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Interpharma - Regulierungsdilemma: tiefe Preise versus Innovationsreichtum

Basel (ots)

Innovationen sind ein wichtiger Wachstumsfaktor
unserer Volkswirtschaft. Rund die Hälfte des wirtschaftlichen
Wachstums ist auf technischen Fortschritt und damit auf Innovationen
zurückzuführen. Bei der Umsetzung von innovationsfördernden
Massnahmen kann es aber zu einem Regulierungsdilemma kommen. Dabei
geht es insbesondere um das Abwägen zwischen kurzfristigen
Preiseffekten und langfristigen Wachstumsimpulsen.
Eine neue, im Auftrag von Interpharma erstellte Studie von Plaut
Economics unter Mitarbeit von BAK Basel Economics untersucht, welchen
Einfluss staatliche Regulierungseingriffe auf die
Innovationstätigkeit haben und welchen Zielkonflikten sie ausgesetzt
sind. Ein funktionierender Technologietransfer, die Existenz von
Clustern, der Schutz des geistigen Eigentums und das Ausmass an
Produktmarktregulierungen sind aus Sicht der Innovationstätigkeit
zentrale Standortfaktoren. Die Förderung von Bildung,
Technologietransfers und Clustern beeinflusst die
Innovationstätigkeit vor allem langfristig und ist damit nur bedingt
durch die Politik steuerbar. Dagegen ist der Einfluss der Regulierung
mittels der Ausgestaltung des Schutzes des geistigen Eigentums und
der Produktmarktregulierungen deutlich kurzfristiger und direkter.
Abwägen zwischen kurzfristigen Preiseffekten und langfristigen
Wachstumsimpulsen
Aus Sicht der Unternehmen werden die stärksten Innovationsanreize
gesetzt, wenn der Schutz des geistigen Eigentums möglichst umfassend
ist und wenige Produktmarktregulierungen bestehen. Bei der Umsetzung
dieser Anforderungen sieht sich die Regulierung mit verschiedenen
Zielkonflikten konfrontiert. Soll die Regulierung kurzfristige
Preiseffekte oder langfristige Wachstumsimpulse erzeugen? So führt
beispielsweise ein schwacher Patentschutz oder eine rigide
Preisregulierung von innovativen Produkten zu tiefen Preisen. Damit
verbunden ist aber auch eine tiefere Rendite auf den Forschungs- und
Entwicklungsausgaben, was sich für Unternehmen innovationshemmend
auswirkt. Offensichtlich werden diese Zielkonflikte insbesondere in
der Handels- und der Wettbewerbspolitik. So wirkt sich ein möglichst
umfassender internationaler Handel grundsätzlich wohlfahrtssteigernd
aus. Dies kann sich aber in das Gegenteil kehren, falls der
Wettbewerb zwischen den Ländern durch andere (Preis-)Regulierungen
verzerrt ist. Die heutige Stossrichtung der Wettbewerbspolitik in
Richtung der Zulassung von Parallelimporten oder eines Verbots von
vertikalen Vertriebssystemen erschwert jedoch landesspezifische
Preise. Aus ökonomischer Sicht wären landesspezifische Preise
hingegen ein gutes Mittel, eine effiziente Verteilung von Produkten
zu erreichen.
Bei der Beurteilung dieser Zielkonflikte sind insbesondere die
möglichen Auswirkungen von Regulierungsfehlern zu berücksichtigen.
Eine zu starke Betonung der kurzfristigen Preiseffekte wirkt sich
langfristig gesamtwirtschaftlich besonders nachteilig aus, wenn sehr
innovative und wachstumsstarke Branchen betroffen sind. Dies gilt
insbesondere dann, wenn die Standortmobilität der betroffenen
Branchen zudem hoch ist und deren Produkte starken Regulierungen
unterliegen.
Pharmaindustrie: Wettbewerb fördern, ohne die Innovationstätigkeit
zu schwächen
Die Innovationstätigkeit in der Pharmaindustrie unterliegt
verschiedenen Einflussfaktoren, die ih-rerseits von Regulierungen
beeinflusst oder gar vollständig gestaltet werden. Innovationsanreize
sind für die Pharmaunternehmen dann besonders ausgeprägt, wenn eine
angemessene Rendite erwirtschaftet werden kann. Empirische und
theoretische Studien zeigen, dass die erwartete Rendite dabei umso
höher ist, je stärker der Patentschutz ist, je unverzögerter die
Markteinführung auf grossen Märkten erfolgt, je stärker der
Versicherungsschutz für innovative Medikamente ist und je besser
Preisdifferenzierungen durchgesetzt werden können.
Diesen innovationsfördernden Anforderungen stehen insbesondere
Ziele aus der Gesundheitspolitik gegenüber. So hat die
"Kostenexplosion" dazu geführt, dass das Ziel der Kosteneindämmung an
Gewicht gewonnen hat, was unter anderem über Preisregulierungen von
Medikamenten zu erreichen versucht wird. Internationale empirische
Studien verdeutlichen dabei, dass eine solche Regulierungsmassnahme
zu Ausweichstrategien der Pharmaindustrie führt, mit der Konsequenz
einer tieferen Innovationstätigkeit und der Gefahr, dass innovative
Medikamente in Zukunft nicht mehr oder nur mit Verzögerung in der
Schweiz auf den Markt gebracht werden. Dies wiederum steht in
Konflikt mit einer langfristig umfassenden Gesundheitsversorgung.
Erschwerend kommt im Gesundheitssektor hinzu, dass die meisten Länder
in irgendeiner Form Preisregulierungen für Arzneimittel eingeführt
haben. Somit handelt es sich nicht um Markt-, sondern um
administrierte Preise. Eine zu starke Betonung der kurzfristigen
Effekte zur Kostensenkung mittels einer Orientierung an ausländischen
Preisen oder eine Schwächung des Schutzes des geistigen Eigentums
haben zur Folge, dass nicht der Wettbewerb gefördert, sondern
ausländische Gesundheitsregulierungen importiert würden.
Volkswirtschaftliche Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweiz
Neben Sektoren wie der Chemischen Industrie, dem Finanzsektor und
etwas abgeschwächt der Uhrenindustrie ist auch die Pharmaindustrie
eine Schlüsselbranche sowie ein bedeutender Wachstumsmotor der
Schweizer Volkswirtschaft. Im Jahr 2006 hingen insgesamt 118 000
Arbeitsplätze an der Pharmaindustrie, wobei 34 000 Personen direkt
bei den Pharmaunternehmen angestellt waren. Die Branche weist eine
überdurchschnittlich hohe Produktivität von 171 CHF pro Stunde und
Erwerbstätigen auf, womit die gesamtwirtschaftliche Produktivität um
den Faktor 2,5 übertroffen wird (68 CHF/Stunde). Überdies ist die
Branche direkt und indirekt für eine Wertschöpfung von 22 Mrd. CHF
verantwortlich, was einem Anteil von knapp 5 Prozent am nominalen
Bruttoinlandsprodukt entspricht. Die Branche hat zudem ihre Exporte
seit 1990 fast versechsfacht und steuert heute gut einen Viertel zu
den Gesamtexporten der Schweiz bei. Schliesslich spielen bei der
Pharmaindustrie die Innovationen eine wichtige Rolle. Dies zeigt sich
daran, dass der Forschungs- und Entwicklungsanteil in den letzten
Jahren auf rund 20 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes gestiegen
ist. In der Schweiz betragen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben
der Pharmaindustrie 0,6 Prozent des Bruttoinlandproduktes, was
weltweit einen Spitzenwert darstellt und beispielsweise doppelt so
hoch ist wie in den USA.

Kontakt:

Dr. Stephan Vaterlaus
Plaut Economics
Tel.: +41/62/205'55'63

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