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SNF Medienkonferenz: Wie man die Biodiversität im Alpenraum fördern kann

Bern (ots)

Ökologie in der Agrarpolitik stärker gewichten
Die Massnahmen der heutigen Agrarpolitik reichen nicht aus, um 
die landschaftliche und biologische Vielfalt im Alpenraum zu 
fördern. Zu diesem Schluss kommt das Nationale 
Forschungsprogramm «Landschaften und Lebensräume der Alpen» (NFP 
48). Es schlägt deshalb vor, den Grossteil der heutigen 
Direktzahlungen und produktorientierten Subventionen in 
Direktzahlungen für präzis definierte ökologische Leistungen 
umzuwandeln. Die Landwirte würden so grössere unternehmerische 
Selbstständigkeit erhalten.
Hinsichtlich der Biodiversität, also der landschaftlichen wie 
der biologischen Vielfalt, nehmen die Alpen in Europa eine 
aussergewöhnliche Stellung ein. Mehrere hundert Pflanzen- sowie 
viele seltene Tierarten leben ausschliesslich hier. Die alpinen 
Ökosysteme dienen dem Menschen nicht nur als Lebensraum und 
ermöglichen die Produktion von Nahrungsmitteln und Holz, sondern 
sie erbringen weitere Leistungen wie die langfristige Erhaltung der 
Fruchtbarkeit der Böden, die Reinhaltung von Wasser und Luft oder 
den Schutz vor Lawinen, Steinschlag und Erosion. Entsprechend gross 
sind die Auswirkungen des Wandels, der sich in den letzten fünf 
Jahrzehnten in der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung 
abgespielt hat, die seit Jahrhunderten die Landschaft mitprägt. Der 
Intensivierung der Landwirtschaft in günstigen Lagen steht ihr 
kontinuierlicher Rückzug aus Grenzertragslagen und die Ausbreitung 
des Gebirgswaldes gegenüber; die Waldfläche hat in den vergangenen 
150 Jahren um dreissig bis fünfzig Prozent zugenommen. Lebensräume 
für Tiere und Pflanzen sowie artenreiche Trockenwiesen und -weiden 
gehen verloren.
Bisherige Direktzahlungen zu wenig zielgerichtet 
Im Hinblick auf die künftige Entwicklung der alpinen Landwirtschaft 
untersuchte das Team um die Botaniker Jürg Stöcklin und Markus 
Fischer im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Landschaften 
und Lebensräume der Alpen» (NFP 48), welche agrarpolitischen 
Massnahmen die alpine Biodiversität am besten unterstützen und 
fördern. Zu dieser Zielsetzung hat sich die Schweiz in der 
Verfassung, der Gesetzgebung und in internationalen Verträgen 
verpflichtet. Vom NFP 48 durchgeführte Befragungen belegen zudem, 
dass sowohl die Bergbevölkerung als auch Touristen und die 
Bevölkerung des Mittelandes eine Identität stiftende, vielfältige 
Landschaft mit einer reichen Artenvielfalt als Gewinn empfinden.
Seine Vorschläge zur Förderung der Biodiversität präsentiert das 
Autorenteam nun in der vierten thematischen Synthese des NFP 48, 
«Landnutzung und biologische Vielfalt in den Alpen». Die Synthese 
beruht auf einem Dutzend Forschungsprojekten, die in den letzten 
vier Jahren erarbeitet wurden, und diskutiert vier Szenarien. Die 
Agrarpolitik 2011, das erste Szenario, vermag den weiteren Rückgang 
der landschaftlichen und biologischen Vielfalt nicht aufzuhalten. 
Damit wird das Ziel verfehlt, die Biodiversität zu erhalten, und es 
entfällt einer der wichtigsten Beweggründe für das System der heute 
geltenden Direktzahlungen. Noch negativere Wirkungen auf die 
natürlichen Ressourcen hätten der Rückzug der Landwirtschaft aus 
dem Berggebiet – Szenario zwei – oder die Minimierung der 
Leistungsanforderungen für den Bezug von Direktzahlungen, Szenario 
drei.
Entschädigungen für nicht marktfähige Leistungen 
Im Gegensatz dazu stellt das vierte Szenario einen geeigneten Weg 
dar, die Schönheit und Eigenart der alpinen Landschaft zu erhalten. 
Es beruht auf der Umwandlung der produktorientierten Subventionen 
und eines Grossteils der lediglich an den allgemeinen ökologischen 
Leistungsausweis gebundenen Direktzahlungen in Direktzahlungen für 
präzis definierte ökologische Leistungen. Das Autorenteam schlägt 
deshalb vor, dass das System der landwirtschaftlichen 
Direktzahlungen modifiziert wird und öffentliche, von der 
Gesellschaft gewünschte, nicht marktfähige Leistungen – 
beispielsweise die Pflege besonders artenreicher Lebensräume oder 
der Unterhalt der traditionellen Kulturlandschaft – 
entschädigt werden.
Weil die Zahlungen klarer als heute an präzis definierte 
ökologische Leistungsanforderungen gebunden wären, würde dies auch 
die unternehmerische Selbstständigkeit der Landwirte fördern. Je 
nach Förderbereich könnten fixe Anreize gesetzt oder öffentliche 
Leistungen – etwa die Pflege einer bestimmten Fläche Magerwiesen – 
öffentlich ausgeschrieben werden. Das Autorenteam schlägt weiter 
vor, dass mindestens ein Drittel der Direktzahlungen über regionale 
Programme eingesetzt werden. Damit könnten die Effizienz gesteigert 
und die regionalen Aspekte der Landschaft besser berücksichtigt 
werden.
Publikation 
Jürg Stöcklin, Andreas Bosshard, Gregor Klaus, Katrin 
Rudmann- Maurer, Markus Fischer: Landnutzung und biologische 
Vielfalt in den Alpen – Fakten, Perspektiven, Empfehlungen. 
Thematische Synthese des Nationalen Forschungsprogramms 
«Landschaften und Lebensräume der Alpen» (NFP 48). 
vdf-Hochschulverlag, Zürich 2007. 160 S., Fr. 43.80.
Die französische Übersetzung des Buches ist in Vorbereitung.

Kontakt:

Prof. Dr. Jürg Stöcklin
Botanisches Institut der Universität Basel
Schönbeinstr. 6
CH-4056 Basel
Tel: +41 (0)61 267 35 01
Mobile: +41 (0)79 817 57 53
E-Mail: juerg.stoecklin@unibas.ch

Prof. Dr. Markus Fischer
Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern
Altenbergrain 21
CH-3013 Bern
E-Mail: markus.fischer@ips.unibe.ch
Tel: +41 (0)31 631 49 43
Mobile: +49 171 410 64 15

Informationen zum NFP 48:
Prof. Dr. Bernard Lehmann
Präsident der Leitungsgruppe NFP 48
Institut für Umweltentscheidungen, ETH Zürich
CH-8092 Zürich
Tel: +41 (0)44 632 53 91
Mobile: +41 (0)79 416 61 42
E-Mail: lehmann@ethz.ch

www.nfp48.ch

Der Text dieser Medienmitteilung sowie die anderen Unterlagen zur
Medienkonferenz stehen ab dem 29.5.2007, 11.30 Uhr auf der Website
des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: http://www.snf.ch
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