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SNF: Schwindende Nacht über dem Alpenraum - Alpine Nachtlandschaften der 1970er Jahre erstmals rekonstruiert

SNF: Schwindende Nacht über dem Alpenraum - Alpine Nachtlandschaften der 1970er Jahre erstmals rekonstruiert
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Bern (ots)

- Hinweis: Ein Bild wird durch Photopress über Keystone verbreitet
          und kann zusätzlich kostenlos auf
          http://www.presseportal.ch/de/story.htx?firmaid=100002863
          heruntergeladen werden -
Erstmals vermitteln Bilder einen Eindruck der alpinen
Nachlandschaft Ende der 1970er-Jahre. Sie basieren auf
Satellitenaufnahmen, die im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms
"Landschaften und Lebensräume der Alpen" (NFP 48) aufbereitet wurden.
Ein Vergleich mit Bildern aus dem Jahr 2000 veranschaulicht die
markante Zunahme der nächtlichen Beleuchtung in den Agglomerationen
am Alpenrand sowie in bis anhin kaum erhellten Gebirgsräumen.
Die technischen Möglichkeiten, die nächtlichen Lichtquellen im
Alpenraum zu erfassen, sind beschränkt. Einzig der Satellit des
"Defense Meteorological Satellite Programms (DMSP)", also der
Wettersatellit des US-amerikanischen Militärs, zeichnet Daten nachts
im sichtbaren Bereich auf. Der DMSP-Satellit überfliegt Europa ein-
bis zweimal pro Nacht. Um die durchschnittliche Beleuchtung des
Alpenraums darzustellen, hat Katia Maus im Projekt "Fiat Lux!" des
Nationalen Forschungsprogramms "Landschaften und Lebensräume der
Alpen" die wolkenfreien Nächte bei Neumond herausgesucht und
zusammengestellt.
Die Alpennacht der 1970er-Jahre
Allerdings sind erst die seit Beginn der 1990er-Jahre erfassten
Daten digital verfügbar. Für die Nächte der 1970er-Jahre liegen die
Daten nur in Bildform vor. Deshalb hat Katia Maus diese Bilder
digital aufbereitet und damit den Zeithorizont für die Auswertung
entsprechender Daten um Jahrzehnte erweitert. So gelingt es, ein Bild
der nächtlichen Alpen Ende der 1970er-Jahre zu zeigen, wie es bisher
nicht bekannt war. Gleichzeitig ermöglicht dieses Verfahren, auch die
Entwicklung der alpinen Nachtlandschaft darzustellen und auszuwerten.
Diese zeigt: Die nächtliche Beleuchtung hat in den letzten beiden
Jahrzehnten markant zugenommen. Die grössten Veränderungen sind dabei
in den Alpenrandgebieten, besonders in den Verdichtungszonen im Raum
Mailand-Po-Ebene oder im schweizerischen Mittelland. Einst einzelne
Inseln starker Beleuchtung sind zu ganzen Beleuchtungsteppichen
zusammengewachsen. Die besonders stark beleuchteten Flächen haben
sich im Zeitraum 1992-2000 verdoppelt. Zudem hat nicht nur die Grösse
der beleuchteten Fläche zugenommen, sondern auch deren Intensität.
Auch im Innern der Gebirgsräume ist die Nacht heller geworden.
Gebiete, die früher nur punktuell oder gar nicht beleuchtet waren,
sind im Jahre 2000 zusammenhängend flächenhaft erhellt.
Vom Wahrzeichen des Fortschritts zum Markt für Dunkelheit
In der historischen Analyse des "Fiat Lux!"-Projekts zeichnet
Marco Marcacci die Kulturgeschichte der Beleuchtung im Tessin des 20.
Jahrhunderts nach und identifiziert dabei die wichtigsten Faktoren,
die zur Erhellung der Alpennacht beigetragen haben. Allein die Zahl
der Strassenbeleuchtungen hat sich in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhundert verzehnfacht. Sie widerspiegelt zum einen die
Motorisierung, die individuelle und kollektive Mobilität und die
Ausdehnung der Siedlungen, zum anderen aber auch den Willen, mit der
Beleuchtung Wohlstand und Fortschritt sichtbar zu machen. Die
kommerzielle Beleuchtung setzte seit den 1940er-Jahren ein und gewann
seit 1960 mit intensiv und auffällig beleuchteten Tankstellen schnell
an Bedeutung. Jüngeren Datums ist die permanente und integrale
Lichtinszenierung von Baudenkmälern wie Kirchen, Burgen, Plätze oder
Altstädte sowie von Einkaufszentren und grossen Baustellen. Im Sport-
und Freizeitbereich sind es vor allem die Fussball- und
Leichtathletikarenen, welche die Nachtbeleuchtung beherrschen. Hier
hat vor allem das Fernsehen zur rasanten Entwicklung beigetragen, die
seit 1970 mit der Einführung des Farbfernsehens die Anforderungen an
die Ausleuchtung der Anlagen kontinuierlich erhöhte. Abend- und
Nachtanlässe von Trendsportarten wie Nachtskifahren oder Snowboarden
tragen speziell zur Beleuchtung in der alpinen Zone bei.
Marcacci stellt aber auch Hinweise fest, welche die Dunkelheit
mehr und mehr als kollektiv förderungswürdige Ressource betrachten.
So beobachtet er eine Zunahme von Veranstaltungen und Angeboten - wie
etwa das Lokal "Blinde Kuh" an der Landesausstellung 2002 -, die auf
die Dunkelheit setzen. Damit verbunden ist nicht nur eine erhöhte
Wertschätzung der natürlichen Dunkelheit, sondern auch ein Markt für
künstlich verdunkelte Räume.
Informationen zum Projekt:
Am 11. November 2005 sind die Forschenden unter folgender Nummer
erreichbar: +41/91/912'47'05
PD Dr. Jon Mathieu 
Instituto di Storia delle Alpi
Università della Svizzera italiana
Via Lambertenghi 10
6900 Lugano
Tel.:   +41/91/912'47'04
E-Mail:  mathieu.jon@lu.unisi.ch
Remote Sensing-Aufnahmen
Katja Maus
Geografisches Institut 
Universität Bern
Hallerstr. 12 
3012 Bern
Tel.:   +41/31/631'85'52
E-Mail:  maus@giub.unibe.ch
Historische Analyse
Marco Marcacci, lic. in lettere,
Istituto di Storia delle Alpi ISAlp
Via Lambertenghi 10
6900 Lugano
Tel.:   +41/91/829'25'72
E-Mail:  marco.marcacci@smile.ch
Publikation:
Die Ergebnisse des interdisziplinären Projekts "Fiat Lux!", das
nebst den historischen und Remote Sensing-Untersuchungen auch
sozialwissenschaftliche und architektonische Studien umfasst, wurden
am 10. November 2005 in Buchform veröffentlicht.
Peter Zumthor, Ivan Beer, Jon Mathieu et al.
Wieviel Licht braucht der Mensch, um leben zu können, und wieviel
Dunkelheit?/ Di quanta luce ha bisogno l'uomo per vivere e di quanta
oscurità? 224 Seiten, Texte dt./ital., zahlreiche Fotografien (farbig
und s/w)
CHF 48.-  ISBN 3 7281 3038 9
vdf Hochschulverlag AG, Zürich  und Editrice Compositori, Bologna
Weitere Informationen: http://www.nfp48.ch/projekte
Situation im Jahr 2000
Ein Bild der alpinen Nachtlandschaft im Jahr 2000 kann
heruntergeladen werden unter:
http://www.snf.ch/downloads/com_imm_05nov11.jpg
Text und Bild dieser Medieninformation können auf der
Nationalfonds-Homepage abgerufen werden
http://www.snf.ch/medienmitteilung

Kontakt:

Presse- und Informationsdienst
Service de presse et d'information
Press and Information Service
Fax +41/31/308'22'65
E-Mail: pri@snf.ch

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