Stiftung gegen den Fluglärm: Reizwort "Hub" - wie weiter?
Zürich (ots)
Nicht der wirtschaftliche Standortvorteil, sondern die damalige Wachstumsstrategie der Swissair war es, die einen überdimensionierten Flughafen forderte. Die Lösung der anstehenden Probleme in Kloten ist ebenso einfach wie trivial: Point-to-point-Direktflugverbindungen mit kleineren Flugzeugen statt defizitäres und umweltfeindliches Füllen von Grossraumflugzeugen mit Umsteigepassagieren.
British Airways macht es vor. Als grösste europäische Fluggesellschaft hat sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, hat redimensioniert und setzt auf den viel profitableren Point-to-point-Verkehr. Dazu wird Gatwick als eine der beiden bisherigen Hub-Drehscheiben neu als Point-to-point-Operator umgestuft. Gesamthaft will BA den Umsteigeanteil von heute 40 % auf 25 % im Jahre 2004 senken. Dank kleineren Flugzeugen werden weit weniger Umsteiger benötigt, um die Langstreckenflugzeuge zu füllen. Völlig aus dem Rahmen fällt dagegen der Umsteigeanteil bei der Swissair mit rund 70 %.
Auf Zürich bezogen, sind die Vorteile einer solchen Neuausrichtung einleuchtend und verblüffend zugleich:
- Weitgehende Beibehaltung der von den Hub-Verfechtern für den Wirtschaftsstandort Schweiz an vorderster Stelle geforderten direkten Verbindungen zu den globalen Märkten. - Bedeutendes Einsparpotential an Flugbewegungen (250'000 könnten problemlos eingehalten werden). - Die deutsche Begrenzung auf 100'000 Nordanflüge hätte kaum Einfluss auf den betrieblichen Ablauf. - Die Defizitquelle der Zubringerflüge wäre entschärft. - Warteschlaufen würden weitgehend entfallen, und damit der zu erwartende massive Protest der Schweizer Bevölkerung. - Verspätungen wären kein Thema mehr. - Lärm- und Umweltbelastung würden abnehmen, wie dem Stimmvolk 1995 versprochen. Die Aussage von Stadtrat und Unique-Verwaltungsrat Ledergerber, der Flughafen sei eine Dreckschleuder (Cash TV 29.4.01), müsste sich nicht im vollen Ausmass bewahrheiten. - Das Volk könnte wieder Vertrauen in seinen Flughafen schöpfen.
Die von der neuen Swissair-Führung ausgesandten spärlichen Zeichen lassen leider keine grundsätzliche Strategie-Änderung erkennen. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, ist die gescheiterte Hub-Strategie in der Chefetage immer noch tabu. Damit setzt sich die Swissair, diesmal wegen der Flottenpolitik, erneut der Gefahr eines Finanzdebakels aus. Die neun bestellten Grossraumflugzeuge A 340 sind für einen rentablen Swissair-Einsatz völlig überdimensioniert. Jetzt wären die Flugzeuge noch leicht absetzbar, solange die Inneneinrichtungen noch nicht verbaut sind.
Wenn praktikable Lösungen unter Wahrung der Mobilitätsbedürfnisse des Wirtschaftsstandorts Schweiz möglich sind, jedoch wegen der eigenmächtigen Wahrnehmung von Partikularinteressen durch Swissair und Flughafen nicht umgesetzt werden, muss der Staat die Verantwortung gegenüber der Bevölkerung übernehmen und die Rahmenbedingungen auf die optimalste Lösung ausrichten. Die 1998 unter dem Diktat der fehlgeschlagenen Hunter-Strategie heraufgesetzte Prognose von 420'000 Flugbewegungen liegt angesichts der neuen Gegebenheiten jenseits jeglicher Vernunft und politischer Machbarkeit. Es reicht, dass bei den bilateralen Verträgen zugunsten der Swissair unzumutbare Zugeständnisse im Landverkehrsabkommen gemacht wurden. Die Gesetzgebung bedarf im Rahmen der Konzessionserneuerung des Flughafens dringend einer Korrektur zugunsten der Bevölkerung. Zürich darf keine Umsteigekloake werden.
Kontakt:
Der Sprecher der Stiftung
Stiftung gegen den Fluglärm
Dr. Peter Köppel
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