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SNF: Bild des Monats März 2006: Einsatzbereich fürs Tissue Engineering von Knorpelgewebe entdeckt

SNF: Bild des Monats März 2006: Einsatzbereich fürs Tissue Engineering von Knorpelgewebe entdeckt
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Bern (ots)

Bild und Text unter:
http://www.presseportal.ch/de/galerie.htx?type=obs
Knorpelimplantate aus dem Labor
Eine wirksame Therapie gegen die Zerstörung des Knorpels durch 
Arthrose gibt es nicht. Die Medizin setzt deshalb grosse Hoffnungen 
auf den Einsatz von Implantaten aus körpereigenem Knorpelgewebe. 
Doch die Therapie funktioniert nur selten. Nun haben Berner und 
Basler Forschende mit Unterstützung des Schweizerischen 
Nationalfonds ein neues Implantat entwickelt und dabei 
herausgefunden, wer am ehesten von der Therapie profitiert.
Bei der Behandlung der Arthrose ist die Medizin bislang hilflos. 
Eine wirksame, wissenschaftlich nachgewiesene Therapie gibt es 
nicht. Im Endstadium der Krankheit bleibt häufig nur der Einsatz 
eines künstlichen Gelenks. Grosse Hoffnungen setzt die Medizin 
deshalb auf den Einsatz von Implantaten aus körpereigenem 
Knorpelgewebe. Dabei wird ein kleines Stück gesundes Knorpelgewebe 
entnommen. Die Zellen werden mit biotechnologischen Methoden zu 
neuem Knorpelgewebe vermehrt, das an der erkrankten Stelle im Gelenk 
eingefügt wird.
Doch bislang erfüllte sich die Hoffnung, dass aus den Zellen 
belastbares Knorpelgewebe entsteht, nur in seltenen Fällen. 
Lediglich aus 10 bis 20 Prozent aller entnommenen Zell-Linien 
liessen sich brauchbare Implantate züchten. Wegen der geringen 
Erfolgsquote ist das Verfahren umstritten und wird von den 
Krankenkassen nicht anerkannt.
Um stabileres Knorpelgewebe zu züchten, haben die Arbeitsgruppen von 
Pierre Mainil-Varlet von der Universität Bern und Ivan Martin von 
der Universität Basel im Nationalen Forschungsprogramm «Implantate 
und Transplantate» ein neuartiges Implantat entwickelt: Die 
Wissenschaftler vermehrten knorpelbildende Zellen, so genannten 
Chondrozyten, auf einem Eiweissgerüst zu einem mehrschichtigen 
Knorpelgewebe. Das Transplantat wird dann mit einem eigens dafür 
entwickelten, für den Organismus verträglichen Kleber an die 
entsprechende Stelle im Kniegelenk eingepasst. Im Tierversuch konnte 
der Erfolg bereits bei Kaninchen, Schafen und Ziegen nachgewiesen 
werden.
Doch als die Forschenden ihr Verfahren an menschlichen Zellen testen 
wollten, traten Probleme auf. Sie verwendeten knorpelbildende Zellen 
von Organspendern im Alter zwischen 27 bis 79 Jahren. Die Zellen 
liessen sich zwar auf der neu entwickelten Proteingrundlage 
vermehren, doch bei weitem nicht alle dieser im Labor gezüchteten 
Knorpelgewebe erreichten die nötige Festigkeit. Die meisten waren 
viel zu weich, um die Belastungen im Gelenk auszuhalten.
Bei einer detaillierten Analyse der Daten zeigte sich, dass die 
Qualität des gezüchteten Knorpelgewebes von Alter und Gesundheit der 
Spender abhängt. «Damit echte Heilungschancen bestehen, dürfen diese 
nicht jünger als 16 und nicht älter als 45 Jahre alt sein», sagt der 
Berner Pathologe Mainil-Varlet. Ausserdem sollte die Arthrose beim 
Spender noch nicht ausgebrochen sein. Dies lasse sich anhand von 
Kollagenfragmenten im Blut sehr gut nachweisen. Sind beide 
Voraussetzungen erfüllt, liegt die Erfolgsquote der 
Gewebeverpflanzung bei 80 Prozent. Bei älteren oder bereits unter 
Arthrose leidenden Patienten gelingt es nur noch in jedem fünften 
Fall, ein belastungsfähiges Transplantat herzustellen. Damit eignet 
sich das Tissue Engineering vor allem für jüngere Erwachsene mit 
einer unfallbedingten Knorpelverletzung, da sich Knorpelgewebe bei 
Erwachsenen nicht mehr gut regeneriert.
Pierre Mainil-Varlet empfiehlt deshalb, die Therapiemethode zunächst 
nicht bei älteren Patienten oder jenen einzusetzen, bei denen 
bereits eine Arthrose ausgebrochen ist. «Wir müssen das Verfahren 
zunächst bei der Personengruppe anwenden, bei denen hohe 
Erfolgschancen bestehen, um es weiter zu optimieren. Die daraus 
gesammelten Erkenntnisse kommen dann auch den Patienten zugute, die 
jetzt noch nicht von der Therapie profitieren können», sagt Mainil- 
Varlet. Ausserdem würden die Krankenkassen die Kosten dieser 
Therapie nicht in ihre Leistungskataloge aufnehmen, wenn die 
Erfolgsaussichten zu niedrig seien.
In einem nächsten Schritt soll das Verfahren im Rahmen einer 
klinischen Studie erprobt werden.
Arthrose: Schmerzen, Deformationen, Versteifungen Schmerzen und 
Schwellungen im Gelenk sind die ersten Vorboten einer Arthrose. Die 
Ursache ist geschädigtes Knorpelgewebe, das immer weiter abgerieben 
wird. Normale Reparaturmechanismen des Organismus greifen nicht, 
denn die Knorpel, die reibungslose und schmerzfreie Bewegungen 
ermöglichen, sind weder von Blutgefässen noch Nervenfasern 
durchzogen. Bei grösseren Schädigungen, die etwa bei Sportunfällen 
auftreten, gelingt dem Körper oft nicht mehr als ein notdürftiges 
Auffüllen des Defektes mit weniger elastischem Narbengewebe. Zur 
Stützung des kranken Gelenks bildet der Knochen Ausläufer, so 
genannte Osteophyten. Dadurch kommt es zu Deformierungen und 
knotigen Verdickungen und Versteifungen der betroffenen Regionen. 
Doch der Knorpelabbau setzt sich fort, solange, bis der Knochen 
erreicht ist: Der Patient leidet unter akuter Osteoarthrose.
Weitere Informationen:
PD Dr. med. Pierre Mainil-Varlet
Osteoarticular Research Group
Institut für Pathologie
Universität Bern
Murtenstrasse 31, Postfach 62
CH-3010 Bern
Tel. +41 (0)31 632 87 41
Fax +41 (0)31 632 49 95
E-Mail:  pierre.mainil@pathology.unibe.ch
Text und Bild dieser Medieninformation können auf der Nationalfonds-
Homepage abgerufen werden http://www.snf.ch/medienmitteilung

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