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Steckt der Neandertaler noch in uns?
Wissenschaftler erhoffen neue Erkenntnisse von der virtuellen Anthropologie

Hamburg (ots)

Genetiker vermuten, dass der Neandertaler noch im
modernen Menschen steckt und eine Vermischung des Erbguts
stattgefunden hat. Belege dafür soll die virtuelle Anthropologie
liefern, wie NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND in seiner
Februar-Ausgabe (EVT 24.1.2005) berichtet. Fest steht heute, dass der
Neandertaler und der erste moderne Mensch vor 40.000 bis etwa 27.000
Jahren in Europa nebeneinander lebten. Für Begegnungen und den
Genfluss zwischen beiden Populationen fehlt zwar noch der Beweis, "es
kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass der Neandertaler zum
Erbgut des modernen Menschen beigetragen hat", so der Genetiker David
Serre vom Max-Planck-Institut in Leipzig. Am Ende der gemeinsamen
Periode war der Neandertaler verschwunden. "Der moderne Mensch hat
ihn genetisch aufgesaugt", glaubt der portugiesische Anthropologe
Joao Zilhao. Entscheidend könnte gewesen sein, dass der moderne
Mensch länger lebte und mehr Kinder hatte. Statistische
Bevölkerungsmodelle zeigen, dass schon Unterschiede von wenigen
Prozent ausreichen, um in wenigen tausend Jahren eine Menschengruppe
völlig in einer anderen aufgehen zu lassen.
Aufklärung über die genetische Vermischung von Neandertaler und
modernem Menschen erhoffen sich die Wissenschaftler von der
virtuellen Anthropologie. Dafür werden Knochen der Neandertaler mit
einem Tomografen schichtweise gescannt, und aus den Bilddaten wird
eine dreidimensionale Kopie erstellt. Diese kann man am Monitor
beliebig bearbeiten, ohne das Original antasten zu müssen. Die
Wissenschaftler können in die Knochen hineinschauen und Strukturen
sichtbar machen, ohne sie zu zerstören. Ein weiterer Vorteil: Sobald
ein Schädel virtuell verfügbar ist, kann ihn jeder Forscher überall
auf der Welt von seinem Schreibtisch aus untersuchen.
Evolution, Leben und Schicksal des Neandertaler mit der digitalen
Technik zu erforschen, ist Ziel des EU-Projektes "TNT" (The
Neanderthal Tools), das in Zusammenarbeit mit NATIONAL GEOGRAPHIC
DEUTSCHLAND durchgeführt wird. Bis 2006 wollen vier maßgebliche
Institute der Neandertalerforschung ihre Bestände im Internetportal
"Nespos" virtuell vereinen: das Neandertal-Museum Mettmann, das
Königlich Belgische Institut für Naturwissenschaften, die Universität
Poitiers und das Naturhistorische Museum Zagreb. Für die technischen
Voraussetzungen sind die Firmen art+com aus Berlin, pxp Austria und
das Hasso-Plattner-Institut aus Potsdam verantwortlich.

Pressekontakt:

NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
Leitung Public Relations
Anke Sinnigen
Kehrwieder 8
20457 Hamburg
Tel.: (040) 3703-5526
Fax: (040) 3703-5590
E-mail: sinnigen.anke@ng-d.de

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