bei Klosters im Kanton
Graubünden. Seit 13 Jahren weiss sie, dass sie HIV-positiv ist.
Inzwischen hat sich ihr Gesundheitszustand mit Medikamenten
stabilisiert.
Susanna Lüthi, 1990 erhielten Sie die Diagnose "HIV-positiv". Wie
kam es dazu und wie lebt sich's heute damit?
Mein damaliger Partner - er ist schon lange tot - muss mich
irgendwann in den späten Achtzigerjahren angesteckt haben. Ich wusste
nichts von seiner Infektion. Als wir uns trennten, habe ich plötzlich
Angst bekommen und ging zum Test. Die Diagnose "positiv" wurde damals
als Todesurteil empfunden. Danach gab es natürlich Phasen, wo ich mit
dem Schicksal gehadert habe. Auch Groll und Hass habe ich zeitweise
empfunden, besonders als es mir gesundheitlich schlecht ging. Heute
nehme ich Medikamente, bisher zum Glück ohne schlimme Nebenwirkungen.
Ich bin eigentlich sogar zufriedener und glücklicher als früher. Die
Krankheit hat mir auch neue Wege und Perspektiven eröffnet.
Haben Sie punkto Ausgrenzung keine schlimmen Erfahrungen gemacht?
Doch, das schon. Im Alltag komme ich zwar mit meiner offenen Art
ganz gut zurecht. In Liebesdingen habe ich allerdings einige wirklich
bittere und traurige Erlebnisse gehabt. Auch wenn ich jedes
Ansteckungsrisiko ausschliesse: Die Mitteilung, dass ich HIV-positiv
bin, löst oft heftige Reaktionen aus. Eine dreimonatige
Liebesgeschichte war nach meinem "Geständnis" innerhalb einer Stunde
zu Ende. Wenn man es einem allfälligen Verehrer allerdings gleich zu
Anfang auf die Nase bindet, dann ist er im Nu über alle Berge. Nein,
ein ganz normales Leben wird es wohl nie mehr werden...
Braucht es nicht Mut, als HIV-Positive in der Öffentlichkeit
aufzutreten - etwa durch die Mitwirkung im Dok-Film von Paul Riniker?
Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich an die Öffentlichkeit
wage - und die Reaktionen bei früheren Auftritten waren mehrheitlich
positiv. Zudem möchte ich natürlich auch etwas bewirken. Ich möchte
die Arbeit der Aids-Hilfe unterstützen und den Mitbetroffenen Mut
machen, aus ihrem Versteck hervorzukommen. Wer sich versteckt, so
denke ich oft, der diskriminiert sich ja vor allem selber. Ich würde
allen mehr Courage wünschen. Die wenigen "Freunde", die sich nach
einem solchen Coming-out zurückziehen, sind ja sowieso keine Freunde
gewesen...
Haben Sie unter Betroffenen Solidarität erlebt?
Ich habe Freundschaften geschlossen und viele interessante
Menschen kennen gelernt. Mit unterschiedlichen Lebensentwürfen habe
ich nie ein Problem gehabt, auch wenn ich mich als Frau oft etwas
allein gefühlt und mich gefragt habe, wo denn die vielen anderen
"normalen" Frauen mit HIV bleiben. Mühe macht mir dagegen diese
unausgesprochene Wertung, wonach etwa aidskranke Kinder bedauert
werden, während man für Menschen, die sich beim Sex - womöglich gar
homosexuell - oder durch Drogen angesteckt haben, gar kein Gefühl
übrig hat. Diese Haltung ist nicht gerade hilfreich im Kampf gegen
das Virus.
Die Zahl der HIV-Fälle ist wieder gestiegen. Beunruhigt Sie das?
Natürlich bin ich besorgt - aber nicht eigentlich überrascht. Wie
oft begegne ich auch in meinem Umfeld der Vorstellung: Aids gibt es
vielleicht in Zürich oder in Afrika, aber doch nicht hier bei uns in
den Bergen! Viele Menschen, gerade Heterosexuelle, verwenden beim Sex
völlig untaugliche Strategien statt der einzig nützlichen: Safer Sex!
Ich krame das Kondom hervor, und mein Gegenüber fragt halb
verwundert, halb empört: "Traust du mir etwa nicht?" -  das ist doch
eine seltsame Situation, oder?
Das hört sich nicht gerade vielversprechend an.
Ich denke, dass die heutigen Jugendlichen hier schon ein wenig
weiter sind. Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Aids wird
uns weiter beschäftigen und wird immer eine besondere Krankheit
bleiben, solange es keine Impfung dagegen gibt. Also noch viele,
viele Jahre.
Interview: Christoph Schlatter

Kontakt:

Christoph Schlatter
Mediensprecher Aids-Hilfe Schweiz
Postfach 1118
8031 Zürich
Tel. +41/1/447'11'21
E-Mail: christoph.schlatter@aids.ch

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