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KPMG: Der Sirenengesang des schwachen Dollars - Übernahmeaktivitäten sollten nur aus strategischen Überlegungen erfolgen - niemals zur Devisenarbitrage

Zürich (ots)

Der US-Dollar hat weiterhin Mühe, mit den anderen
führenden Weltwährungen mitzuhalten. M&A-Experten des
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG warnen
Unternehmen, die mit Akquisitionen liebäugeln, eindringlich davor,
sich vom "Sirenengesang" des schwächelnden Dollars in eine Falle
locken zu lassen.
Sie befürchten, die unbestrittenen Verlockungen eines günstigeren
Wegs in einen der weltgrössten Konsumgütermärkte könnten einzelne
Unternehmen dazu verführen, die grundlegenden Regeln von
M&A-Transaktionen zu missachten. In ein Geschäft einzusteigen, das
vor allem deshalb attraktiv ist, weil die jeweilige Währung schwach
ist, könnte einen Käufer zu nichts anderem als einem Devisenhändler
machen, der auf Finanzarbitrage abzielt und auf einen langfristigen
Wiederaufschwung des Dollars setzt.
Das M&A-Geschäft in der Schweiz hat sich seit Anfang 2008
abgekühlt. Der Schweizer Wert der angekündigten M&A-Transaktionen im
ersten Quartal summiert sich auf USD 2,5 Mrd., was einer Reduktion
von 90 Prozent verglichen mit dem Vorjahr entspricht. Die Anzahl
Transaktionen ging gegenüber 2007 um rund 19 Prozent auf 65 zurück.
Abgesehen von der angekündigten Übernahme im April der Nestlé Tochter
Alcon durch Novartis (USD 39 Mrd.) gab es dieses Jahr bislang kaum
grosse Übernahmen oder Fusionen zu verzeichnen.
Bryan DeBlanc, Partner, Head of Transaction Services, Advisory,
KPMG Schweiz erklärt dies wie folgt: "Ungeachtet der Marktbedingungen
sollte man die bewährten Regeln des Geschäfts nicht ignorieren. In
diesem Fall sollte der primäre Fokus darauf liegen, Käufer und
Übernahmekandidat strategisch zusammenzuführen. Wenn man dann
feststellt, dass aufgrund der Währungsschwankungen ein zusätzlicher
Vorteil entsteht, umso besser - das ist sozusagen die Sahne auf der
Torte. Aber sich nur mit der Sahne den Bauch vollzuschlagen, kann
Bauchschmerzen verursachen."
Um eine weitere Parallele zu ziehen: Wer griechische Mythologie
studiert hat, kennt die Sage von den Sirenen - schönen Frauen, die
mit ihrem bezaubernden Gesang vorbeifahrende Seeleute in den Tod
lockten. Das ist vielleicht ein etwas dramatischer Vergleich, aber
der schwächelnde Dollar hat zurzeit eine gewisse sirenenhafte
Anziehungskraft. Unternehmen, die dieser listigen Verlockung nicht
widerstehen können, könnten sich in unsichere Gewässer begeben.
Nachdem der US-Dollar Ende März ein Rekordtief gegenüber dem Euro
erreicht hatte, wies Bryan DeBlanc darauf hin, dass Erträge auf in
den USA investiertem Kapital auch mit dem schwachen US-Dollar erzielt
würden. Deshalb müssen Unternehmen, die "Währungs-Poker" spielen, auf
einen langfristigen Aufschwung der Währung setzen - und hier beginnt
das Revier der Devisenhändler, nicht aber eines Unternehmens, das mit
Akquisitionen auf der Basis einer durchdachten Akquisitionsstrategie
wachsen will.
Bryan DeBlanc erläutert: "Hier geht es eigentlich um den gesunden
Menschenverstand. Bei sorgfältiger Überlegung werden diese Punkte
für jedes Unternehmen, das ernsthaft erwägt, diesen Weg zu gehen,
sehr schnell offensichtlich. Mein Rat lautet deshalb, von solchen
Ideen schon von Anfang an Abstand zu nehmen, und nicht erst die
wertvolle Zeit des oberen Managements dafür zu verschwenden, über
anderes nachzudenken als die traditionellen Pluspunkte einer solchen
Transaktion."
Um diesen Punkt noch zu untermauern: Es gibt auch ein technisches,
buchhalterisches Argument, das gegen eine solche
Investitionsstrategie spricht. Während die Erträge aus
M&A-Investitionen Währungsschwankungen unterliegen (nach oben oder
nach unten) würde nach fast allen international anerkannten
Rechnungslegungsgrundsätzen (einschliesslich US GAAP und IFRS)
jegliche Währungsentwicklung gegenüber dem Zeitpunkt der
ursprünglichen Investition in einem Teil des Eigenkapitals
ausgewiesen und nicht in der Erfolgsrechnung.
Bryan DeBlanc fasst zusammen: "Es ist verständlich, dass sich
Menschen dazu verführen lassen, zu denken, dass eine potenzielle
Spekulation, getrieben von einem attraktiven Devisenkurs, eine gute
Idee ist. Jedenfalls bin ich sicher, dass es jeden Tag Tausende gibt,
die zur Erkenntnis kommen, dass der schwache Dollar eine
Einkaufstour in die USA finanziell attraktiv macht. Für den Kauf von
Konsumgütern ist das sicher eine gute Sache. Aber dies ist nicht der
richtige Denkansatz in der M&A-Welt. Meine Befürchtung ist, dass ein
an einer Akquisition interessiertes Unternehmen, das schon viel
Erfahrung im M&A-Bereich sammeln konnte, plötzlich aufgrund der
scheinbaren Attraktivität des Dollars Nachteile in anderen Aspekten
einer Transaktion in Kauf nimmt. Ein Aspekt kann den anderen hier
nicht wettmachen."
"Wenn die vorübergehende Anziehungskraft des schwachen Dollars
schwindet, sollten Unternehmen daran denken, dass die strategischen
Überlegungen bei jeder Transaktion die allerwichtigsten sind.
Ressourcen müssen dem Deal zugewiesen werden und sicherstellen, dass
die kulturellen und operativen Synergien nach dem
Transaktionsabschluss auch realisiert werden. Und genau darin liegt
das Erfolgspotenzial jeder M&A-Transaktion."

Kontakt:

KPMG AG
Stefan Mathys
Brand & Communications
Tel.: +41/44/249'27'74
Mobile: +41/79/227'98'31
E-Mail: kpmgmedia@kpmg.ch

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