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economiesuisse - Wirtschaftslagebericht: Nur zaghafte Erholung

Zürich (ots)

Nach den Beobachtungen von economiesuisse ist die
schweizerische Wirtschaft in den letzten Monaten konjunkturell nicht 
weiter vorangekommen. Sie tritt seit dem Herbst 2004 praktisch an 
Stelle. Insbesondere die Exporte haben im Zug einer nachlassenden 
Welt- und vor allem Europakonjunktur bis März viel von ihrem 
früheren Schwung verloren. Die Grundtendenz der Inlandsnachfrage ist 
gedämpft. Vor allem der private Konsum gibt – in Einklang mit der 
unbefriedigenden Lage am Arbeitsmarkt, den schwachen 
Detailhandelsumsätzen und den rückläufigen Personenwagenverkäufen – 
kaum Wachstumsimpulse. Auch die Ausrüstungsinvestitionen entwickeln 
sich ohne Schwung. Einzig die Nachfrage nach Bauleistungen hat bei 
allerdings markanten Unterschieden in den einzelnen Sparten moderat 
angezogen. Am Arbeitsmarkt gibt es kaum Bewegung, und das insgesamt 
entspannte Preisklima hat in den letzten Monaten angehalten.
Ausblick
Weltwirtschaft Die Weltwirtschaft ist 2005 zwar noch mit einem recht 
hohen Expansionstempo gestartet. Seither hat aber die konjunkturelle 
Dynamik in den Industrieländern nachgelassen. Ausschlaggebend dafür 
sind die sich weiterhin auf hohem Niveau bewegenden Erdölpreise und 
steigende Notierungen für Industrierohstoffe. Damit sind erhebliche 
Kaufkraftumschichtungen von den Verbraucherstaaten zu den 
Produktionsländern verbunden, die sich trotz geringerer 
Energieabhängigkeit der Industrieländer dämpfend auf die weltweite 
Produktionstätigkeit auswirken.
Getragen wird die weltwirtschaftliche Expansion nach wie vor von den 
USA und China. Die Aussichten für einen Fortgang des günstigen 
Wirtschaftsverlaufs in den USA sind intakt, auch wenn die 
vorauseilenden Indikatoren ein etwas gemischtes Bild vermitteln. In 
China hält die lebhafte Binnenkonjunktur an. Diese beiden Länder 
stellen allerdings auch weltwirtschaftliche Risikoherde dar, weil 
sie massgeblich zu den bestehenden aussenwirtschaftlichen 
Ungleichgewichten beitragen. In Japan setzt sich der Aufschwung mit 
verhaltener Dynamik fort. Auch in Grossbritannien und den neuen EU- 
Ländern erweist sich die Konjunktur als vergleichsweise robust. 
Russland und zahlreiche lateinamerikanische Länder profitieren von 
der Hausse an den Rohstoffmärkten. Demgegenüber haben sich die 
Aussichten im für die schweizerische Konjunktur wichtigen Euroraum 
eher gedämpft. In Deutschland – auch im Zusammenhang mit den 
bevorstehenden Wahlen – herrscht erhebliche Unsicherheit über den 
weiteren Konjunkturverlauf; Frankreich zeigt deutliche 
Schwächetendenzen und Italien droht in eine Rezession abzugleiten.
Trotz einer eingetrübten Europakonjunktur bleiben aber die 
weltwirtschaftlichen Perspektiven nicht ungünstig, dürfte doch die 
für 2005 erwartete Weltproduktion mit 4 % immer noch stärker wachsen 
als im mittelfristigen Trend. Dank einer akkomodierenden Geldpolitik 
und günstigen Finanzierungsbedingungen an den internationalen 
Kapitalmärkten sollten die von den Rohstoffmärkten ausgehenden 
Belastungen verkraftbar bleiben. Allerdings gibt es weiterhin ein 
erhebliches Rückschlagspotenzial (Volatilität der Öl- und 
Finanzmärkte, aussenwirtschaftliche Ungleichgewichte, politische 
Unsicherheit).
Schweiz Für die Überwindung der konjunkturellen Stockungen ist es 
entscheidend, dass die Europakonjunktur rasch wieder Tritt fasst, 
gehen doch rund 40 % der schweizerischen Ausfuhren nach Deutschland, 
Frankreich und Italien. Einen Hoffnungsschimmer stellen vielleicht 
die günstigen Aussenhandelszahlen im April und Mai dar, die sowohl 
export- als auch importseitig Wachstumsraten von rund 10 % 
verzeichneten. Auch stufte die Industrie ihre Exportaussichten 
zuletzt wieder etwas weniger vorsichtiger ein als vorher. 
Zuversichtlich stimmen auch die intakte preisliche 
Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft, ihre Präsenz in den 
wichtigen Wachstumsregionen sowie die Restrukturierung und 
Diversifizierung ihrer Produktionsstandorte. Die intensive Nutzung 
der internationalen Arbeitsteilung stärkt damit den Standort Schweiz 
und macht ihn auch widerstandsfähiger gegenüber vorübergehenden 
Wechselkursschwankungen. Die Hotellerie hofft, dass sich die im 
Tourismus beobachtete Trendwende bei den ausländischen 
Übernachtungen, trotz schwächerer BIP-Entwicklung, auch auf die 
inländischen Gäste übertragen und auf alle Regionen ausbreiten wird.
Der private Konsum bleibt solide. Er entwickelt sich aber nur 
verhalten, weil die privaten Haushalte wegen der Lage am 
Arbeitsmarkt, der höheren Erdölpreisen und einer nur moderaten 
Entwicklung der real verfügbaren Einkommen zurückhaltend sind. Die 
Ausrüstungsinvestitionen werden mit Blick auf die vorerst nur 
mässigen Impulse der internationalen Konjunktur erst allmählich an 
Schwung gewinnen. Die Bauwirtschaft einschliesslich des 
Ausbaugewerbes kann in den kommenden Monaten – dank anhaltend 
günstiger Finanzierungsbedingungen für den Wohnungsbau – noch mit 
einer weiteren Zunahme der Bauproduktion rechnen. Allerdings werden 
die positiven Impulse vom Hochbau langsam ausgehen. Der 
Geschäftsgang im Dienstleistungssektor bleibt aufwärts gerichtet.
Vor diesem Hintergrund kann nur mit einem zögerlichen 
Erholungsprozess gerechnet werden. economiesuisse erwartet deshalb 
für 2005 ein reales Wachstum, das bestenfalls an der unteren Grenze 
seiner Schätzung vom vergangenen Dezember liegt (1,4 – 1,8 %). Auf 
Grund dieser verhaltenen Entwicklung ist in den kommenden Monaten 
auch nicht mit einer Entlastung am Arbeitsmarkt zu rechnen. Der 
Preisauftrieb wird moderat bleiben.
Die Geldpolitik hat angesichts der stagnierenden Wirtschaft und 
anhaltender weltwirtschaftlicher Unsicherheiten ihre expansive 
Ausrichtung richtigerweise beibehalten. Allerdings zeigen die 
jüngsten Erfahrungen, dass eine grosszügige Geldpolitik allein 
keinen Einfluss auf das Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft 
hat. Auch die Grenzen der Zinspolitik sind angesichts negativer 
kurzfristiger Realzinsen einerseits und einer stockenden Wirtschaft 
andererseits deutlich geworden. Es liegt deshalb vor allem an der 
staatlichen Wirtschaftspolitik, durch weitere entschlossene 
Reformassnahmen (Unternehmenssteuerreform, Marktöffnungen im 
Binnenmarkt und bei wichtigen Infrastrukturmärkten usw.) 
mitzuhelfen, dass die gegenwärtige Seitwärtsbewegung wieder in einen 
Wachstumsprozess einmündet.
Rückfragen:
economiesuisse, Rudolf Walser, Tel. 044 / 421 35 35

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