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Alkohol und häusliche Gewalt: SFA-Studie zu einem Tabuthema

Lausanne (ots)

In einer Pilotstudie der Schweizerischen
Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) in Lausanne
ist im Zürcher Raum die Rolle von Alkohol bei der häuslichen Gewalt
untersucht worden. In drei bis vier von zehn polizeilich
aufgenommenen Fällen ist Alkoholeinfluss beim Gewaltgeschehen im
Spiel gewesen. Ganz überwiegend handelt es sich dabei um Konflikte
alkoholisierter Partner. Die Fachleute fordern eine problembezogene
Prävention und verbesserte Hilfeleistungen für die Betroffenen.
Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch schädigen nicht nur die
körperliche und psychische Gesundheit, sondern haben Einfluss auf
viele Bereiche des Lebens. Beizenschlägereien oder gewalttätige
betrunkene Fussballfans sind Beispiele für soziale Probleme, bei
denen eine Verbindung zwischen Alkoholkonsum und Gewaltausübung
besteht. Bei dieser Thematik denkt man selten an die gesellschaftlich
noch stark tabuisierte häusliche Gewalt. Die Frage, welche Rolle der
Alkohol bei Gewalt in der Familie und in Paarbeziehungen spielt, ist
nun in einer Pilotstudie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol-
und andere Drogenprobleme (SFA) in Lausanne erforscht worden. Im Raum
Zürich sind dabei eine Reihe von Erhebungen bei Polizeibehörden, in
Arztpraxen und bei Einrichtungen der Suchtberatung durchgeführt
worden. Sie erlauben erste Einblicke in ein komplexes Problemfeld.
Alkohol und Partnerkonflikte
Prügel, Drohungen und sexuelle Übergriffe, die Formen der
ausgeübten häuslichen Gewalt gegenüber Erwachsenen oder Kindern sind
vielfältig. Aus Aktenanalysen und Interviews lässt sich erkennen: In
30 bis 40 Prozent der von der Polizei und in Arztpraxen konstatierten
Fälle häuslicher Gewalt war Alkohol mit im Spiel. Dabei handelt es
sich überwiegend um Gewalt zwischen erwachsenen Partnern, wobei die
Täter fast ausschliesslich Männer sind. In 10 Prozent der Fälle waren
die Opfer alkoholisiert.
Etienne Maffli, SFA-Projektleiter der Zürcher Studie, betont, dass
das Ergebnis einer Alkoholbeteiligung in vier von zehn Fällen
häuslicher Gewalt den internationalen Forschungsergebnissen
entspricht. "Aber die Beteiligung von Alkohol am Geschehen heisst
nicht, dass der Alkoholkonsum die einzige Gewaltursache ist.
Beziehungskonflikte, Stress, psychische Störungen und soziale
Probleme wirken oft mit bei der häuslichen Gewalt. Da bestehen
äusserst komplexe Wechselwirkungen."
Die Zürcher Befunde zur alkoholbezogenen Gewalt sollten nach
Ansicht der SFA Anlass sein, gezielte Prävention und Hilfe für
Betroffene auf- und auszubauen. Die Ergebnisse einer begleitenden
Befragung von Expertinnen und Experten gehen in dieselbe Richtung.
Die Aufklärung in Schulen, die Weiterbildung der Berufsleute und die
bessere Vernetzung der Hilfeleistungen wären dabei für die Lausanner
Fachleute prioritär.
Quelle:
   Maffli E., Zumbrunn A.: Alkohol und Gewalt im sozialen Nahraum. 
   Pilotstudien im Kanton Zürich mit anschliessender überregionaler
   Expertenbefragung. 
   Forschungsbericht Nr. 37. Lausanne 2001

Kontakt:

SFA Lausanne
Sekretariat Prävention und Information
Tel. +41/21/321'29'76

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